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Pfaueninsel – Thomas Hettche

Thomas Hettche erschafft in seinem Roman Pfaueninsel eine Welt, die längst vergangen scheint. Die Pfaueninsel war im 19. Jahrhundert eine Art künstliches Paradies, voller exotischer Pflanzen und wilden Tieren. Doch im Zentrum dieser märchenhaft verwunschenen Geschichte stehen weder Gärten noch Tierwelt, sondern ein kleinwüchsiges Schloßfräulein und eine tragische Liebe.

DSC_1830Nichts auf der Pfaueninsel steht sicher in seiner Zeit. Jede Geschichte beginnt lange, bevor sie anfängt.

Die Geschichte, die Thomas Hettche erzählt, beginnt im Jahr 1810 und endet etwa 70 Jahre später. Die Pfaueninsel ist ein wunderschöner Ort mitten in der Havel bei Potsdam. Die Insel wurde damals im 19. Jahrhundert unter der Leitung von Peter Joseph Lenné, Karl Friedrich Schinkel und dem Hofgärtner Ferdinand Fintelmann zu einem künstlichen Paradies umgestaltet. Es wurden nicht nur exotische Blumen gepflanzt, sondern auch seltene Tiere wurden auf der Insel heimisch: es gab Kängurus, Affen und einen Löwen. Auch menschliche Exoten fanden sich auf der Insel: riesenhafte Gestalten, dunkelhäutige Wilde und sogar zwei Zwerge. Christian und Marie, die eigentlich Maria Dorothea Strakon heißt. Das kleinwüchsige Geschwisterpaar kam 1806 auf die Insel und Marie ist auf der Pfaueninsel das Schloßfräulein.

[…] die Makel des Zwergenwuchses, der ihren Kinderkopf im Laufe der Jahre immer weiter verformte, so daß ihre Stirn sich hoch aufwölbte unter dem Haaransatz, und darunter die breite, wie zerdrückte Sattelnase mit der aufgestülpten Spitze, die so gar nichts von einem Kindernäschen hatte.

Für die Besucher ist der Besuch der Pfaueninsel wie die Reise in eine fremde Welt, in eine exotische Welt voller Absonderlichkeiten, die man am Ende des Tages – glücklicherweise – wieder verlassen kann. Ein bisschen wie eine Spielzeugwelt. Doch für Marie ist die Pfaueninsel ein Zuhause, das sie in dem ständigen Gefühl bewohnt, anders zu sein, absonderlich, abartig, makelhaft. Nicht wirklich ein Mensch, sondern eine Mischung aus Pflanze und Tier. Auf keinen Fall normal. Sie wird aufgrund ihrer Kleinwüchsigkeit auf der Insel geduldet, aber nicht geliebt. Sie muss immer wieder für die Befriedigung von männlichen Bedürfnissen herhalten, aufgrund ihrer Zartheit weckt sie Interesse. Der König wendet sich an sie, aber auch ihr eigener Bruder. Doch im Grunde bleibt Marie alleine. Ihre Wünsche und Bedürfnisse bleiben unerfüllt, dabei wünscht sich Marie nicht viel, nur ein bisschen Liebe hätte sie gerne. Sie hat ein Auge auf Gustav geworfen, den Sohn des Hofgärtners. Doch kann die Liebe wirklich die scheinbaren Grenzen des Normalen überwinden?

Ein Monster. Sie versuchte das Wort abzuschütteln, wie man ein Insekt abschüttelt, aber es wollte ihr nicht gelingen. Monster. Monster. Monster.

Thomas Hettche legt mit seinem Roman Pfaueninsel ein Buch vor, das eigentlich aus zwei Ebenen besteht, die der Autor sehr gekonnt miteinander verbindet. Da gibt es zum einen die historische Geschichte der Pfaueninsel, die von allerlei beeindruckenden Herrschaften bevölkert wird und immer wieder in den Roman  sehr ausführlich einfließt. Da geht es um Sichtachsen, Botanik und Menagerien und um die Anordnung der seltenen Pflanzen, da werden Könige erwähnt und historische Zusammenhänge, da kommen Lenné und Schinkel zu Wort und Fintelmann der Hofgärtner. Einschränkend gesagt werden muss an dieser Stelle, dass diese Passagen ab und an einen ermüdenden Charakter haben. Zum anderen gibt es da aber auch noch die tragische Liebesgeschichte und die tragische Lebensgeschichte von Marie, die Thomas Hettche mitten hinein in diesen historischen Stoff verpflanzt, die wohl aber genauso gut in unserer heutigen Zeit funktionieren könnte. Diese Ebene hat mich von Beginn an begeistern können.

[…] alles nur Maskerade, Kulisse wie die Mauern des Schlosses, die nicht aus Steinen, sondern aus bemalten Brettern bestanden. Schloßfräulein, dachte Marie, und begann zu weinen, war sie nur in dieser Welt der Lüge, in der wirklichen aber ein Monster.”

Marie ist ein in all ihrer Naivität liebenswertes Mädchen. Die Pfaueninsel bietet ihr und ihrem Bruder Christian ein Zuhause, doch eine wirkliche Heimat finden sie dort nicht. Es ist vor allen Dingen Marie, die unter dem Makel der Kleinwüchsigkeit leidet. Die glaubt, ein Monster zu sein und stetig auf der Suche nach einem Platz im Leben ist. Dabei bedient sie sich auch der Literatur, liest sich durch die Schloßbibliothek – im verzweifelten Versuch Antworten auf Fragen zu finden, die sie quälen und bedrängen. Ihr größter Lebenswunsch ist es geliebt zu werden, doch die Liebe zu Gustav kann sie nicht erfüllen.

Thomas Hettche gelingt es, das Innenleben von Marie mit viel Feinfühligkeit und Wärme zu schildern. Das Mädchen, aus dem im Laufe der Geschichte eine unglückliche alte Frau wird, die kaum noch gehen kann, ist mir beim Lesen ganz eng ans Herz gewachsen. Aber auch die Geschichte der Pfaueninsel in all ihren poetischen Bildern weiß zu überzeugen.

Pfaueninsel ist ein wahrlich wunderschöner und sehr lesenswerter Roman. Eine weitere Besprechung gibt es auf dem Blog Wörterrausch.

Liebe im Miniaturformat (5)

Es ist schon wieder mehr als vier Monate her, dass ich euch auf Bücher aufmerksam gemacht habe, die ich viele Monate zuvor gelesen und geliebt habe und die nun endlich auch im Taschenbuch erschienen sind. Jetzt habe ich endlich einmal wieder die Zeit gefunden, mich erneut durch endlose Bücherlisten zu wühlen, um nach Büchern Ausschau zu halten, die ich vor vielen Monaten gerne gelesen habe und die nun in der schmalen und kostengünstigeren Taschenbuch-Variante erschienen sind oder noch erscheinen werden.

Es macht mir eine große Freude, euch ganz besondere Bücher auf diesem Weg noch einmal ans Herz legen zu können, es ist gleichzeitig aber auch für mich spannend, mich an Bücher zurückzuerinnern, die ich vor vielen Monaten gerne gelesen habe. Meinen Blog bezeichne ich ja auch immer wieder als literarisches Gedächtnis und es ist schön, auf diesem Weg noch einmal in Geschichten einzutauchen, die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.

PicMonkey CollageFranz Friedrich – Die Meisen von Uusima singen nicht mehr (23. Juni)

Deborah Levy – Heim schwimmen (27. Mai)

David Grossman – Aus der Zeit fallen (27. April)

Sabrina Janesch – Tango für einen Hund (18. April)

Karen Köhler – Wir haben Raketen geangelt (19. Februar)

Janet Frame – Wenn Eulen schrein (19. Februar)

Thomas Hettche – Pfaueninsel (8. Februar)

Stephan Thome – Gegenspiel (8. Februar)

Clarice Lispector – Nahe dem wilden Herzen (8. Februar)

Michael Köhlmeier – Zwei Herren am Strand (22. Januar)

Navid Kermani – Große Liebe (22. Januar)

Thomas Melle – 3000 Euro (22. Februar)

Der Gedanke daran, dass die Haltbarkeit von Bücher immer schneller abnimmt, macht mich immer wieder traurig. Mittlerweile haben Bücher eine immer geringer werdende Halbwertszeit: Titel, die sich nach drei Monaten nicht mehr verkaufen, verschwinden aus den Läden. Manchmal habe ich so ein Bild vor Augen: lauter lesens- und entdeckenswerte Bücher, auf denen eine dicke Staubschicht liegt, weil ihnen keine Zeit gegeben wurde, entdeckt und gelesen zu werden. Ob wir diese Flut an Neuerscheinungen – jedes Jahr wieder – tatsächlich brauchen, weiß ich auch nicht. Umso wichtiger ist es mir, in unregelmäßigen Abständen auf Bücher hinzuweisen, die ich vor einiger Zeit gerne gelesen habe. Ich hoffe, dass sie nun, wo sie für etwas weniger Geld erhältlich sind, noch viele weitere Leser und Leserinnen finden werden.

Ein Blick auf die kurze Liste

Shortlist1

Vor fast genau vier Wochen wurde die Shortlist bekannt gegeben, im Laufe des heutigen Abends wird schließlich ein Gewinner gekürt. Oder wird es vielleicht sogar eine Gewinnerin? Mit Angelika Klüssendorf und ihrem Roman April steht nur eine einzige Frau zur Auswahl. Ich habe in den vergangenen vier Wochen fünf der sechs nominierten Titel gelesen und auf meinem Blog vorgestellt. Eine Besprechung des sechsten Romans, Panischer Frühling von Gertrud Leutenegger, findet sich auf dem Blog Das graue Sofa.

Für mich war das diesjährige Longlistlesen, aus dem in den letzten Wochen ein Shortlistlesen wurde, ein spannendes Projekt. Ich habe durch die Longlist viele großartige Bücher entdecken dürfen, mein großer Favorit für die heutige Preisverleihung ist wohl Lutz Seilers Roman Kruso, der mich thematisch und auch sprachlich überzeugen konnte. Doch auch die anderen Bücher der Shortlist waren mal eine berührende, mal eine spannende und mal eine unterhaltsame Lektüre. Dadurch, dass ich die Titel der Shortlist nacheinander verschlungen habe, ist möglicherweise so etwas wie eine literarische Kettenreaktion entstanden. Ich habe beim Lesen immer wieder nach Verbindungslinien und Bezügen zwischen all den Büchern gesucht.

Die sechs Autorinnen und Autoren der Shortlist 2014 führen uns mit sprachlicher Brillanz ihre Figuren in all ihrer Würde vor Augen, sie erweitern dabei unseren Blick auf das Leben und unsere Gegenwart und justieren ihn neu.

Dies sagte Jurysprecherin Wiebke Porombka bei der Bekanntgabe der Shortlist und ich kann mich diesen Worten nur anschließen: das, was mich an den fünf Büchern der Shortlist wohl am stärksten beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass in allen Büchern Figuren beschrieben werden, die durch ihr Leben taumeln. Eds Leben bricht in Kruso in tausend Scherben und statt zu promovieren, arbeitet er als Abwäscher auf Hiddensee. Die Zwergin Marie lebt unglücklich auf der Pfaueninsel, durch ihre körperliche Behinderung ist es ihr verwehrt am wahren Leben teilzunehmen. Auch April, die aus schwierigen Verhältnissen kommt, steht am Rand der Gesellschaft und kämpft sich durch ihr Leben, immer im Versuch ein klein wenig Glück festzuhalten. In 3000 Euro verkörpern Denise und Anton die moderne Version der am Leben Gescheiterten. All diese Figuren werden uns näher gebracht und wir dürfen an ihren Leben teilnehmen. Einzig und allein der Roman von Heinrich Steinfest passt für mein Empfinden nicht in diese thematische Reihung, denn Sixten Braun ist zwar eine ungewöhnliche Figur, doch im Vergleich zu den anderen Titeln fehlt es diesem Roman an der drängenden Ernsthaftigkeit und Tiefe.Wer auch immer heute Abend gewinnen mag, die Figuren der Shortlisttitel mögen vielleicht die wahren Gewinner sein. Den Buchpreis sollten Marie und Ed erhalten, die starke April und Denise und Anton, denn alle von ihnen habe während der Lektüre in mein Bücherherz geschlossen.

Die Preisverleihung könnt ihr übrigens im Livestream hautnah mitverfolgen!

Der Allesforscher – Heinrich Steinfest

Ein explodierender Wal, ein abgestürztes Flugzeug, ein Manager aus dem ein Bademeister wird – klingt vielleicht skurril, ist aber die Lebensgeschichte von Sixten Braun. Heinrich Steinfest erzählt in seinem Roman Der Allesforscher von der wundersamen Wandlung eines Topmanagers und von so einigen abstrusen Begebenheiten. Das ist auf jeden Fall unterhaltsam, doch reicht das auch aus, um auf der kurzen Liste der sechs besten Romane des Jahres zu stehen?

DSC_1903Der Beginn eines jeden Buchs leidet unter einem großen Manko: Es fehlt die Musik.

Sixten Braun ist sechsundzwanzig Jahre alt und Hürdenläufer, beinahe wäre er mal Deutscher Meister geworden. Außerdem arbeitet er als Manager, überwiegend im chinesischen Raum. Als er sich 2004 in Taiwan aufhält, wird er Opfer eines explodierenden Wals. Es ist nicht ganz klar, ob es sich um den Teil eines Gedärms handelt oder um ein Walorgan, das ihn am Kopf trifft – doch wie auch immer: Sixten Braun geht zu Boden. Nach zweitägigem Koma erwacht er, als er einer wunderschönen Ärztin in die Augen blickt. Mit dieser Ärztin stürzt er sich Hals über Kopf in eine Affäre, denn er spürt, dass diese Frau die Liebe seines Lebens sein muss. Doch schnell gerät Sixten in die nächste Katastrophe: sein Flugzeug stürzt ins ostchinesische Meer und er ist einer der wenigen Überlebenden. Natürlich nur, weil er seinem Sitznachbarn die Schwimmweste geklaut hat. Klingt skurril, ist es auch – und all dies geschieht gerade einmal auf den ersten fünfzig Seiten.

Ich würde es in Zukunft soweit wie möglich vermeiden, von dieser Geschichte zu berichten, sosehr sie mein Leben entscheidend verändern sollte. Wobei ich noch nicht ahnen konnte, wie entscheidend.

Doch auch auf den nächsten 300 Seiten geht es ebenso skurril weiter: aus dem Topmanager wird ein Bademeister. Sixten lässt sein altes Leben hinter sich, er besteigt kein Flugzeug mehr und zieht stattdessen von Köln nach Stuttgart, um dort im Bad Berg ältere Damen vor dem Ertrinken zu retten. Doch plötzlich tritt auch noch ein Kind in sein Leben und bringt damit all das, was acht Jahre zuvor in Taiwan geschehen ist, wieder zurück an die Oberfläche. Die Verwandlung zum liebevollen Vater ist in kurzer Zeit perfekt, wäre da nicht die knifflige Sprachhürde, denn das Kind Simon spricht lediglich eine Phantasiesprache.

Doch das Zeichen, das mich dann erreichte, war ein ganz anderes als erwartet und erhofft. Das Zeichen war kein Insekt, sondern ein Kind, auch wenn dies für manche Kinderhasser oder genervte Eltern das gleiche sein mag.

Heinrich Steinfest erzählt all dies mit viel Humor, aber auch mit einem leisen Hauch Bedauern. Unter der dicken Schicht der Skurrilität verbirgt sich eine traurige Geschichte, es ist der frühe Unfalltod von Sixtens Schwester Astri, die Anfang zwanzig beim Klettern in den Bergen stirbt. Erst mit der Wandlung seines ganzen Lebens, gelingt es Sixten, sich diesem Verlust zu stellen und den Unfall aufzuarbeiten. Im Nachwort erfährt der Leser, dass dieser Teil der Geschichte einen persönlichen Hintergrund hat, denn auch der Bruder von Heinrich Steinfest verstarb beim Klettern.

Der Allesforscher ist große Unterhaltung und ein Buch, das bis oben hin gefüllt ist mit Ideen und Skurrilität. An dieser Stelle muss ich jedoch auch leise Kritik üben. Während ich den Roman auf den ersten Seiten noch als runde Lektüre erlebt habe, verliert der Autor für mein Empfinden mit zunehmender Dauer den Erzählfaden. Die Ereignisse werden immer skurriler und die Zufälle immer unglaublicher, am Ende müssen die losen Erzählfänden in den Träumen der Protagonisten zusammengeführt werden. Heinrich Steinfest sprudelt über vor Ideen, doch stellenweise wäre es der Geschichte zuträglich gewesen, sich zu beschränken. Ich habe die Figuren beim Lesen irgendwann verloren, weil die Geschichte immer unglaubwürdiger wurde.

Der Herbst – gleich, wie golden er ist – ruft einem unweigerlich ins Gedächtnis, daß der Sinn des Lebens darin besteht, zu Ende zu gehen.

Wenn ich den Allesforscher neben Kruso lege, neben April oder neben die Pfaueninsel, dann fehlt es mir in diesem Roman vor allen Dingen an Ernsthaftigkeit und Tiefe. Ja, stellenweise habe ich mich gut unterhalten gefühlt und die Figur des Sixten Brauns ist genauso wie viele der anderen Figuren mit viel Wärme und Liebe geschildert, doch reicht Absurdität und Unterhaltung aus, um aus einem guten Buch ein Buchpreisbuch zu machen? Ich habe den Allesforscher trotz allem gerne gelesen und ich glaube, dass sich unter all der absurden Skurrilität auch viel Weisheit und Wahrheit verbirgt und vieles, das man für sich und sein eigenes Leben mitnehmen kann.

Eine weitere Besprechung gibt es auf dem Blog Literaturen.

Endlich steht sie fest, die Shortlist!

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Endlich steht sie fest, die Shortlist! Heute um genau 10 Uhr wurde bekannt gegeben, welche sechs der insgesamt 20 Titel es auf die finale Liste geschafft haben. Jetzt müssen wir uns noch bis zum 6. Oktober gedulden, denn dann wird der Gewinner bekannt gegeben.

Auf der Shortlist stehen:

  • Thomas Hettche: Pfaueninsel (Kiepenheuer & Witsch, September 2014)
  • Angelika Klüssendorf: April (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2014)
  • Gertrud Leutenegger: Panischer Frühling (Suhrkamp, März 2014)
  • Thomas Melle: 3000 Euro (Rowohlt.Berlin, August 2014)
  • Lutz Seiler: Kruso (Suhrkamp, September 2014)
  • Heinrich Steinfest: Der Allesforscher (Piper, März 2014)

Wenn Sprache denjenigen gegeben wird, die am Rande unserer und anderer Gesellschaften stehen oder womöglich schon aus ihnen herausgefallen sind, dann wird Literatur zum Weg in eine Freiheit – eine emotionale, eine gedankliche und manchmal sogar in eine ganz konkrete. Die sechs Autorinnen und Autoren der Shortlist 2014 führen uns mit sprachlicher Brillanz ihre Figuren in all ihrer Würde vor Augen, sie erweitern dabei unseren Blick auf das Leben und unsere Gegenwart und justieren ihn neu. – Das sagt die Jurysprecherin Wiebke Porombka.

Die Shortlist ist in diesem Jahr nicht ganz so überraschend, wie im vergangenen Jahr und doch finde ich auf der Liste leider keinen der Titel, die ich auf meinem Blog bisher vorgestellt habe: schmerzlich vermisse ich Köhlmeiers Zwei Herren am Strand genauso wie Kastelau von Charles Lewinksy. Einzig April von Angelika Klüssendorf habe ich bereits gelesen, den Platz auf der kurzen Liste hat sie verdient.

Wie ergeht es euch mit der Shortlist? Seid ihr zufrieden? Welche Bücher fehlen euch?

LongListLesen auf Buzzaldrins Bücher!

Logo LLL 2014

LongListLesen geht in die letzte Runde! Nach der Verlosung von Kruso und Das Sandkorn sollen an dieser Stelle nun zum letzten Mal Bücher und interessierte Leser und Leserinnen zusammengeführt werden. Dieses Mal wird sogar nicht nur ein Buch verlost, sondern gleich vier Bücher.

Als Entscheidungshilfe bei der Frage, welches der vier Bücher ihr wohl am liebsten lesen wollt, helfen euch vielleicht die folgenden Sätze weiter …

“Die junge Königin stand einen Moment lang einfach da und wartete, dass ihre Augen sich an das Halbdunkel des Waldes gewöhnten. Gerade eben noch hatte sie auf der sonnigen Wiese Ball gespielt, jenes Spiel mit den hölzernen Hämmerchen, das dem König so sehr gefiel.”

“Dieses Mal. Sie wollte alles richtig machen. Sie wollte normal sein. Nicht auffallen. Ihren Platz einnehmen. Dazugehören.

Dieses Mal. Es ging nicht um sie. Nicht so wie damals. Dieses Mal. Sie musste nur funktionieren.”

  • Angelika Klüssendorf, April:

“Die junge Frau klingelt an der Wohnungstür im Erdgeschoss. Auf dem Schild steht in verschnörkelter Schrift: Frl. Jungnickel. Ein Vogel zwitschert, zwei kurze Triller, dann ist es wieder still. Der Mann neben ihr räuspert sich, auch er drückt den Klingelknopf, ungeduldig und länger anhaltend.”

“Auch wenn es falsch war, falsch, nichts als falsch, rannte er mit dem Koffer die Böschung hinab. Schon versank er in der Wiese. Er müsste sich nur fallen lassen und kein Mensch mehr, weder von der Straße aus, noch vom Wald, der dort hinten aufragte, grün und schwarz, könnte ihn sehen.”

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Wenn ich euch für eines der Bücher begeistern konnte, dann hinterlasst mir bitte bis zum 10.09.2014 einen kurzen Kommentar und erklärt, warum ihr ausgerechnet genau diesen Roman unbedingt lesen wollt. Mit dem Gewinn ist die Verpflichtung verbunden, einen kurzen Leseeindruck zu schreiben – der kann auf deinem eigenen Blog veröffentlicht werden, oder auch (wenn du keinen eigenen Blog haben solltest) bei mir. Der Gewinner wird von einer hündischen Losfee ausgelost. Ich wünsche viel Erfolg!

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