Kevin Kuhn wurde 1981 in Göttingen geboren und lebt heutzutage in Berlin. Er hat Philosophie, Kunstgeschichte und Religionswissenschaft studiert, sowie Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Er war Stipendiat des textwerk-Romanautorenseminars des Literaturhaus München und hat 2012 den Gargonza Arts Award gewonnen. “Hikikomori” ist Kevin Kuhns Romandebüt.
Der Begriff Hikikomori, japanisch für “sich einschließen, gesellschaftlicher Rückzug”, war mir bereits vor Beginn des Romans nicht neu. Zum ersten Mal darüber gestolpert war ich im Rahmen meiner Lektüre von “Ich nannte ihn Krawatte” und war von diesem Phänomen, das vor allem junge Erwachsene betrifft, die sich in ihren Kinderzimmer einschließen und dort über Wochen, Monate oder auch Jahre bleiben, sofort fasziniert.
Im Mittelpunkt von Kevin Kuhns Roman steht Till Tegetmeyer, für dessen Verhalten seine Angehörigen lange Zeit keine Diagnose, keine Sprache, keine Worte finden. Bis sie auf das Phänomen der Hikikomori stoßen.
Till wächst auf den ersten Blick wunschlos glücklich auf; seine Eltern haben die finanziellen Verhältnisse, um Till viele Dinge zu ermöglichen und ihn zu fördern. Sein Vater ist Schönheitschirurg und seine Mutter Kuratorin in ihrem eigenen Ausstellungsraums. In Till erkennen sie alle möglichen Talente und doch hat er immer wieder Schwierigkeiten. Er besucht eine “freie Waldorfschule” und als er nicht zum Abitur zugelassen wird, bricht für ihn eine Welt zusammen.
“Er ist nicht wie die anderen zum Abitur zugelassen, soll sein Ich neu orientieren […].”
Till zieht sich in sein Zimmer zurück und beginnt, sich sonderbar zu verhalten. Entfernt seine Möbel, bricht den Kontakt zu seinen Freunden und zu seiner Freundin Kim ab, verbringt viel Zeit vor seinem Computer, hört auf, sich um sich selbst zu kümmern. Von einem Tag auf den anderen weigert er sich am Familienleben weiter teilzunehmen. Stattdessen begibt er sich in eine fiktive Onlinewelt, spielt ein Spiel namens Medal of Honor, in dem er sich verliert, das für ihn der einzige Inhalt seiner immer gleich verlaufenden Tage wird. Die reale Welt hat Till fallen gelassen, deshalb begibt er sich in eine Welt, die auf einem Server zu Hause ist, mitten hinein in ein V2-Raketen-Szenario.
Aus dem Computerspiel heraus entsteht etwas Größeres: Till erschafft sich eine Parallelwelt, die nach seinen Regeln, nach seinen Wünschen funktioniert.
“ich habe etwas vor, kim. ich will zeit und raum selbst bestimmen. das eine rinnt mir durch die finger, dem anderen rinne ich durch die finger. Zumindest will ich selbst bestimmen, was da durchrinnt. alles andere soll an mir abprallen.”
Welt 0. Ein Ort, an den Till und seine Online-Freunde vor der realen Welt flüchten können, ohne ihr Zimmer verlassen zu müssen. Ein Ort, an dem Träume wahr werden können, ohne, dass man dafür wirklich etwas riskieren muss. Ein Ort für all diejenigen, die an den Anforderungen des Alltags, dem Druck, den Verpflichtungen, den Erwartungen zerbrechen. Auch Till spürt dieses “Gefühl eines permanenten, sich nur langsam lösenden Druck”, der schon so lange auf ihm lastet, dass er ein Teil von ihm geworden ist. Diese Gefühle haben Till in die Isolation getrieben.
“Als wäre mein Fenster ein Bildschirm und alles dahinter lediglich ein Bild, ein altbekannter Desktophintergrund, den ich spaltenweise ausradierte. Für mich, der ich seitdem in der Dunkelheit lebe, gibt es außerhalb nichts mehr. Auch meine Erinnerung daran verblasst. Man muss nur die Tür hinter sich zuziehen, und schon ist man auf der Schwelle zu einer anderen Welt. Zu der Welt, die man in sich trägt, die von der Außenwelt unterdrückt wurde, der man die Luft zum Atmen nahm.”
Gemeinsam mit Till erlebt der Leser, was passieren kann, wenn man aus dieser Parallelwelt nicht mehr zurückkehrt, wenn man sich immer stärker in einer Traumwelt verstrickt und den Weg zurück nicht mehr findet.
In den letzten Wochen und Monaten habe ich eine ganze Reihe an Debütromanen von jungen Autorinnen und Autoren gelesen. Kevin Kuhn hebt sich mit seinem Roman “Hikikomori” wohltuend von dieser Masse an Neuerscheinungen ab. Im Mittelpunkt seines Romans steht die virtuelle Welt, ihre Grenzen, ihre Gefahren, aber auch der Reiz und die Fluchtmöglichkeiten die dieser Ort für Menschen bietet, die an der Gesellschaft, am Druck, an den Anforderungen zerbrechen. Till glaubt in seiner neuen Onlinewelt wieder jemand zu sein, “ein besonderer Mensch” zu sein. Er ist irgendwann nicht mehr in der Lage dazu zu sehen, dass es auch in der Realität Menschen gibt, die sich um ihn sorgen, die sich für ihn interessieren.
Kevin Kuhn beschäftigt sich in seinem Roman mit einem hochaktuellen Thema unserer Gesellschaft und es gelingt ihm mithilfe seiner Hauptfigur Till einige sehr greifbare Einblicke in mögliche Gefahren und Risiken unserer global vernetzten Welt zu geben.
Ich habe “Hikikomori” sehr gerne und mit viel Interesse gelesen. Die Sprache von Kevin Kuhn ist schnörkellos und lässt sich flüssig lesen. Sprachlich stechen sicherlich Tills Briefe und E-Mails an Kim heraus, die mich besonders begeistert haben. “Hikikomori” ist anders, ungewöhnlich, löst stellenweise die Grenzen zwischen Fiktion und Realität auf, aber es lohnt sich, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Kevin Kuhn rückt Menschen in den Mittelpunkt, die es unter uns heutzutage zu Dutzenden gibt: Menschen, die sich in der virtuellen Welt verloren haben. Ich habe das Buch mit der Hoffnung zugeklappt, dass Till vielleicht irgendwann einen Weg zurück finden wird.
17 Comments
literaturen
September 27, 2012 at 5:52 pmSeit ich gesehen habe, dass du gerade dieses Buch liest – ich kannte es vorher nicht (!) – war ich ganz hibbelig, was du darüber schreiben würdest. Ich musste auch sofort an “Ich nannte ihn Krawatte” denken. Aber vermutlich kennen sonst auch nur totale Japan-Freaks diesen Begriff. Ich finde allerdings irgendwie enttäuschend, dass dieser Rückzug aus der Gesellschaft wieder anhand von Onlinewelten (und auch Rollenspielen) durchexerziert wird. Das mag zwar hochaktuell und zeitgenössisch sein, aber mich würden literarisch doch andere Arten des Rückzugs mehr interessieren, da mir mittlerweile scheint, dass diese ganze Onlinekritik – und Cyperspacewelle so zum Selbstzweck und guten Ton geworden ist, es hat was von diesem mahnend erhobenen Zeigefinger, den ich in diesem Zusammenhang nicht mag. Vielleicht sind das aber auch Gedanken, die dem Roman nicht gerecht werden.
Lieben Gruß
buzzaldrinsblog
September 29, 2012 at 2:46 pmIch bin auf das Buch vor allem aufgrund des Titels aufmerksam geworden, der sofort Assoziationen zu “Ich nannte ihn Krawatte” weckte. Beide Bücher sind ansonsten aber nicht miteinander zu vergleichen.
Deine Gedanken finde ich interessant und nachvollziehbar, vor allem auch in einem allgemeineren Kontext. Konkret auf dieses Buch bezogen kann ich dich aber doch beruhigen: bei Kevin Kuhn gibt es keinen mahnend erhobenen Zeigefinger, kein Moralisieren, es werden nicht großartig die Gefahren und Risiken herausgestellt. Ganz im Gegenteil: im Mittelpunkt steht Till und seine Welt 0, die für ihn eine Fluchtmöglichkeit ist, eine Oase, ein Ort der Ruhe.
Ich kann verstehen, dass du von dieser ganzen Onlinekritik genug hast (ich sage nur digitale Demenz), aber “Hikikomori” ist anders.
Die letzten Tage habe ich darüber nachgedacht, wie man einen Rückzug aus der Gesellschaft sonst darstellen kann? Wenn man sich zurückzieht, zieht man sich ja meisten irgendwohin zurück … in eine virtuelle Welt, vielleicht noch in Bücher respektive Mangas, aber ansonsten fällt mir da auch nicht viel ein.
Viele Grüße
Mara
caterina
September 27, 2012 at 7:10 pmEin Titel, auf den ich bereits ein Auge geworfen habe, spätestens seit diesem Interview. Für Geschichten, die das Internet thematisieren und in Cyberwelten eindringen, interessiere ich mich in der Regel nicht; generell mag ich es gerne altmodisch in der Literatur und bin froh, wenn die neuen Medien und Technologien nicht allzu präsent sind. Ich mag es nicht, wenn literarische Figuren auf ihren Smartphones herumtippen und auf Facebook unterwegs sind…
Das, was du über Tills Zugang zur virtuellen Realität schreibst und was ich auch anderswo darüber gelesen hast, schreckt mich aber ganz und gar nicht ab; im Gegenteil finde ich den Zugang sogar recht spannend, diese Welt o, die der Protagonist erschafft: Mir scheint nicht, dass da mit dem erhobenen Zeigefinger erzählt wird; das Virtuelle wird – so mein Eindruck – zu einem Zufluchtsort, es steht für die Melancholie und das Nicht-mehr-weiter-Wissen-bzw.-Wollen des Protagonisten. Jedoch ganz ohne Wertung seitens des Autors, oder irre ich mich da? Irgendwie ist diese Welt o für mich ein starkes poetisches Bild.
buzzaldrinsblog
September 29, 2012 at 2:52 pmHerzlichen Dank für den Hinweis auf das Interview bei Litflow, das kannte ich noch nicht. Auch ich interessiere mich eigentlich eher nicht für Geschichten rund um das Internet oder Cyberwelten. Auch selbst habe ich nie irgendwelche Multiplayergames oder andere Onlinespiele gespielt und bin dementsprechend unbeleckt an die Lektüre heran getreten.
Du hast genau die richtigen, die treffenden Worte gefunden, um die Welt 0 in der sich Till verliert zusammen zu fassen. In der Tat fehlt der erhobene Zeigefinger, die moralischen Warnungen. Es geht viel mehr um das Enstehen dieses virtuellen Zufluchtsort, dieser Oase, die Till und seine virtuellen Freunde selbst gestalten und selbst einrichten können (ich muss gerade an den Brokkolibaum denken).
Mit deinen Worten gelingt es dir wirklich sehr treffend die Besonderheiten des Romans zusammenzufassen und zu rekapitulieren – dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken! 🙂
caterina
September 29, 2012 at 3:00 pmOh, danke! Dabei habe ich das Buch doch noch gar nicht gelesen. 😉
caterina
September 29, 2012 at 3:01 pmWas wiederum heißt, dass deine Rezension sehr gut und reflektiert war und mir die Essenz des Romans verdeutlicht hat. 🙂
buzzaldrinsblog
September 30, 2012 at 10:18 amWir haben uns da beide wohl hervorragend ergänzt! 😉 Ich freue mich übrigens, dass du schreibst, dass du das Buch “noch” nicht gelesen hast – das klingt so, als würdest du es noch gerne lesen. Ich bin gespannt, wie es dir gefallen wird!
atalante
September 28, 2012 at 6:48 amAuch ich habe mit großem Interesse Deine Ankündigung zu diesem Titel gelesen, Mara. Wie würde diese Variante des Hikikomori wohl aussehen?
Nach Deiner Rezension bin ich etwas überrascht. Ganz abgeschnitten hat sich diese Figur nicht, es gibt noch Kontakt nach außen, wenn auch nur via Internet. Völlig vereinsamt ist sie noch nicht, auch nicht völlig virtuell, da es noch den Austausch mit der Freundin gibt. Immerhin ist diese ein Mensch, den er persönlich kennt und zu dem auch eine reale Beziehung besteht.
Ich sehe schon, ich würde gerne mehr erfahren, danke für Deinen Tipp.
buzzaldrinsblog
September 29, 2012 at 2:59 pmLiebe atalante,
es freut mich, dass ich dein Interesse wecken konnte. Auch ich war vor der Lektüre sehr gespannt, wie das Hikikomori-“Syndrom” dargestellt werden würde. 🙂
Till hat in der Tat noch virtuellen Kontakt, doch sind ihm diese Leute kaum bekannt – er kennt sie nur unter ihrem Nicknamen, es findet kein wirklich inhaltlicher Austausch statt. Häufig spielen sie nur gemeinsam Multiplayergames. Er schreibt an seine Freundin Kim E-Mails, ob er diese wirklich abschickt erfährt man jedoch nicht. Sie bleiben zumindest unbeantwortet.
Bei Wikipedia wird der Begriff Hikikomori folgendermaßen definiert: es handelt sich um Menschen, die den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren. Wie das dann genau aussieht, wie stark ausgeprägt dies ist, kann ganz unterschiedlich sein. Von daher würde ich nicht unbedingt sagen, dass Till ein “ungewöhnlicher” Hikikomori ist.
Viele Grüße in der Hoffnung ein bisschen Klarheit gebracht zu haben
Mara
wortlandschaften
September 29, 2012 at 12:14 pmInteressant. Wer gerne mal eine Geschichte eines Hikikomori sehen möchte, dem empfehle ich den skurrilen Episodenfilm „Tokyo!“. Die drei Regisseure Michel Gondry, Leo Carax und Bong Joon-ho haben zusammen einen Film gemacht, in der jeder davon eine Episode beisteuert. Der Film spielt, wie der Titel vermuten lässt, ausschließlich in Tokio. Im Zentrum der letzten Episode, “Shaking Tokyo” des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-ho, steht ein Hikikomori. (Man kann sich die einzelnen Episoden bei youtube ansehen: Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4.) Ich fand die Episode toll gemacht und gespielt, die anderen aber auch sehr interessant. Wer Gondrys Filme kennt und mag, der wird sich bestimmt auf hierauf einlassen können.
buzzaldrinsblog
September 29, 2012 at 3:04 pmSeit “Ich nannte ihn Krawatte” habe ich großes Interesse an diesem Phänomen, vorher hatte ich noch nie etwas darüber gehört. Danke für die Links zu den einzelnen Filmteilen – Gondry kenne ich leider noch nicht, da ich kein großer cineastischer Fachmann bin 😉 Deine Beschreibung klingt aber sehr interessant, so dass ich mir die Episode über den Hikikomori bald anschauen möchte. Ich bin sehr interessiert daran, noch mehr darüber zu erfahren!
Danke für den tollen Hinweis! 🙂
caterina
September 29, 2012 at 3:07 pmDank auch von mir. Wie Mara habe ich noch nie etwas von dem Regisseur oder dem Projekt gehört, daher bin ich umso gespannter darauf, was mich erwartet.
wortlandschaften
September 29, 2012 at 4:05 pmGerne. Man muss die Namen nun wirklich nicht kennen, schon gar nicht, wenn man nicht so der Filmegucker ist. Ich beschäftige mich mindestens ebenso viel mit Film (oder guten Serien), wie mit Büchern, von daher sagen mir viele Namen und Filme schon etwas. Dafür lese ich nicht so viel wie ihr.
Michel Gondry hat die erste Episode gemacht. Ihn habe ich nur erwähnt, weil er mit Filmen wie „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“, „The Science of Sleep“ oder „Be Kind Rewind“ schon einem größeren Publikum bekannt wurde. Vielleicht kennt ihr ja doch einen der Titel? Der Carax heißt eigentlich Leos, wie ich gerade festgestellt habe. „Die Liebenden von Pont-Neuf“ mit Juliette Binoche habe ich vor langer Zeit gesehen und als sehr gut in Erinnerung. Die männliche Hauptrolle wurde damals wie heute von Denis Lavant gespielt.
Der Name des südkoreanischen Regisseurs wird wahrscheinlich nur Liebhabern des asiatischen Kinos etwas sagen. Er hat es aber auch bei uns schon in die Kinos (zumindest in Großstädten) geschafft (Mit “The Host” und “Mother”. Seine Episode ist mit Abstand die normalste. 😉
buzzaldrinsblog
September 30, 2012 at 10:09 amVon den genannten Titeln kenne ich leider in der Tat keinen einzigen, muss ich gestehen. Ich bin aber auch wirklich eine miserable Filmkennerin, gucke meistens eigentlich nur Serien (und da schrecklicherweise auch lediglich Emergency Room) und gehe vielleicht einmal im Jahr ins Kino. Vielleicht sollte ich dafür wirklich mal mehr Leidenschaft entwickeln. 🙂 Irgendwie ist es mir manchmal einfach zu schade, Lesezeit für Filme zu vergeuden. Wenn man sich filmtechnisch nicht auskennt, ist es manchmal auch schwierig auf gute Titel zu stoßen. Der letzte Film den ich geschaut habe und der mir gefallen hat, war “Fremde Haut” (http://www.youtube.com/watch?v=-mKowvm4OW0).
Ich freue mich deshalb über deine Tipps und Hinweise und bin – genauso wie Caterina – gespannt darauf, was mich erwartet! 🙂
Zwanzig unter vierzig « buzzaldrins Bücher
October 7, 2012 at 7:43 pm[…] Kevin Kuhn […]
sternschnuppe11
October 17, 2012 at 2:22 pmGestern habe ich das Buch ausgelesen und für mich ist Till ein großes Kind, das spielt, das etwas verspielt hat in der Schule und jetzt austestet, was möglich ist. Er ist m.E.nicht an die Welt o verloren, dazu läßt er sich viel zu viele Schliche einfallen, um am Leben zu bleiben, köstlich waren die Passagen zu lesen, wenn es um seine Verpflegung geht (die Mayonaisewellen auf dem Brot-ganz irdisch) und nachher das Überleben bei abgestellter Heizung.Sein Freund bricht auf zur Grandtour um das Leben zu erkunden vor dem Studium, Till erkundet die Cyberwelt, glaubt sich unsichtbar und wird doch durch Karl genauestens beobachtet. Diese Art des Cybermobbings war mir noch gar nicht bewußt. Das empfand ich als sehr bedrohlich.
Seine Briefe an Kim haben auch mich berührt….da ist er wieder ganz schutzloses Kind in seinen Sehnsüchten und Gefühlen, das Geborgenheit sucht.
Auch die Charakterisierung der Eltern ist gut gelungen……es ist ein feiner Spott, der hier zutage tritt.
Was mich entsetzt hat, war die Schilderung der Partyszenen: feiern junge Leute heute wirklich in der Art Party?
Zu diesen Cyberspielen und ihren Grausamkeiten kann ich leider gar nichts sagen, kann auch nicht beurteilen, welche wirklichen Gefahren an Verrohung damit einhergehen, vermute aber mal, daß das alles Phasen der Entwicklung sind…und da gibt es in jeder Generation andere Bedrohungen.
Ich glaube fest an Tills Überlebenswillen in der dann eines Tages wieder realen Welt..es ist ja ein offenes Ende….
Mir altem Semester hat das Buch gefallen und freue mich auf neue Werke von Kevin Kuhn.
buzzaldrinsblog
October 18, 2012 at 7:29 amLiebe Sternschuppe,
ich habe mich sehr über deine ausführlichen und interessanten Eindrücke gefreut, denen ich mich auch weitestgehend anschließen kann.
In der Tat glaube ich auch, dass Till noch nicht ganz an die Welt 0 verloren ist, dazu hatte er noch zu viel Kontakt nach außen. Interessant fand ich dabei auch den unterschiedlichen Umgang damit von seinen Eltern: ich hatte das Gefühl, dass die Mutter ihn immer weiter unterstützen wollte (zur Not auch heimlich), während der Vater auch andere Seiten aufziehen konnte (beispielsweise die Heizung).
Die Briefe an Kim gehörten für mich zu den besten Stellen des Romans und haben mich sehr berührt.
Zu den Partyszenen kann ich – obwohl ich zu den jüngeren Leuten gehöre – nicht viel sagen. Ich habe nie viel gefeiert und schon gar nicht so. Das empfand ich auch als sehr erschreckend. Ein bisschen wirkten diese Szenen für mich wie eine Hommage an Ben Brooks oder auch Nick McDonnell in deren Büchern man auch solche Szenen finden kann.
Vielleicht gibt es ja irgendwann eine Fortsetzung und wir erfahren, ob Till wirklich in die reale Welt zurückkehren konnte. Ich würde es ihm sehr wünschen.
Ganz liebe Grüße und ich freue mich sehr, dass auch dir das Buch gefallen konnte! 🙂
Mara