Deutscher Buchpreis 2012

Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2012 ist Ursula Krechel. Sie wird für ihren Roman “Landgericht” ausgezeichnet, der im Verlag Jung und Jung erschienen ist.

„Ursula Krechel erzählt in ihrem Roman Landgericht die Lebensverwicklung des aus dem Exil zurückkehrenden Richters Richard Kornitzer. Er ist vom Glauben an Recht und Rechtsstaatlichkeit durchdrungen und zerbricht, als er in der Enge Nachkriegsdeutschlands den Kampf um die Wiederherstellung seiner Würde verliert. Die Sprache des Romans oszilliert zwischen Erzählung, Dokumentation, Essay und Analyse. Bald poetisch, bald lakonisch, zeichnet Krechel präzise ihr Bild der frühen Bundesrepublik – von der Architektur über die Lebensformen bis hinein in die Widersprüche der Familienpsychologie. Landgericht ist ein bewegender, politisch akuter, in seiner Anmutung bewundernswert kühler und moderner Roman.“

So begründet die Jury ihre Entscheidung.

Ursula Krechel hat sich als einzige Frau auf der Shortlist gegen die Schriftsteller Ernst Augustin, Wolfgang Herrndorf, Clemens J. Setz, Stephan Thome und Ulf Erdmann Ziegler durchgesetzt. Sie erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.

Auch wenn ich Stephan Thome die Daumen gedrückt habe, freue ich mich sehr darüber, dass Ursula Krechel mit ihrem Roman, den ich unbedingt noch lesen möchte, diesen Preis gewinnt.

Wie jedes Jahr wurde der Preis und die Jury auch dieses Jahr wieder kritisiert. Insgesamt empfand ich die Entscheidungsfindung rund um den Deutschen Buchpreis in diesem Jahr als etwas undurchsichtig. Ich habe das Gefühl, dass die Verleihung mehr und mehr zu einem Politikum wird, weniger zu einer Kür wirklich guter und entdeckungswürdiger Literatur. Was ich sehr schade finde.

9 Comments

  • Reply
    Petra Gust-Kazakos
    October 8, 2012 at 5:34 pm

    Liebe Mara, von Ursula Krechel las ich bislang nur Shanghai fern von wo, das mir sehr gut gefallen hat. Nun werde ich wohl auch mal den preisgekrönten Roman lesen – oder ich warte auf deine Besprechung dazu : )

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      October 8, 2012 at 6:33 pm

      Liebe Petra,
      ich muss gestehen, dass ich bisher noch nichts von ihr kenne. “Landgericht” klingt sehr interessant, ist leider aber auch nicht ganz billig, so dass ich wohl darauf warte, bis ich es mir in der Bibliothek ausleihen. Mit einer Rezension von mir wird es also wohl noch eine Weile dauern! 🙂

  • Reply
    literaturen
    October 8, 2012 at 6:45 pm

    Ja, mich interessiert der Roman auch. Kritik wird es wohl immer geben, Literatur ist eben auch in intellektuellen Kreisen immernoch auch (!) eine Frage des Geschmacks. Was hälst du davon, das Buch zu gegebener Zeit mal “zusammen” zu lesen? Ich werd wohl auch noch nicht so schnell drankommen, der Preis ist ja doch sehr .. ansehnlich.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      October 9, 2012 at 4:58 pm

      Das stimmt, es ist ja auch andererseits gut, dass Literatur eine Frage des persönlichen Geschmacks ist und dadurch höchst subjektiv. Die nächsten Diskussionen darüber können wir ab Donnerstag um 13 Uhr führen, dann wird nämlich der Literaturnobelpreis verliehen! 🙂
      Das Buch – wenn wir es denn beide irgendwann besitzen sollten – gemeinsam zu lesen finde ich eine sehr schöne Idee, zu der ich große Lust hätte. Ich würde sagen, dass derjenige von uns, der es zuerst hat, dem anderen einen Zeichen geben sollte! 😉

  • Reply
    caterina
    October 9, 2012 at 8:29 am

    Liebe Mara, mir geht es wie dir: Gehofft habe ich auf einen Preis für Stephan Thome, aber Ursula Krechels “Landgericht” ist eine Wahl, mit der ich gut leben kann, auch wenn ich den Roman noch nicht gelesen habe.
    Zu deinem letzten Absatz über das “Politikum” Deutscher Buchpreis gäbe es noch viel zu sagen, denn er ist zweifelsohne wahr, doch das erspare ich mir an dieser Stelle und freue mich stattdessen für die Preisträgerin, die sich – so mein Eindruck – die Auszeichnung durchaus verdient hat.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      October 9, 2012 at 5:00 pm

      Liebe caterina,
      ich wollte mit meinem letzten Satz keinesfalls provozieren oder gar andeuten, dass Ursula Krechel diesen Preis nicht verdient haben könnte. Es ist mir dieses Jahr nur einfach (vielleicht auch weil ich mich zum ersten Mal sehr intensiv mit der Literaturszene auseinander gesetzt habe) sehr aufgefallen und ein bisschen sauer aufgestoßen. Aber was solls – ich denke auch, dass Ursula Krechel eine würdige Preisträgerin ist und ich freue mich für sie, das Buch und ihren Verlag, der an diesem Erfolg sicherlich ganz gut verdienen wird. Überhaupt freue ich mich darüber, dass die Preistägerin in diesem Jahr aus einem eher kleineren Verlag kommt …

      Viele Grüße
      Mara

      • Reply
        caterina
        October 9, 2012 at 9:41 pm

        Nein, nein, ich wollte dir nicht unterstellen, dass du glaubst, Krechel habe den Preis nicht verdient. Sie hat ihn verdient, und auch dass ein unabhängiger Verlag gewonnen hat, ist erfreulich – da sind wir uns einig.
        Ich bezog mich mit meinem Kommentar (wie der letzte Absatz deines Artikels) auf andere Verwicklungen in der Geschichte, die höchst ärgerlich sind und leider dazu führen, dass man die Institution des Buchpreises infrage stellt… Als Leser hat man eben doch noch so einen gewissen Idealismus, die Hoffnung, es ginge tatsächlich um gute Literatur, aber wie in jeder Branche spielen auch hier machtpolitische Faktoren rein… irgendwie ernüchternd.

        • Reply
          buzzaldrinsblog
          October 10, 2012 at 4:10 pm

          Liebe Caterina,
          ich hatte auch nicht wirklich geglaubt, dass du mir das ‘unterstellen’ möchtest – ich wollte es einfach noch mal betonen, da ich nicht wollte das der Eindruck entsteht, ich würde Krechel den Preis nicht gönnen. 😉
          Bei den anderen Verwicklungen die du nennst kann ich dir nur zustimmen und finde diese wirklich sehr schade. Als Leser hat man natürlich einen Idealismus und Illusionen was solche Preisverleihungen betrifft, schade, dass es mittlerweile – wie du ja auch schreibst – nicht mehr nur um gute und entdeckungswürdige Literatur geht.

          Desillusiounierte Grüße
          Mara

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