Rainer Moritz wurde 1958 in Heilbronn geboren und arbeitet heutzutage als Germanistik, Literaturkritiker und Autor. Er leitet seit 2005 das Literaturhaus in Hamburg. 2011 erschien sein letzter Roman “Madame Cottard und die Furcht vor dem Glück“. Ich freue mich sehr darüber, dass Rainer Moritz bereit war, meine Fragen zu beantworten.
Woher kommt bei Ihnen das Interesse, über Richard Yates zu schreiben?
Vor Yates‘ Entdeckung in Deutschland 2002 war mir der Autor nur als Name ein Begriff. Doch als ich dann „Zeiten des Aufruhrs“ zu lesen begann, war sofort das Bedürfnis da, dieses Werk gründlich kennenzulernen – eine meiner schönsten Leseerfahrungen der letzten Jahren. Aus dieser Erfahrung habe ich mich dann vor drei, vier Jahren detaillierter mit Yates‘ Leben und Werk befasst und daraus einen Abend gemacht, mit dem ich zusammen mit der Schauspielerin Leslie Malton verschiedentlich aufgetreten bin. Aus diesen Abenden wiederum entstand der Wunsch, einen biografischen Essay über Yates zu schreiben – eine Idee, die bei seinem deutschen Verlag auf offene Ohren stieß.
Welches Buch von Yates hat Sie am meisten beeindruckt?
Ganz vorne stehen „Zeiten des Aufruhrs“ und „Easter Parade“, daneben einiger seiner Kurzgeschichten.
Wie lang haben Sie dafür gebraucht, das Buch zu schreiben?
Das kann ich – siehe oben – gar nicht mehr genau sagen, weil sich das von der Idee bis zur Ausführung über einen längeren Zeitraum erstreckt hat. Als ich dann alle Materialien beisammen hatte, hat es vielleicht ein halbes Jahr gedauert, bis der Text stand.
Hatten Sie bei der Erstellung des Buches Kontakt zu Angehörigen von Richard Yates oder auch Unterstützung und Hilfe? Auf welche Quellen haben Sie vor allem zurückgegriffen?
Die unübertroffene Hauptquelle war natürlich Blake Baileys sehr umfangreiche Biografie „A Tragic Honesty“ (2003), die meisterhaft Yates‘ Lebensstationen recherchiert und nacherzählt. Das ließ sich von Deutschland aus nicht überbieten, zumal es mir vor allem darum ging, Leser, die Yates noch nicht kennen, auf sein Werk neugierig zu machen. Dazu habe ich mich mit der neueren wissenschaftlichen Literatur zu Yates befasst, und sowohl mit Blake Bailey als auch mit Yates‘ Tochter Monica Mailwechsel geführt.
Könnten Sie sich vorstellen, ein ähnliches Buch auch über einen weiteren Schriftsteller zu schreiben?
Ja, das kann ich, aber welcher Autor das sein könnte, weiß ich im Moment noch nicht.
Wir dürfen also gespannt sein und uns freuen! Herzlichen Dank an Rainer Moritz für die Beantwortung meiner Fragen!
2 Comments
Matthias Borngrebe
September 19, 2012 at 7:24 pmDanke für das schöne Interview! Habe “Der fatale Glaube an das Glück” auch sofort nach Erscheinen gelesen, weil ich ein sehr großer Richard-Yates-Fan bin. Hat mir sehr gut gefallen. Habe dein Interview auch grad auf meiner eigenen Seite verlinkt.
Rainer Moritz war gestern auch im Literaturclub, wo seine Yates-Biographie behandelt wurde:
http://www.sendungen.sf.tv/literaturclub/Sendungen/Literaturclub
Übrigens sehr toller Blog! Dein Literaturgeschmack ist wirklich beeindruckend, werde mich hier in den nächsten Tagen noch genauer einlesen.
buzzaldrinsblog
September 20, 2012 at 4:28 pmHallo Matthias,
ich freue mich sehr über deinen Besuch bei mir und deinen Kommentar. Ich habe mir gleich deinen Blog und deine Rezension zu “Der fatale Glaube an das Glück” angeschaut – beides hat mir gut gefallen und am Wochenende werde ich mich bei dir sicherlich noch mal in Ruhe umschauen.
Danke übrigens für die Verlinkung, darüber habe ich mich sehr gefreut – genauso wie über den Hinweis auf den Literaturclub. Ich freue mich schon sehr darauf mir die Sendung morgen nach der Arbeit anschauen zu können!
Ich freue mich sehr über dein Kompliment bezüglich meines Blogs und meines Geschmacks! Ich lese das, was mir in die Hände fällt und habe im Moment ein scheinbar ganz glückliches Händchen. 🙂
Viele Grüße
Mara