Sigrid Löffler im Gespräch!

Sigrid Löffler ist eine österreichische Publizistin, Kulturkorrespondentin und Literaturkritikerin.  Sie war Teilnehmerin des Literarischen Quartetts und ist Jurorin der SWR-Bestenliste. Zuletzt erschien von ihr im C.H. Beck Verlag das Buch “Die neue Weltliteratur”. Dieses wird sie am 28. Februar in der Paulinerkirche in Göttingen vorstellen. Dies habe ich zum Anlass genommen, Sigrid Löffler einige Fragen zu stellen.

Sigrid Löffler

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Sie haben Germanistik und Anglistik studiert, wie führte Sie Ihr Weg anschließend zur Literaturkritik?

Ich habe bei der Wiener Tageszeitung «Die Presse» als Außenpolitikerin begonnen, bin dann als Generalistin zum österreichischen Nachrichtenmagazin «profil» gegangen, habe dort die Kulturredaktion aufgebaut und mich auf Kulturpolitik, Theater- und Literaturkritik spezialisiert; das waren auch meine Schwerpunkte als Feuilletonchefin der Hamburger «Zeit». Als ich im Jahr 2000 in Berlin die Monatszeitschrift «Literaturen» gründete, habe ich die Theaterkritik aufgegeben und mich ausschließlich auf Literaturkritik konzentriert. Im Rückblick scheint mir diese journalistische Entwicklung sinnvoll: von der Tages- über die Wochenpresse zur Monatszeitschrift. Also in Richtung Vertiefung und Spezialisierung.

Wie kann ich mir den Arbeitsalltag einer Literaturkritikerin vorstellen?

Der Alltag besteht aus Lesen und Schreiben, dazwischen auch aus Reden im Radio und auf Podien, in Literaturhäusern, Universitäten, Bibliotheken oder bei literarischen Events sonst.

Gibt es auch mal lesefreie Tage?

Nein.

Wie viele Bücher lesen Sie im Jahr?

Zwischen 120 und 150.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Bücher aus, die Sie besprechen?

Ich habe Favoriten, deutschsprachige und internationale Autoren, von denen ich jedes neue Buch lese. Von Autoren wie Peter Handke, Elfriede Jelinek, Per Olov Enquist, Javier Marías, John Banville, Aleksandar Hemon, Zadie Smith, Péter Esterházy, Julian Barnes, Hilary Mantel, Per Petterson, Michael Ondaatje und vielleicht zwei Dutzend weiteren Autoren lese ich alles, was erscheint. Darüber hinaus suche ich interessante Neuerscheinungen und interessante Debütanten aus.

Was passiert, wenn Ihnen ein Buch nicht gefällt? Brechen Sie auch Bücher ab oder wird jedes zu Ende gelesen?

Es gibt das Kriterium des ersten Satzes, erweiterbar allenfalls auf das Kriterium der ersten Seite. Da entscheidet sich, ob ein Buch etwas taugt, ob es sprachlich und gedanklich auf der Höhe ist und ob ich weiterlese. Missglückte Bücher lege ich beiseite, ohne sie zu Ende zu lesen. Das sind nicht wenige.

In der Literaturblogszene wird auch immer wieder die Frage diskutiert, was man mit Büchern macht, die einem nicht gefallen haben. Ich tue mich zum Beispiel immer noch sehr schwer mit negativen Kritiken. Wie ergeht es Ihnen, empfehlen oder kritisieren Sie lieber?

Ich bin Kritikerin, keine Warenausruferin und auch nicht der journalistische Dienstleister oder gar der verlängerte Arm der Marketing-Abteilungen der Verlage. Mag sein, dass meine positiven Urteile vom Publikum als Empfehlung verstanden werden, doch ich betreibe keine Verkaufsförderung, ich versuche, die Qualität eines literarischen Textes zu ergründen und zu definieren. Meine Glaubwürdigkeit als Kritikerin hängt von meinem unabhängigen, kritischen Urteil ab, das ist die einzige Legitimation, die ich habe. Urteilen heißt unterscheiden. Also gibt es auch negative Urteile, vulgo Verrisse.

Wozu brauchen wir heutzutage noch die Literaturkritik?

Wir brauchen die Literaturkritik heute dringender denn je, auch wenn sie vielerorts gerade unterlaufen, diskreditiert und abgeschafft wird, weil sie als antiquiert gilt und weil ihre Denkfiguren als zu umständlich, zu anstrengend, zu zeitraubend angesehen werden. Benötigt werden die Kompetenz, die Leidenschaft und das unabhängige Urteil des Kritikers, denn diese Qualifikationen sind unentbehrlich in der geheimen Solidargemeinschaft von Autoren und ihren Lesern. Wenn die richtigen Bücher und die richtigen Leser zusammenfinden sollen, dann bedarf er der kritischen Moderation der Literaturkritiker. Das können weder die Werbesprüche von Marketing-Leuten, Service-Journalisten oder Fernseh-Marketenderinnen, noch die zumeist durch nichts legitimierten Laien-Kritiker im Internet.

Was beeinflusst Ihrer Meinung nach den Geschmack und das Verkaufsverhalten von Lesern – die Literaturkritik oder doch die Werbung?

Die literarischen Trends in der Buchwelt sind zumeist marktgesteuert, nicht viel anders als die Schuhmode. Verkaufspsychologen organisieren das Kaufverhalten in den Buchläden und Buchhandelsketten. Es gibt Markt-Strategen und Strippenzieher, die das Buchmarkt-Geschehen bestimmen und steuern, ohne dass der Buchkäufer sich dessen bewusst wäre. Diese unsichtbaren Einflussfiguren entscheiden, welche Titel dem Konsumenten überhaupt vor Augen kommen. Dazu gehören die literarischen Agenten, die Verlagslektoren, die Vertriebsexperten der Verlage, die Chefeinkäufer der großen Buchhandelsketten. Die Literaturkritik hat da wenig mitzureden. Die Deutungshoheit der professionellen Kritik ist eigentlich nur noch in einem kleinen Reservat des Buchmarktes in Kraft, bei der Belletristik im engeren und strengeren Sinn sowie beim Qualitätssachbuch. Die überwiegende Mehrheit der jährlich mehr als 100.000 deutschsprachigen Neuerscheinungen besteht aus nicht-rezensierbaren Büchern, die ohne die Mitwirkung der Literaturkritik auf dem Markt lanciert und vertrieben werden. Der Konsument wird da über andere Kommunikationskanäle angesprochen als über die Literaturkritik, nämlich über Fernseh-Talkshows, über Werbung, über die Klatschpresse, über Internet-Gechatter.

Wo verorten Sie in dem Zusammenhang die Onlinemedien? Glauben Sie, dass Literaturblogs eine Konkurrenz zum Feuilleton werden können?

Der professionellen Kritik ist eine mächtige Konkurrenz erwachsen – in Gestalt von Hobbykritikern, die bei Amazon und auf anderen Websites Bücher besprechen. Amazon hat die klassische Literaturkritik sozusagen demokratisiert: Jeder Konsument ist auch Kritiker. Das Prinzip des Hobbykritikers passt natürlich perfekt zur demokratischen Mitmachkultur des Internet: Einfache Verständlichkeit, kombiniert mit einem niedrigschwelligen Angebot, das auf möglichst breite Beteiligung setzt, auf Schwarm-Intelligenz statt auf Autorität. Ich finde, dass hier unter dem Deckmantel einer angeblichen Demokratisierung der Literaturkritik in Wahrheit die Kritik entprofessionalisiert wird, denn diese Hobbykritiker schütten zumeist nur ihre unüberprüfbaren Bauch-Urteile und willkürlichen Begeisterungsanfälle ins Netz, ohne Begründungen. Sie stehen dafür auch nicht mit ihrem eigenen Namen ein, denn sie schreiben zumeist unter Pseudonym. Weder ihre Glaubwürdigkeit, noch ihre Unabhängigkeit noch ihre professionelle Legitimation sind überprüfbar. Weshalb sich die Manipulationsvorwürfe häufen. Schließlich geht es um viel Geld. Die wenigen weißen Schafe ernstzunehmender Literaturkritik in Online-Medien können nicht über die vielen schwarzen oder grauen Schafe hinwegtäuschen.

Was sind für Sie im Moment besonders wichtige Entwicklungen im Literaturbetrieb?

Das Atlas der Literaturlandschaften verschiebt sich gerade; Europa und Nordamerika bilden längst nicht mehr das Zentrum; der Fokus der Aufmerksamkeit liegt zunehmend auf außereuropäischen, nicht-westlichen Literaturen und deren rasantem Wachstum. Was in den letzten zwei, drei Jahrzehnten entstanden ist, ist eine ungeheuer dynamische, postnationale universale Literatur, eine globale Literatur. Sie wird zumeist von Migranten geschrieben, von Flüchtlingen aus oft literaturfernen oder literarisch stummen Weltgegenden, aus Krisen- und Bürgerkriegsregionen, aus ehemaligen Kolonien in Afrika, Asien oder der Karibik. Diese Migranten eröffnen neue Erzählwelten und Erfahrungsräume. Diese neue Weltliteratur wird hierzulande noch zu wenig wahrgenommen, aber das ändert sich gerade.

Beschäftigen Sie sich mit der multimedialen Entwicklung? Besitzen Sie einen E-Reader?

Ich arbeite seit vielen Jahren mit einem Kindle-Reader. Das schont die finnischen Wälder.

Abschließende Frage: was sind Ihre Lesetipps für dieses Frühjahr?

Wie gesagt: Ich gebe keine Tipps.

61 Comments

  • Reply
    BücherBall (@wiggiblog)
    February 20, 2014 at 2:00 pm

    Hallo Mara!

    Ein sehr informatives und interessantes Interview hast du da geführt. Ich fand besonders spannend zu lesen, wie nüchtern Sigrid Löffler den (leider) zunehmenden Bedeutungsverlust der professionellen Literaturkritik betrachtet hat, vielleicht hat sie die Entwicklungen auch einfach gelernt, so hinzunehmen. Ich habe bis vor einem Monat in einer Filiale einer großen Buchhandelskette als Student gearbeitet und muss ihr da ausnahmslos recht geben. Die Kommerzialisierung der Buchwelt war dort mehr zu spüren als anderswo…

    Etwas schade finde ich, wie sie anscheinend die “Amazon-Kritiker” mit Bloggern und Bloggerinnen gleichsetzt. Ich finde, man sollte nicht alle Online-Kritiker über einen Kamm scheren, sondern schon differenziert betrachen.

    LG,
    Kevin

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:10 pm

      Hallo Kevin,

      auch ich habe Weihnachten in einer Buchhandlungskette gearbeitet und habe es als zunehmend deprimierend empfunden, was die Leute kaufen und lesen – ohne dies nun wertend zu meinen. Es wird das gelesen, was in der Bestsellerliste steht. Bei den Kunden, die ich erlebt habe, hatte allerhöchstens noch die Vergabe eines Preises eine gewisse Bedeutung, sprich viele haben Alice Munro gekauft. In einer Buchhandlungskette fühle ich mich mittlerweile häufig wie in einem Discounter, nicht mehr wie in einem Buchladen …

      Ich finde es übrigens auch schade, dass es ihr nicht gelingt, zwischen Amazonkritikern und ernsthaften Bloggern zu differenzieren. Sie wirft für meinen Geschmack alle in einen Topf.

      Liebe Grüße
      Mara

      • Reply
        jancak
        February 21, 2014 at 2:11 pm

        Das ist ein Abwehrmechanismus, denke ich, früher gehörte das ganze Terrain den Kritikern und die sagten den Lesern, wo es langgeht, jetzt kommen die Hauptschüler daher und scheinen es besser zu wissen. Ich bezweifle, daß sich Frau Löffer ernsthaft mit den Internetkritiken auseinandersetzt und daher nicht genau weiß, was es da zu differenzieren gibt. Das Interview war aber vielleicht eine Möglichkeit eine Türe zu öffnen und Frau Löffler, die ja einerseits sehr streng tut!”, “Da gebe ich keine Empfehlungen, da bin ich mit dem Autor per Sie!”, ist andererseits wieder sehr freundlich, so hat sie meinen Mann damals in der Hauptbücherei gefragt, wie er in die Veranstaltung kam und für wen sie das Buch signieren soll.

  • Reply
    jancak
    February 20, 2014 at 2:42 pm

    Das ist ein sehr interesantes Interview, weil es viele Fragen aufwirft, die ich mir auch manchmal stelle. Ich bin ja eine, die etwas gegen “Verriße” hat und denke die brauchen nicht sein, denn ich kann jedes Buch wertfrei besprechen, meine Meinung sagen und brauche mich nicht unbedingt auslassen, daß dieses Buch jetzt unbedingt, das Schlechteste von allen Schlechtesten ist. Und anläßlich des Todes von MRR, der mich sehr bewegt hat, habe ich mir die alten Videos angeschaut, darunter auch das über den Haruki Murakami, das ja zu dem Zerwürfnis von Reich Ranicky und Sigrid Löffler führte und mein Eindruck war, das ist ein wortgewaltiger alter Mann, dessen Wortgewalt, ich anläßlich seiner Biografie durchaus verstehen kann, aber das, was er da sagt “Ein gutes Buch, ein schlechtes Buch!”, ist durchaus subjektiv und hat sich, wenn man beispielsweise an die Jörg Fauser Debatte vom letzten Bachmannpreis denkt, längst verändert. Inzwischen hat es dem Autor aber vielleicht Schaden zugefügt und eigentlich geht es ja nur darum, da ist ein Buch, ich lese es und habe einen Eindruck davon. So gesehen tue ich mir mit Feststellungen, wie mißlungen auch sehr schwer, weil ich glaube, daß es das nicht gibt und es genügend Beispiele von Irrtümern gibt und halte sie auch nicht für notwendig. Manche Bücher gefallen mir gut, andere halte ich schwer aus, das hat oft auch persönliche Gründe und sind daher auf die Allgmeinheit nicht unbedingt übertragbar und das wird auch für die Berufskritiker gelten. Ich lese beispielsweise solche Kritiken auch nicht sehr oft, halte Frau Löffler für sehr kompetent, habe ihr neues Buch in meinem Badezimmer liegen, brauche ihre Meinung zur Buchentscheidung aber nicht. Daß sie Schwierigkeiten mit den Amazonkritiken beispielsweise hat, habe ich schon in einer anderen Literatursendung gehört und kann das auch verstehen. Weil da kommt jetzt jeder daher, versteht nicht soviel, wie sie bvon Literatur und sagt trotzdem seine Meinung. Natürlich, das stimmt schon, kann man das mißbrauchen, wenn man beispielsweise nicht seinen Namen sagt und ein Buch verhindern will. Das trifft bei den Bücherbloggern aber, glaube ich, nicht so zu, die lesen, glaube ich, größtenteils die Bücher und sagen ihre ehrliche Meinung und natürlich können sie auch mal sagen, das hat mir nicht gefallen! Mit “das ist jetzt schlecht oder mißlungen!”, würde ich persönlich aufpassen, aber jeder hat natürlich seinen eigenen Stil!

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:16 pm

      Liebe Eva,

      ich habe ja schon mehrmals angesprochen, dass mir Verrisse schwer fallen und ich nicht gerne negative Kritik übe. Ich zweifel auch den Sinn von Verrissen an, da vieles doch im persönlichen Geschmack begründet liegt. Wenn mir Bücher nicht gefallen, versuche ich dies mit dem nötigen Respekt zu formulieren, ohne jedoch das Buch in Grund und Boden zu verreißen – das ist einfach nicht unbedingt mein Stil.
      Die Kritiken bei Amazon müssen sicherlich auch kritisch betrachtet werden, ich habe in meiner Tätigkeit für einen Verlag selbst erleben müssen, dass es nicht ungewöhnlich ist, positive Kritiken in “Auftrag” zu geben. Diese Gefahr sehe ich bei Bloggern allerdings nicht. Ein Großteil der Blogger und Bloggerinnen, die ich kenne, betreibe ihren Blog mit sehr viel Eifer und Herzblut und tun das sicherlich nicht nur, um für einen Verlag Werbung zu machen.

      Liebe Grüße
      Mara

      • Reply
        jancak
        February 21, 2014 at 2:07 pm

        Ja, warum sollte das nicht möglich sein, bei einem Buch zu erzählen, um was es darin geht und wie es einer dabei gegangen ist.
        “Damit hatte ich Schwierigkeiten, das hat das und das bei mir ausgelöst, etc” bei “Kleine Kassa” beispielsweise, hatte ich sofort Mitleid mit dem Helden, später bin ich daraufgekommen, der ist ja gar nicht so wehrlos und inszeniert vielleicht, das ganze Horrorgeschehen, damit er an die Ostsee kommt und das sind dann die Lernprozesse, die ich nicht hättebe, wenn ich den Druck verspüre, der Welt und dem Autor jetzt unbedingt zu beweisen, daß er ein schlechtes Buch geschrieben hat.
        Wenn das so ist, weiß er das schon selber und braucht mich nicht dazu. Vielleicht sollten wir uns also mehr trauen, nicht unbedingt, den “Veriß zu liefern”, weil das die Leser angeblich so wollen.
        Ehrlich sollte es natürlich sein und bei den Rezensionsexemplaren sollte man vielleicht als Neuling auch aufpassen, sich da nicht selber unter einen Druck zu setzen und ein Buch, das einem nicht gefällt zu loben, nur weil man anderenfalls dann vielleicht keine Bücher mehr bekommt. Das wäre das andere Extrem. Also weiter so rezensieren, daß das Bauchgefühl stimmt würde ich raten, dann stimmt das andere auch!

  • Reply
    Tom
    February 20, 2014 at 3:03 pm

    Hallo Mara, danke für dieses Interview. Ich schätze Frau Löffler sehr und halte sie für eine wirklich ernst zu nehmende Kritikerin. Gerade auch, weil sie ihre Meinung deutlich und begründet sagt.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:02 pm

      Hallo Tom,

      auch ich schätze Frau Löffler als Literaturkritikerin, aus diesem Grund wollte ich sie auch interviewen. Viele ihrer Aussagen sind tendenziell sicherlich richtig, dennoch stört mich bei ihr die starke Verallgemeinerung was ihr Erleben der Onlinewelt anbelangt.

      Liebe Grüße
      Mara

  • Reply
    skyaboveoldblueplace
    February 20, 2014 at 3:19 pm

    Liebe Mara,
    ein sehr interessantes Gespräch mit Frau Löffler hast Du da geführt.
    Zwei Ihrer Sätze sind mir aufgefallen. Zunächst der Satz:
    Ich habe Favoriten, deutschsprachige und internationale Autoren, von denen ich jedes neue Buch lese.
    Das scheint mir stark im Kontrast zu stehen zu Ihrem Anspruch auf Objektivität – den ich im übrigen auch blödsinnig finde, wenn man bedenkt, dass es sich auch bei LiteraturkritikerInnen um Menschen handelt.

    Der andere Satz ist dieser hier:
    Meine Glaubwürdigkeit als Kritikerin hängt von meinem unabhängigen, kritischen Urteil ab, das ist die einzige Legitimation, die ich habe.
    Das stellt für mich Ihren Satz über die ‘Hobbykritiker’ in ein sehr schales Licht:
    Weder ihre Glaubwürdigkeit, noch ihre Unabhängigkeit noch ihre professionelle Legitimation sind überprüfbar.

    Ansonsten hat sie mit vielen Dingen natürlich recht, insbesondere, was die Marktsteuerung betrifft und alle damit zusammenhängenden Dinge.

    Alles in allem finde ich Dein Interview ausgesprochen aufschlussreich, sowohl, was das Thema Literaturkritik betrifft, als auch, was Frau Löfflers Selbstdarstellung betrifft.

    Danke dafür und halbdigitale Grüße aus meiner derzeitigen, Netcologne-verschuldeten Internet-Diaspora

    Kai

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:22 pm

      Lieber Kai,

      ich sende Grüße in deine Diaspora und hoffe, dass sie nicht mehr all zu lange anhalten wird!

      Bei deinen Kritikpunkten am Gespräch kann ich mich nur anschließen, auch mir sind diese Punkte aufgestoßen – Sigrid Löffler vertritt sicherlich Extrempositionen, die dazu einladen, zu diskutieren, sie neigt in ihren Aussagen aber auch dazu, vieles in einen Topf zu werfen. Ich glaube, dass es zwischen Amazonkritikern und Blogkritikern noch einmal starke Unterschiede geben kann.

      Unterschreiben kann ich viele ihrer Aussagen zur Marktsteuerung, da geht es mir ähnlich wie dir und bei diesen Ansichten hat mich meine Aushilfstätigkeit im Buchhandel sicherlich geprägt.

      Liebe Grüße
      Mara

      • Reply
        skyaboveoldblueplace
        February 21, 2014 at 4:27 pm

        Liebe Mara,
        wollte doch unbedingt noch sagen (wenn ich schon mal kurz online bin), dass ich es wirklich klasse finde, dass Du so iommer wieder interessante Interviewpartner gewinnen kannst und uns dadurch neue Einblicke gewährst!
        Liebe Grüße, Kai

  • Reply
    Gaby
    February 20, 2014 at 3:19 pm

    Wiedermal ein sehr interessantes Interview. Danke, Mara!

  • Reply
    vigoleis01
    February 20, 2014 at 3:34 pm

    Ein sehr interessantes Interview, danke! Spannend finde ich, wie sehr Frau Löffler ihre Unabhängigkeit, ihr unabhängiges Urteil etc. betont. Dabei zeigt doch gerade die Tatsache, dass (natürlich) auch sie ihre Lieblingsautoren hat, dass auch sie nicht vor dem gefeit ist, was sie hier in Bezug auf Internet-Literaturkritik abschätzig “willkürliche Begeisterungsanfälle” nennt. Da ist einiges Ungereimtes in ihren Aussagen.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:24 pm

      Ich stimme dir zu, dass einiges in den Aussagen sicherlich ungereimt ist – vielleicht deutet das daraufhin, wie wichtig es ihr als Kritikerin sein muss, ihre Position zu verteidigen. Ich finde das (pauschale) Urteil, das sie über Hobbykritiker fällt, aber auch schade.

      • Reply
        jancak
        February 21, 2014 at 2:16 pm

        Der Widerspruch ist, die “Amazonkritiken sind gekauft oder gefälscht!, aber andererseits brauchen wir Kritiker, damit die Leute wissen, was sie lesen sollen!”
        Ich brauche sie nicht und lese Kritiken höchstens nur sehr oberflächlich, aber vielleicht brauchen die Leute die Empfehlung doch, wie das Erlebnis als Weihnachtsaushilfe zeigt. Denn wir sind wahrscheinlich nicht die Durchschnittsleser. Die lesen vier bis acht Stück pro Jahr und kaufen dann zu Weihnachten der Schwiegermutter Alice Monroe und die hat Glück, daß es Frau Läffler gibt, sonst hätte sie vielleicht den Reinhard Jirgl bekommen!

  • Reply
    kulturellematrix
    February 20, 2014 at 3:46 pm

    Das ist ein richtig gutes Interview.

  • Reply
    Henni
    February 20, 2014 at 3:59 pm

    Hallo Mara,

    du hast hier ein sehr interessantes Interview mit einer interessanten Persönlichkeit geführt. Ich gestehe, sie nicht gekannt zu haben, ich kenne die wenigsten Literaturkritiker.

    Es ist aber mal schön zu lesen, wie sie ihre Meinung vertritt und auch was sie schreibt.

    Hat mir Spaß gemacht zu lesen, danke!

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:25 pm

      Gerne, ich freue mich, dass du das Interview gerne gelesen hast! 🙂

  • Reply
    Petra Gust-Kazakos
    February 20, 2014 at 5:02 pm

    Liebe Mara,

    hab herzlichen Dank für diesen Beitrag, den ich sehr interessant finde.

    Allerdings gibt es mehrere Punkte, die ich anders sehe als deine Interviewpartnerin. Beispielsweise sollte man zwischen anspruchsvollen Literaturblogs und Amazon-Kritiken à la “Das ist ein tolles Buch, unbedingt lesen!” schon stärker differenzieren. Gerade eine Expertin sollte die Unterschiede wahrnehmen. Auch haben manche Literaturblogger einen ähnlichen Hintergrund wie “professionelle” Literaturkritiker (etwa ein abgeschlossenes Studium der Germanistik und Anglistik). Aber möglicherweise befasst sie sich nicht näher mit Literaturblogs und kennt daher die Unterschiede nicht.

    Was die Unabhängigkeit angeht, würde ich außerdem vermuten, dass ein Großteil der Blogger aufgrund der persönlichen Interessen Bücher kauft und liest und diese Bücher dann empfiehlt oder auch nicht. Dafür erhält man üblicherweise kein Gehalt und profitiert weder durch Anzeigenschaltung noch sonstwie von einer Besprechung, sei sie positiv oder negativ. Es ist also gewiss nicht richtig, Literaturblogger, die ein Anzeigen-freies Blog führen, in einen Topf mit Marketingmenschen der Buchbranche zu werfen.

    Liebe Grüße
    Petra

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:29 pm

      Liebe Petra,

      ich kann mich den beiden Punkten, die du kritisch betrachtest, nur anschließen. Ich habe das Interview mit der Intention geführt, eine Literaturkritikerin vorzustellen, ich war aber auch gespannt darauf zu erfahren, wie eine Kritikerin das wahrnimmt, was heutzutage der Nachwuchs online macht. Schade, dass Sigrid Löffler nicht so offen für diese neuen Entwicklungen erscheint. Ich stimme dir zu, dass man Amazon-Kritiker und Blogkritiker nicht miteinander vergleichen kann und sollte – das, was Frau Löffler beschreibt, trifft sicherlich auf einige Kritiken bei Amazon zu, bei denen man sich über die Unabhängigkeit in der Tat nicht im Klaren sein kann. Ich würde das aber nicht auf ernsthafte Literaturblogs übertragen, denn – wie du schon schreibst – was sollten Blogger von positiven Besprechungen haben? Wir kriegen schließlich keine Prämie und kein Gehalt ausgezahlt.

      Liebe Grüße
      Mara

  • Reply
    dasgrauesofa
    February 20, 2014 at 5:48 pm

    Liebe Mara,
    mir hat das Interview mit Sigrid Löffler auch sehr gut gefallen. Mit den Hinweisen auf die sehr marktwirtschaftliche Steuerung des Buchverkaufs hat sie sicherlich sehr recht.
    Was mir natürlich auch sehr aufstößt, wie meinen Vorrednern auch, ist ihre Pauschalkritik gegen alle Äußerungen über Bücher in digitalen Medien. Vielleicht hat sie keine Ahnung (da ist es ja gut, wenn sie nun nach dem Interviem vielleicht mal auf Deinen Blog vorbeisurft und auf die sich darauf auch ergebenden Vernetzungen schaut) oder sie sieht die Gefahr der Konkurrenz sehr wohl und versucht es erst einmal mit pauschal abwertenden Äußerungen.
    Und ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob Zeitungsredaktionen immer so ganz objektiv sind, denn die Verlage schalten ja auch Werbungen für ihre Bücher und Werbung ist nun einmal das zweite und sehr wichtige finanzielle Standbein der Printmedien.
    Und was die Qulität der professionellen Literaturkritik betrifft, so finde ich manche der Artikel so oberschlau und verquast, dass ich nach dem Lesen zwar voller Ehrfurcht vor der umfassenden Bildung des Autor erstarrt bin, leider aber immer noch nichts über das Buch weiß (Achtung: Ironie). Und manchmal bin ich auch sehr erstaunt über die doch nur rudimentär vorhandenen inhaltlichen Kenntnisse so mancher hochdekorierter Literturkritiker.
    Genauso also wie nicht alles gut im Internet ist, ist auch nicht alles gut im Bereich der professionellen Literaturkritik.
    Interessiert hätte mich ja noch, wie Sigrid Löffler den Untergang der “Literaturen” findet.
    Viele Grüße, Claudia

    • Reply
      Kathrin
      February 21, 2014 at 8:52 am

      Liebe Claudia, liebe Mara,

      Claudia, du hast mir hier sehr aus dem Herzen gesprochen und ich kann alles, was du hier aufgeführt hast, nur unterstreichen.

      Auch ich fand das Interview sehr interessant und kann einige Anmerkungen Sigrid Löfflers bestätigen, bspw. was das Marketing betrifft. Anderes habe ich aber auch mit Bauchschmerzen gelesen – insbesondere den von vielen anderen hier angesprochenen Punkt, Blogger und Amazon-Kritiker gleichzusetzen. Natürlich gibt es bei Amazon und anderen Online-Shops gefälschte Kritiken entweder vom Autor selbst oder von eingekauften Kritikern. Bei Bloggern halte ich das aber eher für unwahrscheinlich (noch?) – die meisten besprechen doch Bücher nach ihrem eigenen Geschmack, sodass es natürlich auch meist nur zu positiven Besprechungen auf Blogs kommt. Das zeigt, meines Erachtens, aber eher, dass die jeweiligen Blogger beim Bücherkauf/-leih gut einschätzen können, welches Buch etwas für sie wäre (so wie Frau Löffler nach dem ersten Satz einschätzen kann, ob sie einen Zugang zum Buch findet). Zudem kennen die meisten Blogleser nach kurzer Zeit auch grob den literarischen Geschmack der Blogger und können daher selbst urteilen, ob die Rezension auch ihren Geschmack übertragbar ist oder nicht. Dass ein professioneller Kritiker die Bücher auf eine andere Art beurteilt bzw. dabei andere Schwerpunkte setzt, will ich gar nicht leugnen, auch haben sie durchaus ihre Legitimation. Aber letztlich geht es doch darum, dass eine Geschichte irgendetwas bei den Lesern bewegt, bestimmte Gefühle auslöst, zum Denken anregt oder seinen Horizont erweitert – und das ist meines Erachtens, was fast jeder erfahrene Leser bei einer Lektüre erkennen kann, oder zumindest sind dazu auch Buchblogger in der Lage, dass sie ihre Bücher mit Blick auf die Rezension doch bewusster lesen, als jemand, der nur zur Entspannung oder Unterhaltung zu einem Buch greift.

      “Und ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob Zeitungsredaktionen immer so ganz objektiv sind, denn die Verlage schalten ja auch Werbungen für ihre Bücher und Werbung ist nun einmal das zweite und sehr wichtige finanzielle Standbein der Printmedien.”
      Exakt so ist es! Natürlich sollen Journalisten objektiv sein – aber nicht immer können sie es auch. Ich habe selber schon in einer Redaktion gearbeitet und da mussten auch hin und wieder lobpreisende Artikel geschrieben werden, nur weil ein Anzeigenkunde in dieser Ausgabe eine große Anzeige schaltete.Die Redaktionen – gerade die Printmedien – stehen finanziell zunehmend unter Druck und kaum eine Redaktion kann es sich leisten, einen Anzeigenkunden zu vergraulen. Deshalb verstehe ich auch die Empörungen wegen dem ADAC nur bedingt – hat irgendjemand tatsächlich geglaubt, dass die Preise dort gänzlich objektiv vergeben wurden, wo es doch bestimmte Unternehmen gibt, die regelmäßig, große Anzeigen schalteten?!

      “Und was die Qulität der professionellen Literaturkritik betrifft, so finde ich manche der Artikel so oberschlau und verquast, dass ich nach dem Lesen zwar voller Ehrfurcht vor der umfassenden Bildung des Autor erstarrt bin, leider aber immer noch nichts über das Buch weiß (Achtung: Ironie).”
      So geht es mir auch. Wie oft habe ich vermeintliche Rezensionen gelesen, in denen der Kritiker lange biografische Punkte des Autors aufführte, Vergleiche zu anderen Autoren oder bestimmten Ereignissen herstellte und sich über die Stilistik entweder echauffierte oder diese in den Himmel lobte – über den Inhalt oder die Charaktere des Buches wusste ich nach den Berichten, die locker eine A4-Seite umfassten, aber noch immer nichts. Ebenso ist es schon öfters vorgekommen, dass ein Journalist kritisierte, dass dieses nicht erläutert oder jenes nicht aufgeklärt wurde, was im Buch (welches ich selbst gelesen hatte) aber durchaus erwähnt wurde – da war klar, dass der Journalist nur Teile des Buches gelesen hat! Und wie verlässlich ist eine Rezension eines professionellen Kritikers, wenn dieser das Buch nicht in seiner Gänze kennt? Dann vertrau ich doch lieber den Bloggern, die das komplette Buch gelesen habe oder, falls nicht, zumindest darauf hinweisen.

      • Reply
        dasgrauesofa
        February 21, 2014 at 5:59 pm

        Liebe Kathrin,
        ich habe mich sehr gefreut über Deinen nicht nur zustimmenden, sondern die Argumente auch deutlich erweiternden Beitrag!
        Viele Grüße, Claudia

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:34 pm

      Liebe Claudia,

      eigentlich fasst du in deinem Kommentar ja bereits alles wichtige zusammen, ich kann diesen deshalb nur nachdrücklich unterschreiben.

      Auch mich stört diese pauschale Kritik an Onlinerezensenten, seien diese nun bei Amazon oder auf Blogs zu finden. Kritik ist sicherlich in gewisser Hinsicht angebracht, vor allem bei Besprechung auf Amazon, ich hätte mir in diesem Punkt aber eine gewisse Differenzierung gewünscht. Karla Paul hatte in dem Gespräch mit mir gefordert, dass Zeitungsfeuilletons sich der Onlinekritik stärker öffnen sollten und diese Forderung habe ich hier wieder bestätigt gefunden. Schade! Onlinekritik und Literaturkritik im Feuilleton könnten sich sicherlich in irgendeiner Form gut ergänzen, dafür müsste die traditionelle Kritik nur endlich etwas offener werden.

      Nach dem Untergang der Literatur frage ich dann im nächsten Gespräch … 😉

      Liebe Grüße
      Mara

  • Reply
    saetzebirgit
    February 20, 2014 at 7:22 pm

    Nach dem Motto “Es ist schon alles gesagt, aber nicht von allen”: Ein hochinteressantes Interview, schön, dass Dir das gelungen ist. Und wie Claudia, Petra und Kai stoßen mir auch die angesprochenen Punkte auf. Aber da spricht ja eben auch die Autorität aus ihr, die wackelt. Das Alleinstellungsmerkmal der Literaturkritik in den gängigen Feuilletons wird natürlich durch qualifizierte Blogger bedroht. Zudem: Schaue ich mir an, wie in manchen Feuilletons ebenfalls jeweils reflexartig Begeisterungsstürme ausbrechen, wenn von einem bestimmten Autoren ein neues Buch erscheint – so sehr unterscheidet sich das von der “Schwarmintelligenz” nicht, oftmals erscheinen mir das sogar intelligenter als das, was in machen Printmedien zu lesen steht.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:36 pm

      Ich finde es toll, was für eine angeregte Diskussion aus diesem Interview hervorgegangen ist und welche Punkte dabei angesprochen wurden, es sind Punkte, die mich auch beschäftigt haben. Das Feuilleton scheint Blogger vielleicht in der Tat als bedrohende Konkurrenz wahrzunehmen, statt neue Möglichkeiten darin zu sehen. Schade eigentlich!

      • Reply
        saetzebirgit
        February 21, 2014 at 1:39 pm

        Ja, das ist doch toll – dass Du bzw, Dein Interview dies ermöglicht hast. Das ist ja auch der Vorteil am Bloggen im Vergleich zu den Print-Feuilletons: Eine Diskussion ist dort nicht möglich. Ich denke, mit der Zeit lernen die das auch noch, als Ergänzung statt Konkurrenz zu sehen.

        • Reply
          buzzaldrinsblog
          February 22, 2014 at 8:16 pm

          Ich finde, dass dies – die direkte Kommunikation mit allen Beteiligten – auch einer der größten Vorteile von Onlinemedien ist. Einen Artikel in einer Zeitung kann ich zwar lesen, aber es ist nicht leicht, ihn mit meinen Gedanken und Einfällen direkt zu kommentieren.

          • saetzebirgit
            February 23, 2014 at 4:33 am

            Genau – das meinte ich!

  • Reply
    danares
    February 20, 2014 at 9:51 pm

    Einen sehr interessanten Interview-Gast hast Du da, Mara, der sehr tiefe Einblicke erlaubt.
    Entschuldige, wurde das hier schon gesagt? Ich weiß manchmal nicht, ob es sich gerade um meine eigene Meinung, Schwarmintelligenz oder um einen Kniefall vor der Autorität handelt…

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 21, 2014 at 1:35 pm

      Danke für deinen Kommentar, über den ich herhaft schmunzeln musste! 😉

  • Reply
    Lesenswertes #4 | unregelmäßige Gedankensplitter
    February 21, 2014 at 9:34 am

    […] noch ein Link zu buzzaldrin, diesmal ein Interview mit Sigrid […]

  • Reply
    buchpost
    February 21, 2014 at 6:47 pm

    Ihr habt es ja eigentlich schon gesagt, aber ich möchte mich trotzdem gern einreihen, frei nach dem hübschen Motto von Birgit.

    “Meine Glaubwürdigkeit als Kritikerin hängt von meinem unabhängigen, kritischen Urteil ab, das ist die einzige Legitimation, die ich habe. Urteilen heißt unterscheiden.” und ein paar Zeilen später schreibt sie von den
    “zumeist durch nichts legitimierten Laien-Kritiker im Internet.”

    Was die Unabhängigkeit angeht, halte ich Blogger im Grunde sogar für unabhängiger als hauptberufliche Kritiker. Sie bekommen kein Geld, stehen unter keinem Termindruck, können lesen, was sie wollen, müssen nicht nur die Neuerscheinungen lesen, sondern dürfen nach Herzenslust Altes, Neues, Anspruchsloses, Weltliteratur, Krimis, Romane, Gedichte usw. lesen und sich an ihren Entdeckungen freuen.
    Bliebe der Gesichtspunkt der Kritik, des Unterscheidens, der sauberen Begründung anhand bestimmter Kriterien. Das aber ist eine Stärke, die ich auch in verschiedenen Blogs meine, entdecken zu können. Was Fr. Löffler hier auch unter den Teppich kehrt, ist die Tatsache, dass selbst die hehre Schar der professionellen Kritiker sich keineswegs immer einig in der Beurteilung eines literarischen Werkes ist.

    “Wenn die richtigen Bücher und die richtigen Leser zusammenfinden sollen, dann bedarf er der kritischen Moderation der Literaturkritiker.” Das ist nun – leider, leider – einfach falsch und wird durch stete Wiederholung nicht richtig.

    Offensichtlich hat sie sich noch nicht die Mühe gemacht,, durch die vielfältige englisch- und deutschprachige Literaturbloggerwelt zu reisen. Eine ganze Reihe der Blogger haben, wie schon von Petra angemerkt wurde, nicht nur einen ähnlich akademischen Hintergrund, sondern sind z. T. als Dozenten an Unis tätig. (Nicht, dass ich das für entscheidend halte, aber Fr. Löffler irrt, wenn sie glaubt, dass da ausschließlich geist-und hirnlose Wesen schreiben, die nur zu bauchgesteuerten Reflexen in der Lage sind.)

    Dass Blogger im Übrigen ganz unterschiedliche Zielsetzungen mit ihren Blogs verfolgen, sei nur nebenbei bemerkt.

    Und dann spricht sie von der “Deutungshoheit der professionellen Kritik”. Da kann ich nur noch müde lächeln. Diese Deutungshoheit benötigt, um eine solche zu sein, die Anerkennung des Publikums. Mündige LeserInnen werden professionelle Kritik zur Kenntnis nehmen, sie – möglicherweise – hilfreich, aufschlussreich und erhellend finden, aber sie sind nicht mehr auf sie angewiesen.

    Ihre Unterstellung, dass alles, was “ohne die Mitwirkung der Literaturkritik auf dem Markt lanciert” wird, Müll sei und seinen Erfolg der “Klatschpresse” und dem “Internet-Gechatter” verdanke, finde ich überheblich und zeugt von wenig Respekt anderen Meinungen gegenüber.

    Wie gut, dass Frau Löffler erkannt hat, dass weder die “Glaubwürdigkeit, noch ihre Unabhängigkeit noch ihre professionelle Legitimation” (die der Internethobbykritiker) überprüfbar sind.

    Ich finde es großartig, dass Mara dieses Interview geführt hat, und bin verschnupft, dass eine Kritikerin, die mir etwas von Deutungshoheit erzählen möchte, so dermaßen oberflächlich argumentiert. Glaubwürdigkeit und professionelle Legitimation klingen für mich ganz anders.

    Und die versteckte Werbung für ihr neues Buch war nun auch nicht zu überhören. Ich hoffe, sie kann mit der zum Glück professionellen Kritik in der TAZ vom 21.Februar gut leben 🙂

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 23, 2014 at 12:54 pm

      Liebe Anna,

      auch wenn bereits vieles gesagt wurde, freue ich mich dennoch, dass du dich hier noch einmal zu Wort meldest. Ich finde es sehr interessant, was für eine angeregte Diskussion aus diese, Interview heraus entstanden ist. Ich habe den Eindruck, dass Sigrid Löffler eine Extremposition vertritt, sicherlich auch, um ihre eigene Profession zu verteidigen und zu rechtfertigen. Schade finde ich dabei jedoch, dass sie bei ihrem Blick auf Onlinekritik wenig differenziert zu Werke geht – genau diesen Punkt sprichst du ja auch an. Da fällt ihr Urteil für meinen Geschmack viel zu pauschal aus.

      Liebe Grüße
      Mara

  • Reply
    Catherine Madeleine Buchling (Buchlingreport)
    February 21, 2014 at 8:15 pm

    Hallo Mara,
    Ich habe mir jetzt tatsächlich die Zeit genommen alle! Kommentare hier zu lesen und ich finde tolle, was jeder einzelne geschrieben hat und stimme allen zu. Super, dass so viele kommentiert haben und sich hier so viele Gleichgesinnte finden.

    Danke dafür! Zum Inhalt sag ich nichts, das haben alle vor mir schon bestens gemacht.
    Liebe Grüße
    Madeleine

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 22, 2014 at 8:22 pm

      Liebe Madeleine,

      ich freue mich über deinen Besuch und dass du dir die Zeit genommen hast und die Mühe gemacht hast, alles zu lesen. Wie schön ist es darüber hinaus, dass du ähnliche Schlüsse ziehst.

      Danke für deine Wortmeldung, liebe Grüße
      Mara

  • Reply
    Der Sonntagsleser KW#8 Februar – 2014 | Lesen macht glücklich
    February 23, 2014 at 6:33 am

    […] letzten Beitrag habe ich mir das Interview von buzzaldrinsblog mit Sigrid Löffler aufgehoben. Aus diesem Interview, welches ich sehr interessant fand, hat sich eine spannende […]

  • Reply
    Die Sonntagsleserin #KW8 | Literaturen
    February 23, 2014 at 7:03 am

    […] von buzzaldrins führte außerdem diese Woche ein Interview mit Sigrid Löffler, das hier und da für Diskussionen […]

  • Reply
    Sonntagsleserin KW #08 – 2014 | buchpost
    February 23, 2014 at 7:32 am

    […] hat außerdem ein Interview mit Sigrid Löffler, der Literaturkritikerin, geführt; Löfflers Antworten haben mich ein wenig […]

  • Reply
    [Die Sonntagsleserin] KW #08 – Februar 2014 | Phantásienreisen
    February 23, 2014 at 7:56 am

    […] bereits genannten Rezension findet ihr bei Buzzaldrins Bücher aktuell auch ein sehr interessantes Interview mit der Literaturkritikerin Sigrid Löffler, welches für reichlich Diskussionsstoff sorgt – nicht zuletzt aufgrund Sigrid Löfflers […]

  • Reply
    Sonntagsleser: Blog-Presseschau 23.02.2014 | buecherrezension
    February 23, 2014 at 7:58 am

    […] Blog fand sich diese Woche ein hochinteressantes Interview mit der Literaturkritikerin Sigrid Löffler. Gerade weil sich so herrlich über das von ihr Gesagte streiten lässt, weil ihr vernichtendes […]

  • Reply
    Petra Wiemann
    February 23, 2014 at 9:08 am

    Liebe Mara,
    Hier hat sich ja eine spannende Diskussion entwickelt!
    Was Frau Löffler offenbar unterschätzt, ist das was einen guten Blogbeitrag auszeichnet, nämlich das offene Bekenntnis zu einem subjektiven Urteil statt das vermeintlich objektive Urteil eines Profis. Ein guter Blogbeitrag kann mir mehr darüber sagen, ob mir ein Buch gefallen könnte als eine elaborierte Kritikerrezension.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 23, 2014 at 12:41 pm

      Liebe Petra,

      ich muss auch gestehen, dass ich mir eher spontan mal ein Buch kaufe, wenn ich eine schöne Rezension auf einem Blog dazu lese, als wenn ich eine fundierte Besprechung in einer Zeitung sehe. Aber auch das ist sicherlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. 🙂

      Liebe Grüße
      Mara

  • Reply
    Bri
    February 23, 2014 at 10:29 am

    ein tolles Interview! Manchmal glaube ich, ich erwische seit ich besser, anders auswähle einfach nur noch Bücher, die ich toll finde 😉 Vielleicht liegt es ja auch daran, dass man ein besseres Urteilsvermögen entwickelt und Bücher, die man für sich selbst nicht als lesenswert erachtet, weil Stil oder Inhalt nicht gefallen könnten, gleich mal weg lässt … wir haen ja auch nicht so viel Zeit für das was wir hier nicht professionell = beruflich tun,auch wir geben unser Herzblut hierein, aber sicherlich auf anderer Ebene, wie Fr. Löffler das tut, die ja auch von subjektiven Urteilen spricht. Ojektiv kann man meiner Meinung nach Literatur nicht bewerten, denn ob etwas gefällt oder nicht, das ist immer subjektiv begründet.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 23, 2014 at 12:39 pm

      Ich befürchte, dass man meinem Blog auch nachsagen kann, dass ich so positiven Urteilen tendiere – ich verwende aber auch sehr viel Zeit auf die Auswahl meiner Lektüre, überlege ganz genau, was ich lesen möchte und sortiere das aus, wo ich im Vorfeld weiß, dass es mir nicht gefallen wird. In gewisser Hinsicht ist dies sicherlich auch eine Qualität die erwächst, je besser man sich selbst und seinen eignen Geschmack kennt. 🙂

      • Reply
        Bri
        February 23, 2014 at 2:47 pm

        Genau, das meinte ich. So passiert das eben. Aber ich lese heute ein Buch auch nicht mehr ganz, wenn ich merke, dass es mir gerade nicht passt … wenn ich es nicht ganz gelesen habe, dann rezensiere ich auch ungern. Manchmal muss ich, mache aber auch klar, dass ich das Buch abgebrochen habe … also ja, auch ich muss mir diesen Schuh wohl zu einem gewissen Teil anziehen.

  • Reply
    atalantes
    February 23, 2014 at 11:02 am

    Liebe Mara,

    das Interview hat mir wirklich gefallen. Deine Fragen fand ich sehr gut und Frau Löfflers Antworten sehr interessant. Mich hätte zudem ihre Ansicht zu Selfpublishern interessiert. 😉

    Vielen der Ansichten, die in den Kommentaren geäußert wurden, stimme ich zu. Bei manchen wäre mehr Differenzierung angebracht.

    Denn ebenso wie nicht alle Literaturblogger in undifferenzierte Begeisterung ausbrechen, sind alle Amazon-Kritiker unfähig oder korrupt. Dort gibt es mitunter sehr differenzierte Rezensionen zu lesen von Menschen, die vielleicht auch Germanistik und Anglistik studiert haben. Das sage ich jetzt nicht, weil ich selbst auch dort unterwegs bin. 😉

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      February 23, 2014 at 11:18 am

      Liebe Atalante,

      danke für deine Wortmeldung, ich freue mich von dir zu lesen.

      Du sprichst in deinem Kommentar einen wichtigen Punkt an, der seit gestern auch an mir nagt. Ich wollte keinesfalls pauschal Amazonkritiker diskreditieren und es tut mir leid, wenn dies so rübergekommen sein mag. Ich glaube, dass es viele tolle Amazonkritiker geben mag, ich glaube aber auch, dass die Gefahr bei Amazon größer ist, dass es sich nicht um unabhängige Besprechungen handelt. Diese Gefahr sehe ich bei Literaturbloggern, die ihren Blog ernsthaft seit Jahren betreiben weniger. Aber auch da sollte natürlich stärker differenziert werden: ich glaube keinesfalls, dass die Blogger die Guten und die Amazonkritiker die Bösen sind. 😉

  • Reply
    macg82
    February 26, 2014 at 7:36 am

    Sodele, nachdem ein wenig Zeit ins Land gegangen ist, möchte ich auch noch kurz meinen Kommentar schreiben, da mich dieses Interview doch sehr bewegt zurückgelassen hat, was die Ansicht von Frau Löffler gegenüber Blogkritiken angeht. Zuerst möchte ich aber wieder einmal anmerken, dass du ein klasse Interview geführt hast. Wie ist dieses zustande gekommen? Habt ihr telefoniert oder unter 4 Augen gesprochen? Sollte das der Fall sein, dann sage ich noch einmal gesondert – Gut gemacht – denn bei manchen Antworten, die auch dich getroffen haben müssen, bist du ruhig geblieben.
    Manche Dinge, die Frau Löffler angesprochen hat, sind sicherlich richtig (Marktsteuerung und dergleichen); aber eigentlich stieß mir ihre Sturheit, Blogkritiken als gleichwertiges Instrument anzusehen, sauer auf. Sie kommt sicher noch aus einer anderen Zeit, in der die Literaturkritiker vorgaben, was gut und was schlecht war und sozusagen die Vorauswahl für den Leser getroffen haben. Doch erst seit ich Blogs zur Recherche verfolge und auch selber über Bücher schreibe, finde ich die Literatur, die ich gerne lesen möchte. Gerade weil Blogs nicht so distanziert schreiben müssen, wie ein Literaturkritiker, spricht mich das mehr an. Ich will nicht sagen, dass Literaturkritiker dadurch keine Daseinsberechtigung mehr hätten, aber gerade die Aussagen von Frau Löffler diesbezüglich sind doch etwas sehr zeitfremd und zeigen, dass sie sich mit dieser Thematik nicht auseinander gesetzt hat, was ich schade finde.

    Das sollte nochmal kurz meine Meinung sein, wenn auch etwas spät und wahrscheinlich die 25. dazu 😀 Es ist auf jeden Fall eine spannende Diskussion, die du mit diesem Interview losgetreten hast.

    LG, Marc.

  • Reply
    buchwolf
    February 28, 2014 at 9:36 pm

    Danke für dieses interessante Interview!
    Wolfgang

  • Reply
    Meine Buchtipps
    March 3, 2014 at 3:01 pm

    ich habe sigrid löffler mal vor jahren getroffen; sie ist eine sehr interessante gesprächspartnerin und ich danke dir, für dieses interview 🙂

    lg

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      March 5, 2014 at 1:12 pm

      Gerne, ich freue mich, dass du es gerne gelesen hast! 🙂

  • Reply
    Sieben Sprünge vom Rand der Welt | 54books
    March 8, 2014 at 8:31 am

    […] Bücher von der Spiegel Bestsellerliste auch wirklich lese. Sigrid Löffler ließ uns im Interview mit Mara wissen, dass es für sie ein “Kriterium des erstens Satzes, erweiterbar allenfalls auf das Kriterium […]

  • Reply
    Quo vadis, Literaturkritik? | Literaturen
    May 25, 2014 at 9:40 am

    […] die man rief und nicht mehr beseitigen kann – darüber gehen die Meinungen auseinander. Schon Sigrid Löffler sagte in einem Interview, die Literaturkritik sei nichts für Laien, für lesende Hausfrauen und […]

  • Reply
    Literaturkritik – es wird mal wieder diskutiert. Warum und worüber eigentlich? | Hedoniker
    May 26, 2014 at 8:24 am

    […] Sigrid Löffler hat vor nicht allzu langer Zeit die Frage, ob Literaturkritik in Blogs stattfindet, pauschal verneint, es geht hin und her. Ich verstehe das […]

  • Reply
    Sind Blogger Dilettanten? | Literaturgefluester
    May 27, 2014 at 6:31 am

    […] und ich habe wieder etwas über Laienrezensionen gelesen. Da gab es auch einmal ein Interview mit Sigrid Löffler, die sich dagegen aussprach und darüber, daß die Blogger nur die Feuilletons nachahmen würden, […]

  • Reply
    Gleichmacher über Meinungsmacher | 54books
    May 27, 2014 at 6:24 pm

    […] aber Berufskritikerinnen wie Sigrid Löffler sagen, dass die Literaturkritik durch Blogger entprofessionalisiert würde, weil diese “zumeist nur […]

  • Reply
    Literaturkritik und Literaturblogger – Profis versus Dilettanten? | buchpost
    May 28, 2014 at 4:10 pm

    […] Der Zug ist abgefahren und lässt sich nicht mehr aufhalten. Zwar hat Sigrid Löffler in dem Interview, das Mara mit ihr führte, einfach behauptet: “Benötigt werden die Kompetenz, die […]

  • Reply
    Hurra – »We read Indie« wird ein Jahr! | We read Indie
    June 2, 2014 at 8:44 am

    […] erzähle – inzwischen haben sich Literaturblogs ja weitgehend etabliert, wenn man mal von einigen Feuilletonisten absieht. Ein Nerd bin ich hingegen in den Augen derjenigen, die selbst nichts mit der Branche am […]

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