In der aktuellen Ausgabe von “Die Zeit” gibt es ein Werkstattgespräch, das am 1. November in der Berliner ZEIT-Redaktion zwischen der Schriftstellerin Juli Zeh und den beiden Verlegern Michael Krüger und Helge Malchow statt fand. Im Mittelpunkt des Werkstattgesprächs steht die “digitale Revolution” der Literatur.
Juli Zeh, Michael Krüger und Helge Malchow umkreisen in ihrem Gespräch unterschiedliche Themen: Es geht nicht nur um die aktuelle Entwicklung, die die Literatur nimmt, sondern es geht auch die Institution des Verlags, um den Buchhandel, das E-Book und den Branchenriesen Amazon. Vor allem Michael Krüger, Verleger und Geschäftsführer des Hanser Verlags, beklagt die sich abzeichnende Entwicklung, die er schon an der Sprache festmacht: man spricht nicht mehr von Literatur, sondern von Content. Es heißt immer häufiger Ressourcen und man spricht über etwas wie eine “digitale Transformation”. Michael Krüger kommt zu dem Fazit: “Ich kann diese Sprache kaum noch ertragen.” Besonders kritisch bewertet er die Arbeit von Bertelsmann und bescheinigt Tomas Rabe, dass dessen “Inhalts-Gen” in Bezug auf Autoren und Literatur nicht sehr ausgeprägt sei.
Der Buchmarkt heutzutage wird im Gegensatz zu früher von drei zentralen Großkonzernen bestimmt, kleinere Verlage und vor allem Buchhandlungen haben immer mehr mit dieser Entwicklung zu kämpfen. Michael Krüger kommt in diesem Zusammenhang zu der ernüchternden Feststellung, dass durch das E-Book und die zunehmende Digitalisierung nicht die Zukunft der Verlage gefährdet ist, sondern die der Buchhandlungen, da eine “Preisbindung für Bücher nicht mehr gesichert ist.”
Selbst greift Michael Krüger übrigens nicht zum E-Book, sondern bevorzugt den gedruckten Text auf Papier, während Helge Malchow einen E-Book-Reader besitzt. Bei der Frage, ob gedrucktes Buch oder E-Book sieht Malchow möglicherweise eine höhere Wertigkeit des klassischen Buches, das man kaufen möchte, um es sich ins Regal zu stellen und “zum Bestandteil [seines] Lebens zu machen.”
Die Gesprächsteilnehmer nehmen alle unterschiedliche Haltungen ein: während Michael Krüger eine dezidiert negative Entwicklung sieht, schätzt Juli Zeh die Situation nicht ganz so schlimm ein. Helge Malchow bemüht sich darum, auch das Potential und die Möglichkeiten zu betonen, die in der eingetretenen Veränderungen liegen können und beklagt eine “Lamento-Diskussion”.
Insgesamt habe ich die Diskussion zwischen den drei Gesprächsteilnehmern als sehr interessant und anregend empfunden. Ich kann nur jedem empfehlen, einen Blick in die aktuelle Ausgabe von “Die Zeit” zu werfen und sich ein eigenes Bild und eigene Gedanken zu der Frage zu machen, wie wir lesen wollen.
Ich stehe einem digitalen Lesen bis jetzt noch kritisch gegenüber: auch wenn ich selbst einen E-Book-Reader geschenkt bekommen habe, habe ich diesen nicht in mein Leben integrieren können. Ich schätze einfach das haptische Gefühl beim Lesen: das Anfassen der Seiten und den Geruch des Papiers. Die Möglichkeiten und Chancen, die das E-Book bietet, sind sicherlich interessant, können aber auch dafür sorgen, dass die Qualität der Veröffentlichungen zunehmend zurückgeht. Um es mit den Worten von Juli Zeh zu sagen: “Es wird nicht mehr Schund geschrieben als früher, sondern es wird mehr veröffentlicht.”
Passend zum Thema des Werkstattgesprächs ist ein Eintrag über den ich bei den Seitenspinnerinnen gestolpert bin: ein Selbstversuch der Autorin Mila Lipke im elektronischen Lesen.
Weiterführender Buchtipp:
35 Comments
caterina
November 16, 2012 at 7:35 pmDie ZEIT liegt noch auf der Arbeit herum, aber weder gestern noch heute habe ich es geschafft, das Dossier zu lesen. Nächste Woche. Danke an dieser Stelle schon einmal für die schöne Zusammenfassung!
Dass Herr Krüger sich durchgehend beklagt, überrascht mich kaum, andererseits kann ich es auch verstehen: Wenn man eine solch unermessliche Liebe für den Gegenstand Buch hegt wie, kann einem schon ganz angst und bange werden angesichts der Entwicklungen. Und doch hat es keinen Sinn, Schwarzmalerei zu betreiben, denn aufhalten kann man das Ganze ohnehin nicht mehr, sondern nur das Beste daraus machen. Das Potential darin sehen und es nutzen.
Einen E-Reader benutze ich übrigens. Allerdings ausschließlich für die Arbeit, ist weitaus bequemer, als die ganzen Manuskripte auszudrucken (der Papierverbrauch!) und mit herumflatternden Blättern zu hantieren. Würde ich Herrn Krüger auch mal empfehlen. Aber für die private Lektüre geht natürlich nichts über das gedruckte Buch!
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 2:56 pmLiebe Caterina,
ich wünsche dir viel Spaß bei der Lektüre des Dossiers und freue mich, dass dir die Zusammenfassung gefallen hat.
Ich konnte die Ansichten von Michael Krüger gut nachvollziehen, auch wenn sie stellenweise überzogen wirkten. Lustig fand ich seinen Hinweis auf die zunehmende Selbstvermarktung der Autoren – früher sei es schließlich undenkbar gewesen, dass ein Schriftsteller wie Stefan George zu Maybrit Illner geht. 😉
Lustigerweise verfährt Helge Malchow genauso wie du und nützt seinen E-Reader für die Lektüre von Manuskripten, was er äußert praktisch findet. Michael Krüger hatte das Manuskript, das er gerade lesen muss dagegen ausgedruckt dabei. Vielleicht beherzigt er ja deine Empfehlung.
Viele Grüße
Mara
laura
November 16, 2012 at 8:49 pmVielen Dank für den Tipp, den Artikel hätte ich sonst schlichtweg übersehen! Ich denke, solange es noch bibliophile Menschen gibt wie uns, die den Geruch des Papiers oder von Büchern mögen, wird das gedruckte Buch so schnell nicht verschwinden! Elektronische Bücher und Ressourcen schätze ich besonders beim wissenschaftlichen Arbeiten. Es erleichtert doch einiges.
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 3:12 pmLiebe Laura,
ich habe dieses tolle Dossier auch nur durch Zufall beim Stöbern im Buchladen entdeckt und gleich gekauft.
Ich hoffe darauf, dass du Recht hast und dass das gedruckte Buch in der Tat nicht so schnell verschwinden wird. Vor allem Michael Krüger hat in dem Gespräch doch ausgeprägte Schwarzmalerei betrieben, so dass man schon fast Angst haben muss, dass es zwanzig Jahren weder das Buch noch den Buchladen oder einen Verlag mehr gibt.
In der wissenschaftlichen Arbeit ist ein E-Reader sicherlich praktisch. Ich würde ihn wohl auch fürs Zeitungslesen benutzen, da ich das Zeitungsformat doch sehr unhandlich finde.
Viele Grüße
Mara
IngridW
November 16, 2012 at 9:55 pmDanke für die Zusammenfassung des Zeit-Dossiers. Mir scheint, dass die E-Book-Reader nicht unbedingt die größte Gefahr für den Buchhandel und die Büchervielfalt- und -qualität darstellen. Ich besitze zwar keinen digitalen Reader, kann mir aber vorstellen, dass diese Geräte für Menschen, die viel unterwegs sind und nicht immer Bücherberge mit sich herumschleppen können/wollen, durchaus hilfreich sein können. Auch wenn ich zugegebenermaßen selber gelegentlich bei Amazon bestelle (dort ist man einfach spitzenmäßig organisiert) – eher als die E-Book-Reader stimmt mich die schon jetzt enorme und weiter wachsende Marktmacht dieses Konzerns nachdenklich.
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 3:36 pmLiebe Ingrid,
diese Sorge vor der Marktmacht Amazons wird auch von den Gesprächsteilnehmern geteilt. Die Zahlen die es dazu gibt, sind teilweise erschreckend: in Amerika deckt der Verkauf bei Amazon 35 bis 40 Prozent des gesamten Buchmarkts ab. In Deutschland ist diese Zahl deutlich niedriger. Michael Krüger beklagt, dass vor allem so ein Konzern wie Bertelsmann nur dabei zugesehen hat, wie ein amerikanisches Portal diese Marktmacht erhalten konnte – statt beispielsweise eine Alternative ins Leben zurufen.
Viele Grüße
Mara
Zeitungsfrühstück, Folge 56 | Philea's Blog
November 17, 2012 at 11:37 am[…] Michael Krüger und dem Verleger Helge Malchow vom KIWI Verlag. Online ist das leider nicht, aber Mara von buzzaldrins Blog hat sehr schön ausführlich darüber […]
buechermaniac
November 17, 2012 at 11:38 amLiebe Mara
Vielen Dank für deinen Bericht, der sehr interessant ist. In der Tat ist es erschreckend, dass immer mehr Buchhandlungen verschwinden. Umso schöner ist es, immer wieder eine Erfolgsmeldung zu hören, wie gestern. Eine Inhaberin einer Buchhandlung hier, die altershalber aufhört, kann das Geschäft ihren Mitarbeiterinnen übergeben, was schlicht heisst, dass der Laden nicht einfach geschlossen wird. E-Book? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, denn wenn du schon den ganzen Tag am Bildschirm verbringen musst, dann nicht noch in der Freizeit. Die Augen brauchen auch ihre Erholung und ein schönes Buch in die Hände zu nehmen ist allemal schöner, als ein E-Reader. In einer Ausstellung letzte Woche, über die ich noch berichten werde, habe ich in einem Video einen alten Antiquar gesehen, wie liebevoll er seine Schätze in die Hände genommen hat. Kannst du dir das vorstellen für ein E-Book? Jedes Buch darauf ist gleich, ob ein Klassiker oder ob Fantasy, in Papierform hat sich ein Verlag unter Umständen grosse Mühe gegeben, um auch optisch, nicht nur inhaltlich, etwas Schönes auf den Büchermarkt zu bringen.
LG buechermaniac
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 3:41 pmLiebe buechermaniac,
ich finde die aktuelle Entwicklung auch immer wieder erschreckend und bemühe mich aus diesem Grund auch in kleinen Buchhandlungen zu kaufen und nicht bei Amazon oder den großen Buchhandelsketten. So kleine Erfolgsmeldungen sich dann natürlich toll. 🙂
Ich kann mir diese Gefühle, die ich mit den Büchern verbinde, die gelesen und teilweise abgegriffen in meinem Regal stehen, nicht bei E-Büchern vorstellen. Auf manchen Seiten finden sich Post-Its, Markierungen, Flecken, Unterstreichungen, Anmerkungen … viele meiner Bücher sind “Bestandteil meines Lebens” und markieren Abschnitte an die ich mithilfe des Buches gerne zurückdenken. All dies kann ich mir beim elektronischen Lesen in der Tat nicht vorstellen. Ich glaube, dass dieses in bestimmten Bereichen eine sinnvolle Ergänzung sein kann, beispielsweise für die wissenschaftliche Arbeit oder für das Lesen von Zeitungen. Aber ein Ersatz für Bücher werden E-Book für mich wohl nie werden können.
Altmodische Grüße
Mara
Petra Gust-Kazakos
November 17, 2012 at 11:39 amSehr guter Beitrag liebe Mara! Ich habe mir auch noch ein paar Gedanken dazu gemacht http://phileablog.wordpress.com/2012/11/17/zeitungsfruhstuck-folge-56/
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 3:43 pmDanke für deine zusätzlichen interessanten Gedanken und dafür, dass du meinen Beitrag aufgegriffen hast, liebe Petra. 🙂
Mila
November 17, 2012 at 2:05 pmIch kann das Jammern schon verstehen. Denn obgleich wir eigentlich immer mehr Möglichkeiten des Veröffentlichens haben – und damit verbunden auch mehr Möglichkeiten im kreativen Bereich hätten, wie Petra es in ihren Gedanken formuliert – wird das Angebot geringer (okay, gefühlt von mir, da hab ich keine Erhebung zu).
Geh ich in den Buchhandel, hab ich den Eindruck, dass auf fast allen Büchern eines Genres ein ziemlich ähnliches Cover zu sehen ist. Dass die meisten Verlage mehr oder weniger das gleiche Angebot an Büchern haben. Dass kaum noch Mut zum Wagnis, zum Ungewöhnlichen, zu Büchern außerhalb der Genre-Schubladen da ist (Ausnahmen bestätigen und so weiter).
Im Moment ist eines der Lieblingswörter des Buchmarkts “laut”. Hab ich von verschiedener Seite her gehört: Dass ein Cover, ein Manuskript, ein Titel nicht “laut” genug ist. Oder auf die und die Weise “lauter” wird, um auf dem Markt bestehen zu können. Es ist leider ein negativer Aspekt unserer Eventkultur, dass es so viele große Events – auch im Buchbereich – gibt, die das Geld, die “WoMan-Power” binden.
Was das E-Lesen angeht, fehlt mir ja noch die Erfahrung, um die ich hoffentlich bald reicher bin… LG Mila
glasperlenspiel13
November 17, 2012 at 2:20 pmLiebe Mila,
es ist schon richtig, dass es heutzutage fast immer laut sein muss, um verkauft zu werden aber vergessen wir nicht die vielen kleinen unabhängigen Verlage, die mit Herzblut “leise” Bücher auf dem Markt bringen
(aktuelles Beispiel: http://www.muehsam-tagebuch.de/tb/index.php oder hier http://glasperlenspiel13.blogspot.de/search/label/ed.%20cetera)
und ein originelles Programm erstellen! Natürlich sind diese nicht in jeder Buchhandelskette zu finden, da gehört das Engagement des Lesers unbedingt mit dazu.
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 4:27 pmLiebe Bücherliebhaberin,
danke dir für die beiden interessanten Hinweise und Links. Ich bin immer auf der Suche nach interessanten Verlagen und Autoren und werde mir das gleich mal anschauen. Herzlichen Dank.
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 4:02 pmLiebe Mila,
ich kann deine Gedanken zu diesem Thema sehr gut nachvollziehen und teile diese auch. Auch die Gesprächsteilnehmer haben ähnliche Gedanken geäußert wie du.
Größere Verlage können es sich heutzutage kaum leisten, ungewöhnliche Bücher zu veröffentlichen, weil sie zu sehr an den Markt gebunden sind. Man verkauft das, was sich vermarkten lässt – um es mal überspitzt zu formulieren. Daher kommt sicherlich auch dein Eindruck, dass sich mittlerweile viele Bücher im Buchhandel ähneln: es wird das angeboten, was massentauglich ist. In der aktuellen Ausgabe der VOLLTEXT habe ich von einem Autor gelesen, der früher viel Erfolg hatte und mit über fünfzig Jahren noch einmal etwas veröffentlichen wollte. Er hat lange keinen Verleger gefunden. Die Begründung war, dass er zu alt sei.
Eine Hoffnung liegt in diesem Zusammenhang sicherlich bei den kleineren Verlagen, Michael Krüger erwähnt die Edition Korrespondenzen, Matthes & Seitz und diaphanes. Ich finde es spannend, ungewöhnliche Bücher zu entdecken, wie beispielsweise das Buch “Mädchen IV mit Leguan”, das in der edition ebersbach erschienen ist.+
Viele Grüße und viel Spaß weiterhin mit deinem Selbstversuch.
Mara
Mila
November 19, 2012 at 7:36 amMit über fünfzig zu alt – das als Ablehnung?! – das ist ja nun wirklich zum Heulen. Und tatsächlich auch einfach nicht wahr, wenn es um mangelnden Erfolg aufgrund von Alter ginge, nehmen wir nur Ingrid Noll. Ach je! (Na, zehn Jahre hab ich nach der Logik noch…)
buzzaldrinsblog
November 19, 2012 at 5:18 pmJa, ich war auch sehr überrascht über diesen Artikel. Um genau zu sein ging es um den Schriftsteller Peter H. Gogolin. Die Grundthese des Artikels war – wenn ich ihn richtig verstanden habe – dass ältere Schriftsteller heutzutage immer mehr Schwierigkeiten haben, sich durchzusetzen. Vor allem Schriftsteller, die in höherem Alter ihr Debüt vorlegen und vorher noch nicht bekannt gewesen sind. Geschuldet sei dies dem zunehmenden Jugendwahn …
Eva Jancak
November 17, 2012 at 2:52 pmEin spannendes Thema, ich habe gerade im Standard in Hinblick auf die Buch-Wien, die ja nächste Woche beginnt, auch ein paar Artikeln über die digitale Revolution gelesen, interessant ist ja, daß da immer das Argument von dem schönen alten Buch, das man riechen, angreifen, tasten und was immer kann, einer scheint das vom anderen zu übernehmen und, ich denke ich, habe noch nie an einem Buch gerochen, bin aber auch irgendwie altmodisch und kaufe mir bestimmt keinen E-Book Reader, aber den gibt es sowieso im Computer und als im Sommer ein Verlag seine Vorschau als E-Books verschickte, habe ich auch so zu lesen angefangen, als Leserin, die das eigentlich immer in der Badewanne tut und sich alles anstreicht, um später darüber schreiben zu können und erstaunt festgestellt, es geht, man kann so lesen, ein Buch würde ich zwar behaupten, habe ich nicht gelesen, aber ich kann mich auch noch an die Zeit erinnern, als die ersten Handies kamen,”Das wollen wir nicht!”, haben alle geschrieen und sich in Hörspielen, Kommentarn, etc darüber lustig gemacht.Jetzt haben alle eines, schwören darauf und ich bin hoffnungslos altmodisch, weil ich das immer noch verweigere und auf den Blogs lese ich jetzt auch immer wieder “Ich habs getan!”, gemeint ist, sich einen Kindle zugelegt, schmunzle und denke, in zehn fünfzehn Jahren haben den alle, außer mir und was mit den Büchern wird, ob das so wie mit den Schallplatten sein wird oder anders, weiß ich nicht. Es ist aber eigentlich ohnehin dasselbe nur etwas anders aufbereitet und ich denke für die Bäume ist es sicher günstiger, man braucht keine Bücherberge in den Urlaub mitnehmen, wie hier das Standardargument lautet, etc. Ich denke, wir können diese Veränderungen ohnehin nicht aufhalten. Ich habe genug ungelesene Bücher, so daß ich sicher, die nächsten Jahren bis ich nicht mehr lesen kann oder will damit beschäftigt bin, bin ich ja eine große Anhängerin der offenenen Bücherschränke und die füllen sich jetzt sehr, weil vielleicht schon die ersten ihre Bücher wegwerfen, so daß ich manchmal denke, daß ich in zwanzig dreißig Jahren ja einiges an Gedruckten hinterlassen werde, auf das man sich dann vielleicht stürzen wird. Was bei den E-Books nicht so ist, das sind Inhalte, aber nichts zum Vererben und spannend ist natürlich die andere Seite, daß da jeder seine Bücher ins Netz oder bei Amazon als E-Book einstellen kann, würde die Bücherblogger aufrufen, sich auch dafür zu interessieren. Ich weiß, sie sind überlastet und haben genug zu lesen und persönlich beunruhigt mich ein bißchen, daß die Leute immer weniger lesen, dafür schreiben wollen, was ja gut ist, nur sollte, daß dann auch gelesen werden, da finde ich die Bücherbloggszene wieder sehr spannend, bin nicht beunruhigt, daß die immer größer wird und vielleicht ein Rezensionsexemplar bekommt und die wird es ja bald wahrscheinlich als E-Books geben, denn Lesen ist ein wichtiges Kulturgut und ob man das mit dem E Buch oder dem guten alten Buch, das man vorher riechen kann, tut, ist ja ganz egal!
glasperlenspiel13
November 17, 2012 at 8:45 pmLiebe Mara,
vielen Dank für den Hinweis. Der Artikel wird gleich am Montag morgen auf Arbeit gelesen.
Sehen wir es mal positiv: Wir befinden uns mitten in einer kleinen Revolution und können später davon berichten. Ich kann die Argumente für ein E-Book verstehen, werde trotzdem nicht zu einem greifen. Das gedruckte Buch wird immer seine Liebhaber haben auch wenn es wohl in 50 Jahren nicht mehr so präsent ist wie heute. Das ist halt die Entwicklung, die nicht aufzuhalten ist. Damit müssen wir – die Befürworter des gedruckten Buches – uns abfinden. Mein kleiner Beitrag zum Erhalt des haptischen Erlebnisses: Der Kauf von Büchern in inhabergeführten Buchläden.
Liebe Grüße
Die Bücherliebhaberin
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 4:10 pmLiebe Bücherliebhaberin,
ich bin gespannt, wie dir der Artikel gefallen wird. Ich habe ihn als ausgesprochen lesenswert empfunden.
Ich schließe mich dir in deiner Entscheidung an, nicht zu einem E-Book zu greifen. Mich reizt das elektronische Lesen nicht, höchstens im wissenschaftlichen Bereich oder eben beim Lesen von Zeitungen.
Es ist sicherlich auch nicht die erste Revolution, bei der man glaubt, dass sich alles nachhaltig verändert: im Werkstattgespräch wird noch einmal auf die CD-Rom angespielt, die damals auch zu einer kleinen Revolution führte und zu der Frage, ob es irgendwann überhaupt noch Lexika und Wörterbücher geben muss, wenn es doch CD-Roms gibt. Beides gibt es heutzutage immer noch …
Dein Hinweis auf den Beitrag, den man selbst leisten kann und sollte ist richtig und wichtig und ich beherzige ihn nun auch bereits seit einiger Zeit und bin sehr zufrieden mit der kleinen inhabergeführten Buchhandlung in unserem Stadtteil.
Viele Grüße
Mara
literaturen
November 18, 2012 at 10:25 amHab Dank für diese Zusammenfassung!
Ich kann ja mit E-Books gar nichts anfangen und die kleine Buchhandlung, in der ich vor meiner Ausbildung Praktikum gemacht hat, ebensowenig. Leider wird sie jetzt immer mehr bombardiert, man müsse ja mit der Zeit gehen und könne sich dem nicht mehr lange entziehen. Ich weiß nicht, ob man das muss. Es kann auch die Möglichkeit sein, seinem Laden Charakter und ein Profil zu verleihen, eben zu sagen: Nö, ich verkaufe keine E-Book Reader und verlege mich auch in meinem Angebot völlig auf das gedruckte Buch.
Ich dachte ja neulich sowieso, ich bekomm Pickel, als ich das Börsenblatt aufschlug (Branchenzeitschrift des Buchhandels, falls es jemandem nicht geläufig ist) und da im Zusammenhang mit Shades of Grey von E-Büchern und P-Büchern die Rede war. Ich habe auch immernoch nicht in Gänze klären können, ob das P-Buch nun tatsächlich das Buch aus Papier sein soll. Wenn ja, muss ich echt überlegen, ob ich .. ja, auswandern ist schwierig, denn es ist ja überall so ..
Manch einer orakelt im Zusammenhang dieser digitalen Revolution ja auch, es wird in zwanzig Jahren vielleicht gar keinen stationären Buchhandel mehr geben. In diesem Falle lerne ich gerade einen ziemlich aussterbenden Beruf. Dinen weiterführenden Buchtipp habe ich hier auch noch im Regal .. wird vielleicht mal Zeit.
buzzaldrinsblog
November 18, 2012 at 4:17 pmLiebe Sophie,
gern geschehen 🙂 Ich hatte das Dossier durch Zufall entdeckt und mein erster Gedanke war: das ist doch etwas für meine Bloggerfreunde.
Meine Meinung ist sicherlich nicht maßgeblich oder massentauglich, aber ich würde lieber in eine “altmodische” Buchhandlung gehen, ohne DVDs, Spiele, KrimsKrams oder eben E-Reader. Einfach nur Bücher, viele schöne Bücher.
In das Börsenblatt werfe ich auch immer gerne einen Einblick, doch den Artikel über P-Bücher scheine ich überlesen zu haben. Die Sprache im Bereich Buch wird wirklich immer schwerer zu ertragen: Ressourcen, Content, P-Bücher. Juli Zeh hat ganz richtig angemerkt, dass man so auch über Erdöl sprechen könnte.
Ich möchte mir das Buch von Umberto Eco unbedingt kaufen, es wird in dem Artikel erwähnt und klingt sehr interessant …
Viele Grüße
Mara
Mila
November 19, 2012 at 7:39 amIch glaube, das liegt daran, dass nicht mehr die Lektorinnen/ Lektoren über ein Programm entscheiden, sondern vor allem Wirtschaftler. Je mehr Ketten es gibt, die neben Handyfirma, Drogeriemärkten, Süßigkeitenläden etc. (ich fabuliere jetzt) auch noch einen Buchverlag haben, um so weniger sitzen Buchmenschen in den wichtigen Positionen. Und da werden die Begriffe aus dem Autohandel einfach übernommen.
zonebattler
November 19, 2012 at 12:12 pmIch finde die (typisch deutsche?) entweder/oder-Haltung (auch) zu diesem Thema eher befremdlich: Man/frau kann doch das eine tun, ohne das andere zu lassen!
In meinem Wohnzimmer steht zum Exempel eine vierstellige Zahl von Büchern, die ich nicht missen möchte. Dennoch lese ich täglich in meinem stets mitgeführten eBook-Reader [1], den ich – im Gegensatz zur heimischen Bibliothek – auch am Bahnsteig, im Wartezimmer, im Konferenzsaal zur Hand habe.
Ich muß auch längst nicht alles, was ich lese und studiere, in materialisierter Form archivieren und aufbewahren: Meinen knapp gewordenen Regalplatz behalte ich der Qualität vor, nicht unbedingt der flüchtigen Quantität…
Die täglichen Feeds der großen Tags- und Wochenzeitungen sind mir im Zug auf dem Lesebrettchen allemal lieber als die ausladenden Druckausgaben, die ich ohne Verletzung des Luftraumes der Sitznachbarn auf der Fahrt von und zur Arbeit gar nicht entfalten könnte.
Last but not least kann man sich zum Nulltarif eine virtuellen Bibliothek der gemeinfreien Klassiker aufbauen und mit sich herumtragen: Im vorletzen Urlaub habe noch ich das halbe Roman-Oevre von Joseph Roth in Form einer dicken Gesamtausgabe von zweitausendeins mit mir geschleppt. Im letzten Urlaub habe ich den Rest davon per Kindle gelesen und fand das im Wortsinne als erheblich weniger anstrengend als das Halten der dicken Dünndruck-Schwarte…
Man kann sich also vortrefflich am Besten aus beiden Welten bedienen, ohne daß das Abendland oder die gesamte Zivilisation untergehen. Auch Feinschmecker genießen zuweilen eine gute Currywurst, und allzu ideologische Sichtweisen verengen nur den Blick…
Beste Grüße,
Ralph
[1] http://www.zonebattler.net/2011/05/08/das-kindle-am-manne/
buzzaldrinsblog
November 19, 2012 at 5:26 pmLieber Ralph,
erst einmal vorab: herzlich Willkommen auf meinem Blog. Ich freue mich sehr über deinen Besuch, vor allem aber auch über deine interessanten Gedanken und Impulse.
Ich finde es schön, dass du mit deinem Beitrag die bisher diskutierten Perspektiven erweiterst und darauf hinweist, dass doch auch beides – elektronisches Buch und Papierbuch – nebeneinander existieren können und das auch noch sehr gut. Ich finde, dass du diesen Punkt sehr schön formulierst, in dem du sagst, dass man sich aus beiden Welten bedienen kann und das in sein Leben integrieren kann, was einem nützlich erscheint.
Ich kann nur für mich sprechen, dass ich noch eine gewisse Scheu vor dem Gebrauch von E-Readern habe. Ich besitze zwar einen, benutze den jedoch nicht. Ich finde, dass der Preis von E-Books und Papierbüchern sehr nah beieinander liegt, so dass ich für mich dann doch immer die Entscheidung für das Buch aus Papier treffe. Einfach, weil ich es mir gerne ins Regal stellen möchte, es gerne besitzen möchte – nicht nur in einer virtuellen Bibliothek.
Dein Zeitunsgargument unterschreibe ich sofort und das wäre auch ein Punkt, der mich reizen würde, mir einen Kindle anzuschaffen. Oder kann man auf allen E-Readern Zeitungen lesen?
Einen E-Reader stelle ich mir sehr praktisch für den Urlaub vor, ich erinnere mich immer noch gut, an unsägliche Zugfahrten mit schweren Koffern, Rucksäcken und Büchertaschen. Das hätte dann endlich ein Ende. 😉
Viele Grüße
Mara
zonebattler
November 19, 2012 at 7:43 pmHallo Mara,
danke für den warmherzigen Empfang! Hergefunden habe ich übrigens durch eine Erwähnung in einem eBook-Reader-Forum… [1]
In der Tat finde ich, daß man sich neuen Werkzeugen und Möglichkeiten möglichst neugierig und ideologiefrei nähern sollte, um sich eine fundierte eigene Meinung dazu zu bilden. Alles andere wäre auch albern: Selbst die kompromißlosesten Kritiker von eBooks nutzen gemeinhin relativ neumodische Errungenschaften wie Kameras und Kochplatten, ohne ständig das Hohelied der Aquarellfarben und offenen Feuerstätten zu singen. So what?
Ich habe öfters Diskussionen mit Leuten, die mich unterwegs auf meinen Kindle ansprechen. Dem Argument der fehlenden Sinnlichkeit (Haptik, Geruch etc.) könnte man die verfügbaren Echtleder-Schutzhüllen entgegenhalten (die sich ebenso edel anfassen lassen wie sie wohlriechende Aura verströmen), aber soweit brauche ich meist gar nicht auszuholen: Die meisten Skeptiker geben auf meine Frage, wann sie denn selbst das letzte mal einen der von ihnen so gepriesenen, gediegenen Wälzer gekauft, gelesen und ins Regal gestellt hätten, mit entwaffnender Ehrlichkeit zu Protokoll, daß das schon längere Zeit zurückliegt. Ich wiederum stelle fest, daß ich – wiewohl von Hause aus sehr papieraffin – seit Lieferung meines Lesebrettchens viel mehr lese als vorher schon. So what?
Gekauft habe ich mir den Kasten primär zum Aufbau einer kostenloses Klassiker-Bibliothek (von daher jucken mich die subjektiv gemeinhin als zu gering empfundenen Preisdifferenzen zwischen Papier- und Bit-Variante nicht). Als willkommenen Zweitnutzen (der mittlerweile fast zur Hauptbeschäftigung geworden ist) schätze ich den Einsatz als Zeitungsersatz. Das müßte – um Deine Frage zu beantworten – auch mit anderen Readern funktionieren, denn die Erstellung und Aufbereitung der virtuellen Gazetten übernimmt eine externe Software namens »calibre«. [2]
Dieses (in deutscher Lokalisierung verfügbare) Programm dient zur Verwaltung des eigenen eBook-Archives und kann darüber hinaus aus beliebigen RSS-Feeds (bei mir: FAZ.NET, Süddeutsche.de, Zeit Online, brand eins, …) Magazine zusammenstellen und an den eigenen Reader mailen. Reader und calibre bilden ein tolles Team aus Hard- und Software. Kann jede(r) ausprobieren, kostet nix und wie so oft kommt der Apettit mit dem Essen… 😉
Was übrigens noch für Kindle & Co. spricht (neben der ermüdungsfreien eInk-Display-Technologie, die nix mit normalen Leucht-LCDs zu tun hat) ist die bewußte Konzentration auf das Wesentliche: Man kann damit und darauf fantastisch lesen, aber sonst kaum was anderes mit anfangen. Den systemimmanenten Verzicht auf die 1000 Ablenkungen eines Tabletts wie dem iPad (Mail checken hier, Spielchen da, Video-Clip dort) empfinde ich als entschleunigende Bereicherung. Wenn ich lesen will, will ich lesen. Und wenn ich meine aktuelle Lektüre ungeachtet ihres Umfangs immer und überall zur Hand habe, dann geht davon keine Welt unter, sondern es tut sich mir eine neue auf…
Einen schönen Abend noch,
Ralph
[1] http://www.e-reader-forum.de/e-books-e-reader-allgemein/news/6108-presse-archiv/index15.html#post103365
[2] http://calibre-ebook.com
buzzaldrinsblog
November 22, 2012 at 3:53 pmLieber Ralph,
ja, ich war bereits durch meine Statistik darauf aufmerksam geworden, dass ein paar Nutzer aus dem Forum auf meinen Blog besucht haben. 😉
Ich habe deinen Kommentar wieder einmal mit großem Interesse gelesen und kann dir nur zustimmen: natürlich sollte man neuen Entwicklungen gegenüber offen bleiben und sie nicht (möglicherweise grundlos) verteufeln. Am stärksten unter den Gesprächspartnern wurde diese negative und ablehnende Sichtweise sicherlich von Michael Krüger vertreten.
Ich stehe den E-Books nicht ablehnend gegenüber, kann mir eine Nutzung eines solchen Gerätes für mich selbst im Moment aber nicht vorstellen. Ich kaufe und lese sehr gerne Bücher. Ich trage diese gerne nach einem Bummel in meinen Tüten nach Hause, packe sie in meinem Lesesessel aus der Schutzfolie aus – all diese Elemente fehlen mir persönlich bei einem E-Reader. Anderen sei der Spaß und die Freude mit diesem natürlich unbenommen. 😉
Danke für die Erklärung bezüglich der Möglichkeit, Zeitschriften und Zeitungen zu legen (mich würde besonders eine Lektüre von brand eins reizen), viele andere Zeitungen bekomme ich in einer persönlich zusammengestellten und kompromierten Auswahl bereits zur Verfügung gestellt (meinen Eltern sei dank. ;-)).
Deinen letzten Abschnitt finde ich noch einmal interessant, weil Helge Malchow, Verleger bei KiWi, vor allem auch das Potential der unetrschiedlichen Medien mit denen man das Leseerlebnis auf einem E-Reader ergänzen könnte, betont hat. Beispielsweise durch Filmaufnahmen, Bilder oder Tonaufnahmen, die beim Lesen eingeblendet werden können. Ist so etwas für dich vorstellbar oder möchtest du auf deinem Kindle einfach nur “klassich” lesen?
Viele Grüße
Mara
Gunther
November 20, 2012 at 5:44 amLiebe Mara,
danke für den Beitrag und die Anregung zur Diskussion.
Als ein bereits zu Zeiten analoger Medien verwöhnter Vielleser und großer Freund guter Typografie wundert es mich, wie selten es bei der Diskussion Buch vs. eBook um die textgestalterischen Aspekte geht. Auch ich habe (und nutze) einen Kindle, hätte aber keine Freude daran, ein ganzes Buch auf diesem Gerät zu lesen. Die Wahl des Fonts war eine gute, und die recht hohe Auflösung ist ebenso angenehm wie die Display-Technik. Doch warum zwingt man jeden Text werkseitig und ohne Silbentrennung in den Blocksatz? Das dabei entstehende durchlöcherte Schriftbild ist nicht nur unschön, sondern erschwert auch das Lesen. Ich denke, dass die Textgestaltung beim Kindle und auch bei den anderen Geräten noch großes Verbesserungspotential birgt!
Viele Grüße,
Gunther
buzzaldrinsblog
November 22, 2012 at 3:40 pmLieber Gunther,
herzlichen Dank für deinen Besuch und deinen Kommentar bei mir. Mittlerweile bin ich selbst ein bisschen überrascht darüber, wie groß scheinbar der Bedarf ist, über dieses Thema zu diskutieren.
Da ich selbst noch kaum etwas auf einem E-Reader gelesen habe, sind deine Informationen bezüglich des Textbildes für mich neu. Einen ganzen Text im Blocksatz lesen zu müssen, würde ich wohl auch eher als störend empfinden. Dass dieser Punkt in der Diskussion noch nicht so präsent ist, mag daran liegen, dass man, um über das Textbild zu sprechen, bereits Texte auf einem E-Reader gelesen haben muss. Von denen, die hier bisher kommentiert haben, benutzen viele ja noch gar keinen E-Reader.
Ich denke jedoch, dass das etwas sein sollte, worüber man diskutieren sollte, vor allem dann, wenn sich eine Verwendung des E-Readers weiter durchsetzen wird, um eine verbesserte Lesbarkeit erreichen zu können.
Wofür nutzt denn deinen Kindle, wenn du keine Bücher liest? Nutzt du diesen dann eher für kurze wissenschaftliche Texte?
Viele Grüße
Mara
zonebattler
November 22, 2012 at 7:25 pmSo, werte Mara, ich mache mal hier unten weiter, erstens weil die Einrückerei sonst langsam zu unübersichtlich wird (weswegen ich auch im eigenen Blog nur noch chronologisch lineare Kommentare ohne Schachtelung zulasse), zweitens weil ich auch auf die Äußerungen meines Freundes Gunther (alias Lexikaliker) eingehen möchte…
Also erstens trage ich prinzipiell auch gerne tütenweise Bücher nach Hause und erfreue mich an deren physischen Präsenz in meinem Heim. Allerdings bin ich mit meinen 52 Lenzen mutmaßlich etwas älter als Du, und mit dem Zenit des Lebens (und des Sammelns) wird die Lust irgendwann zur Last. Jedenfalls kommt irgendwann der Punkt, wo die nicht-stoffliche Erweiterung der Bibliothek streßfreier zu bewerkstelligen ist als das weitere Horten von voluminösen Wälzern.
Die von Dir angesprochene “brand eins” zählt übrigens zu meiner Lieblings-Lektüre, dankenswerterweise gibt es auf deren Homepage sämtliche Ausgaben (bis auf die am Kiosk erhältliche aktuelle natürlich) im Volltext. Dieses hervorragende Magazin lasse ich mir allmonatlich per calibre auf den Kindle beamen, kommoder kann man es gar nicht haben…
Irgendwelche multimedialen Add-ons vermisse ich bis dato übrigens nicht bei der elektrischen Lektüre, ich gucke mr aber auch selten die Extras auf DVDs an. Mag sein, daß sich das ändert, wenn erst mal dem neuen Medium angemessene neue Literaturformen aufkommen, bei denen mediale Extras keine zusätzlichen Gimmicks, sondern integraler Bestandteil des Werkes sind. Das könnte ja dann wieder spannend werden…
Was die Typographie angeht, so hat der gute Gunther teilweise recht: Bei den heute erhältlichen Readern sind durchaus Verbesserungspotentiale erkennbar in Sachen Formatierung (Stichwort Blocksatz vs. Flattersatz) und automatischer Silbentrennung. Allerdings ist das erstens nur eine Frage der (Entwicklungs-)Zeit und zweitens Jammern auf hohem Niveau: Ich lese zum Exempel gerade »Über den Umgang mit Menschen« vom Freiherrn von Knigge auf meinem Kindle, da fällt mir das Schriftbild überhaupt nicht auf, und negativ schon gar nicht. Ja tatsächlich nehme ich mein Lesebrettchen und seine Eigenheiten beim Lesen gar nicht war, ebensowenig wie ich beim Lesen eines Papierbuches über dessen Eigenheiten bewußt reflektieren würde. Womit der Kindle für mich allemal »good enough« Qualitäten aufweist und mich nicht sehnsüchtig nach was besserem schielen läßt.
Gunther und ich nutzen übrigens den amazonischen Lesekasten mitunter auch zur zeitversetzten Lektüre: Es gibt pfiffige Browser-Applets, mit denen man sich – am PC sitzend und das Internet durchstreifend – interessante Websites, Blogbeiträge oder was auch immer mit einem einzigen Mausklick auf »Send to Reader« eben dahin schicken kann. Sehr praktisch, wenn man beim schnellen Surfen was entdeckt hat, was man später im Zug oder in der Mittagspause in Ruhe lesen möchte.
So, damit soll es aber genug sein, ich will weder Dich noch Deine Stammleserschaft langweilen. Wünsche noch allerseits einen besinnlichen Leseabend!
Beste Grüße,
Ralph
Ben
November 22, 2012 at 7:36 pmHi, die komplette besagte Ausgabe der ZEIT, Ausgabe. 47, ist nun kostenlos (und natürlich legal) als Demo-Ausgabe für die neuen .epub und .mobi Formate bei der Zeit herunterladbar. Ein Appetizer für das Digitale Abo – macht sich gut auf dem Kindle und anderen eReadern.
https://premium.zeit.de/node/12369
buzzaldrinsblog
November 25, 2012 at 8:19 pmLieber Ben,
danke für diesen tollen Hinweis! Vielleicht gibt es noch ein paar Leser, die aufgrund dieses tollen Angebotes Zugang zu dem Artikel erhalten und in unsere Diskussion einsteigen werden.
Viele Grüße
Mara
Florian Voß
November 24, 2012 at 4:20 pmZum Glück verlassen wir endlich die Gutenberg-Galaxis und tauchen ein in den Kindle-Spiralnebel. Endlich müffelt das Papier nicht mehr, nicht mehr fällt die billige Klebebindung auseinander.
Und diese ganzen niedlichen, kleinen, ach so traditionellen Buchhandlungen, die haben auch nur den gleichen Meanstream-Mist in den Fenstern stehen, wie die Thalia-Station drei Straßen weiter. Ich betrete sie seit Jahren kaum noch, die niedlichen, verlogenen, kleinen Buchhandlungen.
Bücherphilosophin
November 28, 2012 at 5:12 pmSchön, dass du den Artikel hier noch einmal zusammen gefasst hast. Ich hätte hier auf der Insel sonst wohl nichts davon gehört.
Manches denke ich ist Schwarzmalerei, eine Verlagerung der Unterhaltungs- und Genreliteratur auf E-Books könnte ich mir jedoch als Zukunftsszenario vorstellen. Die Masse mag nun mal gerne billig und bequem.
Echte Buchliebhaber kaufen anders, wir Blogger kaufen anders. Nur leider kaufen wir auch oft gar nicht, sondern hoffen auf ein Freiexemplar oder verschieben die Lektüre auf später 😉
Was mich an den neusten Entwicklungen etwas beunruhigt, ist der Self-Publishing Boom, ausgelöst durch amazon, wo nur allzu oft mäßig talentierte Schreiber sich den Traum vom eigenen E-Book erfüllen und der amazon Kindle Nutzer nicht zwischen professionell lektorierten und copy/paste Büchern unterscheiden kann.
Wobei die gängigen Publikumsverlage natürlich auch viel Mist auf den Markt werfen, solange dieser Mist beträchtliche Einnahmen verspricht, siehe E.L. James und Konsorten.
LG, Katarina 🙂
buzzaldrinsblog
November 29, 2012 at 3:34 pmLiebe Katarina,
ich habe mich gefreut, auch deine Gedanken zu diesem Thema hier vorzufinden.
Ich denke, dass die Tatsache, dass wir Blogger manchmal auf ein Freiexemplar hoffen oder ein Buch erst später kaufen, liegt häufig auch an einem finanziellen Aspekt. Ich bin Buchliebhaberin, aber leider kann ich es mir nicht leisten, mir jedes Buch zu kaufen, das mich interessiert. Und trotzdem beschwert sich mein Konto jeden Monat, dass ich doch wieder so viel Bücher gekauft habe. 😉 Für mich sind E-Books in dieser Hinsicht nur keine Alternative, da die Preisdifferenz zwischen E-Book und Buch meiner Meinung nach zu gering ist. Dann spare ich lieber auf die Buchausgabe, die ich mir auch in mein Regal stellen kann.
Der Self-Publishing-Boom ist sicherlich etwas, was man als eine Möglichkeit und Chance betrachten kann, was man aber auch kritisch sehen muss. Viele Autoren, die es bei einem Verlag nicht geschafft hätten, erhalten auf diesem Weg eine tolle Möglichkeit zu publizieren. Leider kann darunter aber auch zunehmend die Qualität leiden, weil es keine Filterfunktion mehr gibt. Aber ein Verlag allein verspricht leider auch nicht sofort Qualität, da ist dein Beispiel von E. L. James sicherlich richtig. Ich bin schon sehr gespannt, wie diese Entwicklung weiter gehen wird.
Viele Grüße
Mara