Wald aus Glas – Hansjörg Schertenleib

Download (64)Der Schriftsteller Hansjörg Schertenleib wurde 1957 geboren und lebt in Irland und Suhr. Seine Romane wurden bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und in unterschiedliche Sprachen übersetzt. Zuletzt sind von ihm die Romane “Nachtschwimmer” und “Cowboysommer” erschienen.

In seinem aktuellen Roman “Wald aus Glas” erzählt Schertenleib von zwei Frauenschicksalen, die er unheimlich feinfühlig miteinander verknüpft. Die zweiundsiebzigjährige Roberta Kienesberger lebt in einem Altersheim. Diese Entscheidung hat sie nicht freiwillig getroffen, sie war aufgrund von Umständen, die sie nicht beeinflussen konnte, dazu gezwungen ihre Wohnung zu verlassen – die Polizei musste sie heraustragen und ins Altersheim bringen. Ihren Hund Prinz musste sie in einen Hundezwinger geben. Mit dem Umzug ins Altersheim hat man ihr alles genommen, was ihr zuvor etwas bedeutet hat.

“Es ist doch bald vorbei, dachte sie, und ich vertue die Zeit, die mir bleibt, an einem Ort, an dem ich nicht freiwillig bin. Ein Kirschbaum bin ich, krumm und verwachsen, der immer noch Früchte trägt.”

Roberta möchte sich nicht abfinden mit der Situation, in der sie sich seit drei Monaten befindet. Zwanzig Jahre lang hat sie in einer Schreinerei als Sekretärin gearbeitet. Dieses selbstbestimmte Leben ist nun vorbei.

“Sie hatte lange nicht mehr an früher gedacht, aber seit einiger Zeit tat sie es. Es waren keine Szenen, die sie vor sich sah, es waren Bilder, sie erinnerte sich an das Licht über der Wiese hinter dem Elternhaus, wenn sie morgens im Nachthemd aus dem Fenster des Kleinhäuslerhofes geblickt hatte, erinnerte sich an ihre vier Kühe am Trog, die gefleckten Schädel nach ihr umgewandt. Sie sah den Krähenschwarm in den Bäumen hinter dem Schuppen mit der Werkstatt des Stiefvaters hocken, sah die neue Brücke über die Traun, drunten, im Ort, roch das flaschengrüne Flusswasser, das unter ihr vorbeizog, und den Malzkaffee, den ihr Stiefvater Johann trank, bevor er mit dem Rad in die Saline fuhr, wo er Schicht arbeitete, hörte das Summen der elektrischen Schreibmaschinen im Schulungsraum über der Papeterie in Bad Ischl, wo sie einen Kurs belegte.”

Hansjörg Schertenleib erzählt jedoch nicht nur Robertas Geschicht, sondern auch die von Ayfer Boskül, einem jungen fünfzehnjährigen türkischen Mädchen, das mit ihren Eltern in der Schweiz lebt. Sie ist seit einigen Monaten in den Jungen Davor verliebt und wurde von ihrem strenggläubigen Vater zurück in die Türkei geschickt. Dort soll sie  bei dem älteren Bruder ihres Vaters eine Ausbildung im Hotel Eysan machen. Ayfer leidet unter dem Leben in der Türkei und der Behandlung ihrer Verwandten, aber vor allem unter der Trennung von Davor.

“[…] Sehnsucht war ein Schmerz, der tief in der Brust saß und brannte wie ein Feuer, das mit jedem Gedanken an den Menschen, nach dem man sich sehnte, neue Nahrung bekam.”

Beide Frauen – Roberta und Ayfer – leiden unter ihrer Situation, die sich für sie wie Gefangenschaft anfühlen muss: in der Fremde gefangen, ohne die Dinge, die beide vorher geliebt haben. Beide entscheiden sich dazu, eine riskante Entscheidung zu treffen: Roberta möchte zurück zu ihrem Hund und gemeinsam mit ihm Orte ihrer Kindheit aufsuchen und Ayfer möchte zurück in die Schweiz, um wieder mit Davor zusammen sein zu können, aber auch, “um die Frau zu werden, die ich sein will, nicht die, die sich meine Eltern vorstellen”.

“Mit einem mal wusste sie, dass sie sich heute Nacht auf den Weg machen würde. Es ist ganz und gar nicht gleichgültig, wo man sich befindet, auch wenn man keinen Ort mehr hat auf der Welt. Ich verblasse, ich löse mich auf, hatte Roberta gedacht, als sie vor einigen Tagen zufällig ihr Spiegelbild erblickt hatte. Worauf wartest du denn noch? fragte sie sich. Die Angst wird auch morgen da sein, also geh, geh endlich!”

Beide entscheiden sich zur Flucht und erleben auf dieser einige schwierige und aufregende Situationen, aber auch schöne: sie lernen Menschen kennen, knüpfen Freundschaften. Hansjörg Schertenleib beweist beim Erzählen der Geschichte sehr viel Geschick. Es gibt einen Moment, an dem er die Fluchtwege der beiden Frauen kreuzen lässt. Diese zufällige Begegnung wird aus beiden Perspektiven erzählt.

Der Roman besticht neben dem Inhalt auch durch seine gelungene Komposition: er beginnt mit einer Art Prolog, einem Vorspann, der den Leser mitten hinein führt in die beiden miteinander verzweigten Geschichte. Sicherlich überraschend ist, dass man bereits auf den ersten Seiten erfährt, wie die Geschichte der beiden Frauen enden wird, ohne jedoch genauere Hintergründe zu erfahren. Dieser literarische Kniff ist unheimlich gelungen und hat bei mir für sehr viel Neugier und Spannung gesorgt, da ich unbedingt erfahren wollte, was zu diesem Ende geführt hat.

Hansjörg Schertenleib hat sich dazu entschieden, den Roman abwechselnd aus der Sicht Robertas und Ayfers zu erzählen. Der Roman ist in drei Teile geteilt: In der Fremde, Auf dem Weg und Zu Hause. Die Titel der Abschnitte stehen für das, was Roberta und Ayfer durchmachen, für das was sie erleben. Beide müssen auf erschreckende Weise feststellen, dass das Ziel des Weges – das nach Hause kommen – nicht gleichgesetzt werden darf mit Glück, mit Zufriedenheit.

“Für das, was dich erwartet, die Begegnung mit deiner eigenen Vergangenheit, mit deiner eigenen Herkunft, gibt es keinen Schutz.”

Der Roman besticht vor allem durch seine grandiose Komposition. Gut gefallen haben mir aber auch die landschaftlichen Beschreibungen, die sich durch sehr viel Liebe zu einem genauen Beobachten und feinen Details auszeichnen.

“Die Wolkenbank, die sich schnell über den Himmel schob, war schieferfarben, das Sonnenlicht, gefiltert durch die Zweige der Bäume, sprenkelt die Fassade mit Flecken, die tanzten, wenn der Wind auffrischte.”

Hansjörg Schertenleib findet trotz des brisanten Inhalts des Romans einen unaufgeregten Erzählston, der mich beim Lesen sehr begeistert und beeindruckt hat. Er erzählt mit sehr viel Ruhe und Souveränität und komponiert dabei eine Geschichte von zwei ganz besonderen Frauen, auch wenn ich zugeben muss, dass mich das Schicksal von Roberta stärker erreichen konnte, als das von Ayfer.

“Wald aus Glas” ist ein großartiger Roman, dessen Geschichte mich gefangen genommen und lange nicht mehr losgelassen hat. Der Roman ist berührend, poetisch dicht gewebt und erzählt die Geschichte zweier Frauen, die mich sehr berührt hat. Es ist lange her, dass ich ein Buch auch noch mitten in der Nacht in der Hand hielt und einfach nicht zur Seite legen konnte. So ging es mir mit “Wald aus Glas” und ich freue mich schon darauf, noch mehr von dem Autor entdecken zu dürfen.

19 Comments

  • Reply
    literaturen
    November 19, 2012 at 3:07 pm

    Ich muss ja sagen, gerade die Worte von Roberta, die du hier am Anfang beschreibst, berühren mich. Denn obwohl ich nun wirklich weit entfernt vom tatsächlich “ernstzunehmenden” Alter bin, in dem man sich Sorgen um den Tod und die Vergänglichkeit machen muss, habe ich diese Gedanken immer wieder und mogle mich ziemlich ungeschickt um die Auseinandersetzung damit. Insofern ist mir der Gedanke, alt in einem Altersheim zu sitzen, überraschend nah, trotzdem einige Jahrzehnte mich und Roberta trennen. Inwiefern steht der Titel in Zusammenhang mit der Geschichte? Wird das irgendwie aufgeklärt?

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      November 19, 2012 at 5:34 pm

      Liebe Sophie,
      ich hatte es ja auch in meiner Besprechung betont, dass mich das Schicksal von Roberta stärker berührt hat, als das von Ayfer, auch wenn ich dieser vom Alter her eigentlich näher bin.
      Ihre Situation alt in einem Altersheim zu sitzen, ihrer Selbstständigkeit und Entscheidungsfreiheit beraubt, ohne ihren Hund, empfand ich als sehr rührend. Dies liegt sicherlich auch an der Tatsache, dass ich selbst Hundebesitzerin bin und mich das Schicksal von Roberta und Prinz aus diesem Grund vielleicht noch stärker mitgenommen hat. Roberta ist eine sehr “toughe”, bewundernswerte Frau, die während der Lektüre in mein Herz gekrabbelt ist und sich dort eingenistet hat. Ich werde sie wohl noch eine Weile mit mir herumtragen.
      Den Titel kann ich dir nicht erklären. Der Wald spielt eine Rolle, vor allem zu Beginn und zum Ende des Romans, aber warum das Buch Wald aus Glas heißt, hat sich mir leider auch nicht erschließen können.

      Viele Grüße
      Mara

  • Reply
    buechermaniac
    November 19, 2012 at 8:30 pm

    Heute habe ich die kurze Rezension zu “Der Antiquar” bei Ingrid gelesen, die du ja auch kommentiert hast und jetzt lese ich deine schöne Rezension vom neuen Roman Schertenleibs. Das Buch liegt bereits seit einiger Zeit auf meinem SuB und ich freue mich darauf, es zu lesen. Ich habe es Ingrid schon gesagt – wenn du mehr von diesem Autor lesen möchtest, empfehle ich dir “Das Regenorchester”, das in Irland spielt und mir ausgezeichnet gefahlen hat. Schertenleib kann mit sehr viel Gefühl die Menschen beschreiben.

    Liebe Grüsse
    buechermaniac

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      November 20, 2012 at 5:27 pm

      Liebe buechermaniac,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar, ich erinnere mich ganz dunkel, dass wir irgendwann schon einmal über Schertenleib “gesprochen” haben. Auch wenn ich den Zusammenhang nicht mehr zusammenbekommen. “Das Regenorchester” habe ich mir bereits notiert und ich freue mich sehr darauf. 🙂 Mich hat “Wald aus Glas” unheimlich begeistert – es ist sehr unaufgeregt und ruhig erzählt, vielleicht hat mich das so sehr berührt. Auch die landschaftlichen Beschreibungen haben mich gereizt, meinen nächsten Urlaub möglicherweise in der Schweiz zu verbringen. 😉
      Ich wünsche dir viel Spaß bei der Lektüre und bin schon gespannt darauf, wie es dir gefallen wird.

      Viele Grüße
      Mara

      • Reply
        buechermaniac
        November 20, 2012 at 5:40 pm

        Liebe Mara

        Ich glaube, wir haben damals ganz generell über Schweizer Autoren gesprochen. Hat Schertenleib denn in seinem Roman über die Landschaften in der Schweiz geschrieben? Das interessiert mich jetzt wirklich. Und das wäre natürlich schön, wenn du die Schweiz entdecken würdest auf Grund eines Autors. Welche Gegend kommt dir da in den Sinn?

        • Reply
          buzzaldrinsblog
          November 21, 2012 at 3:38 pm

          Liebe buechermaniac,

          die Landschaft steht im Roman sicherlich nicht im Vordergrund, aber es gibt stellenweise sehr schöne landschaftliche Beschreibungen. Vor allem in den Abschnitten über Roberta, die zu dem Ort ihrer Kindheit zurückkehren möchte, einen wald durchstreift, an der Traun entlang. All das spielt wohl in der Nähe von Bad Ischl, aber du musst mir meine schlechten geographischen Kenntnisse verzeihen. 😉 Eine konkrete Gegend die ich mir vorstellen könnte, habe ich noch nicht – spannend fände ich es, beispielsweise Robertas Fluchtweg nachzufahren.

          Viele Grüße
          Mara

  • Reply
    sawiga
    November 20, 2012 at 7:01 pm

    Liebe Mara. Vielen herzlichen Dank für deine tolle Rezension zu einem Schriftsteller, den ich über alles liebe und ein Buch, welches auch mich tief berührt hat. Mir als Schweizerin ist Schertenleib schon länger ein Begriff und es ist schön zu sehen, dass seine Bücher auch im nahen Ausland gerne gelesen werden. Liebe Grüsse

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      November 21, 2012 at 3:23 pm

      Liebe Sandra,
      ich freue mich sehr, dass dir das Buch gut gefallen hat. Mich hat die Lektüre auch sehr tief berührt, wie bereits erwähnt vor allem auch das Schicksal von Roberta und Prinz. Ging es dir auch so, dass dir Robertas Geschichte näher ging, als die von Ayfer?
      Für mich war dies der erste Roman von Schertenleib, doch ich freue mich schon jetzt darauf, mehr von ihm entdecken zu können – vielfach wurde mir bereits “Das Regenorchester” empfohlen, was ich wohl als nächstes lesen werde. Hast du noch eine besondere Empfehlung?

      Viele Grüße
      Mara

      P.S. Kannst du vielleicht noch Licht ins Dunkle bringen, bezüglich des Titels? 🙂

  • Reply
    buechermaniac
    November 21, 2012 at 7:42 pm

    Ach so, dann musst du aber nicht in die Schweiz fahren, sondern nach Oberösterreich, denn Bad Ischl liegt in der Nähe des Traunsees und der befindet sich in diesem österreichischen Bundesland. Da war ich übrigens vor drei Jahren schon mal. Du möchtest also quasi eine Litera-Tour machen, wie ich es in Zürich mit Hugo Lötschers “Die Kranzflechterin” gemacht habe. Das kann sehr reizvoll und spannend sein und eröffnet dir die Lektüre auf ganz andere, aber vor allem sehr intime Weise.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      November 21, 2012 at 9:23 pm

      Liebe buechermaniac,
      wenn du mich jetzt sehen könntest, würdest du sehen, dass mir beim Lesen deiner Antwort die Schamesröte ins Gesicht gestiegen ist. 🙁 Nun hast du also einen Eindruck von meinen geographischen Kenntnissen und wahrscheinlich keinen guten. 😉
      Die Idee einer Litera-Tour möchte ich trotz diesen Fauxpas aber gerne weiterverfolgen. Sie ist mir auch bei meiner aktuellen Lektüre gekommen, da man in London sogar eine Statue besuchen kann, die für den Roman “Der Atem der Welt” eine wichtige Rolle spielt. Ich finde es toll, dass du bereits so etwas ähnliches gemacht hast, ich habe dies leider noch nie getan, würde es aber sehr gerne mal.

      Viele Grüße
      Mara

      • Reply
        buechermaniac
        November 22, 2012 at 6:07 am

        Liebe Mara

        Nimm’s gelassen, das kann vorkommen, wenn man den Roman eines Schweizers liest, der dann auf die Reise geht 😉

        Lass dich doch einmal durch meine Literatour anregen http://lesewelle.wordpress.com/2012/02/22/literatour-mit-die-kranzflechterin-von-hugo-lotscher/. Ich fand es etwas vom Tollsten, was ich mit Literatur je gemacht habe.

        Einen schönen Tag wünsche ich dir
        buechermaniac

        • Reply
          buzzaldrinsblog
          November 22, 2012 at 3:24 pm

          Liebe buechermaniac,

          ein bisschen unangenehm berührt fühle ich mich leider immer noch. Bei der Reiseroute Robertas scheint mir wohl entgangen zu sein, dass diese in Österreich endet. Sei es drum. 😉

          Morgen – mit etwas mehr Zeit und Ruhe – werde ich einen Blick in deine Literatour werfen und freue mich schon sehr darauf.

          Viele Grüße
          Mara

  • Reply
    wieort
    November 29, 2012 at 8:55 am

    Gestern hat Schertenleib im “Kontext” von DRS 2 (Schweizer Radio) einige Worte zum Buchtitel gesagt: Er kann und will ihn nicht erklären. Der Titel stehe im Zusammenhang mit der Poesie des Buches. Vielleicht sind es die poetischen Anteile, die LeserInnen nachhaltig berühren. – Ich konnte das Buch nicht weglegen, habe es verschlungen.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      November 29, 2012 at 3:21 pm

      Herzlich Willkommen auf meinem Blog und herzlichen Dank für deinen Kommentar, über den ich mich sehr gefreut habe. Ich danke dir für deine Erläuterung zum Buchtitel. Ich finde die Erklärung von Schertenleib schön und passend – Titel und auch Cover des Romans korrespondieren mit der Poetik innerhalb des Text. Wirklich sehr schön gestaltet vom Verlag. Mir erging es übrigens genauso wie dir – auch ich konnte das Buch einfach nicht weglegen, es war eine großartige Lektüre.

  • Reply
    Blogparade 2012 « buzzaldrins Bücher
    December 31, 2012 at 11:40 am

    […] Wald aus Glas, Hansjörg Schertenleib […]

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    Nachtgedanken | Wer wahrnimmt erfährt seine Wahrheit
    January 24, 2013 at 7:38 am

    […] Buch gelesen und der Inhalt beschäftigte sie, steuerte den Gang ihrer nächtlichen Gedanken. Das Buch handelte von einer alten Frau, die sich erfolgreich für ihre Freiheit einsetzt. Von da waren ihre […]

  • Reply
    bücherfreak
    April 21, 2013 at 10:01 am

    Hallo ihr begeisterten Leser!
    Jetzt, 5 Monate später, gebe ich auch noch meinen Senf dazu 🙂
    Ich habe das Buch gerade gestern Nacht fertig gelesen und mache mich heute daran es gebührend in mein Portfolio einzubinden. Ich fand die Geschichte von Roberta ebenfalls berührender, trotzdem fand ich Ayfers Erzählung irgendwie leichter zu lesen. Vielleicht einfach weil ich mich, bezüglich ihrer Beziehung zu Davor, besser mit ihr identifizieren kann.
    Zum Buchtitel: den einzigen Hinweis, den ich finden konnte, war auf der letzten Seite in Robertas innerem Monolog kurz vor ihrem Tod: “(…) das Leben ist ein Wunder, der Wald, er ist aus Glas (…)”. Vielleicht soll er die Vergänglichkeit bzw. Zerbrechlichkeit des Lebens darstellen, schließlich stellt man sich einen Wald ansonsten ja robust und “stark” vor. Ist natürlich reine Spekulation, wäre aber eine schöne Interpretation 🙂

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    Neu in unseren Bücherregalen. Eine kleine Auswahl. | Gemeindebücherei Marienheide
    December 13, 2013 at 9:58 am

    […] Giese hat den Roman in ihrem Blog Buzzaldrins Bücher […]

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    Ute
    August 20, 2014 at 8:19 am

    Liebe Mara,
    endlich, endlich habe ich ein Buch gelesen, das ich mir aufgrund deiner Rezension ausgesucht habe. Und mir hat es sehr gut gefallen. Einige wunderschöne Sätze sind in mein Schatzkästchen mit Buchzitaten gewandert. Die Lektüre hat mir richtig gut getan.
    Am meisten habe ich über den Titel nachgedacht. Was würde es bedeuten, wenn ein Wald wirklich aus Glas wäre?
    Zunächst wäre er tagsüber nicht mehr dunkel, sondern überall könnte sich das Licht brechen. Ich stelle mir solch einen Wald schillernd bunt vor. Allerdings würde er auch keine Rückzugsmöglichkeit bieten. Man könnte sich nicht verstecken und Tiere würden sich dort auch nicht ansiedeln. Die Luft wäre nicht frischer als in der Stadt. Ein Wald aus Glas wäre nicht nur sehr still, sondern auch zerbrechlich.
    Wahrscheinlich könnte man sich in diesem Wald schnell verlaufen, denn das Lichterspiel würde die Orientierung erschweren. Wem begegnet man in einem Wald aus Glas? Vor allem sich selbst. Das passt sehr gut auf die Reise der beiden Protagonistinnen, vor allem auf Roberta. Eigentlich hat sie ein klares Reiseziel vor Augen, den Ort ihrer Kindheit, doch schickt sie ihre eigene Selbstreflexion immer wieder auf Umwege. Sie kann nicht daran vorbei, dass sie ihren Sohn verlassen hat, es wird wieder sichtbar.
    Ayfer verliert auf diesem Weg alles. Schuldgefühle kommen noch hinzu. Roberta und Ayfer laufen aufeinander zu, doch ihre Begegnung wird nur von einem Bettler beobachtet. Das ist toll erzählt von Schertenleib. Was wäre, wenn die beiden Frauen sich gefunden hätten?
    Das Buch klingt noch in mir nach. Danke für diese wunderbare Empfehlung.

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