5 Fragen an Julya Rabinowich!

Julya Rabinowich wurde 1970 in St. Petersburg geboren und ist mit sieben Jahren nach Wien gezogen. Heutzutage arbeitet sie als Autorin, Malerin und Simultandolmetscherin. 2008 erschien ihr Debütroman “Spaltkopf”, 2011 folgte das Buch “Herznovelle”. “Die Erdfresserin” ist ihr neuester Roman.

1.) Warum wollten Sie Schriftstellerin werden?

Weil ich die leidige Konkurrenz um den Status des besten Künstlers in der Familie auf eigene Weise zu unterlaufen versucht habe, alle waren sie Maler, auch ich. Ich bin dann mal schnell abgebogen. Diese Wiese war tatsächlich grüner als die andere. Keine Einbildung. Außerdem veranstalte ich weniger reale Sauerei, wenn ich schreibe. Und aufräumen muss man auch nichts. Notebookdeckel zu und das wars. Notebookdeckel auf und man ist in seiner eigenen Welt.

2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Meine Art zu schreiben wurde sicherlich stark davon geprägt, dass ich von klein auf auf das Visuelle trainiert worden bin, insofern beeinflussten mich bildende Künstler, vor allem die alten Meister, z.b. beide Breughels, Dürer. Aber auch Kubin , Lucien Freud oder Damien Hirst. Und dann natürlich mein liebster Schriftsteller: Michail Bulgakow. Aber auch Houellebecq oder Rushdie.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Am liebsten zu Hause, wenn da absolute Ruhe herrscht, spätnachts oder in der Früh, wenn der Hund Ruhe gibt. Aber auch sehr sehr gerne im Zug, etwas weniger gerne im Cafehaus, dann allerdings ist es am besten, wenn der Raum voll ist und einen beständigen Lärmpegel aufbaut, das kann mich gut davontragen.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Karte und Gebiet von Houellebecq.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Sich selbst zu vertrauen, aber besser nicht zu sehr. Zu versuchen, sich genau so intensiv in andere hinein versetzen, wie auch sich selbst genau zu spüren aber auch sehr distanziert beobachten zu können. Für mich ist die schriftstellerische Arbeit eine Schnittstelle zwischen Innen und Außen, in der beides die gleiche Priorität hat. Manche Kritik ernst nehmen. Manche Kritik an sich abperlen lassen, weil sie in die Irre führt. Meist spürt man selbst, was wahrhaftig ist und was nicht, wobei auch das Schmerzhafte sehr sehr wahr sein kann. Keine Angst vor dem Leben zu haben, aber eine gewisse Achtung davor mitzubringen. Und vor allem: ja nicht ans Geschäft denken, sondern an den Schöpfungsprozess. Mischt sich da die Angst oder die Gier nach Erfolg hinein, fährt man leere Kilometer. Das muss einem egal werden.

Herzlichen Dank an die Autorin für die Beantwortung meiner Fragen!

 

15 Comments

  • Reply
    Eva Jancak
    January 23, 2013 at 12:28 pm

    Das ist wiedermal ein Buch bzw. eine Autorin zu der ich etwas schreiben kann, habe ich zwar das Buch nicht gelesen und auch “Spaltkopf” nur bei Lesungen gehört, den Aufstieg der Autorin von ihren Anfängen in der Editon Exil, wo sie gewonnen hat, in der Schreibwerkstatt und später in der Jury war, genau verfolgt und kann mich auch an eine “Rund um die Burg-Veranstaltung” erinnern, “Spaltkopf” war schon erschienen, der Rauriser Literaturpreis, glaube ich, noch nicht gewonnen, wo bei der Eröffnung der SP- Redner das Buch aus der Tasche zog und es sehr empfahl. Dann ein rascher Aufstieg, die Bachmannlesung, das dritte Buch, das ich auch bei einigen Lesungen hörte, die Nominierung für den Alpha Literaturpreis und eine wöchentliche Kolumne in der Tageszeitung Standard. Eine sehr selbstbewußte, originelle, aber auch engagierte Autorin, die ich persönlich kenne, würde ich sagen und die “Erdfresserin” hat ja auch ein mich sehr interessierendes Thema, das ich schon bei einigen Lesungen hörte. Die “Herznovelle” gab es dazwischen auch. Interessant, daß die Autorin und das Buch bis nach Bremen gedrungen ist, weil ich ja oft mit den hier vorgestellten Büchern nicht viel anfangen kann und meistens noch nichts von ihnen gehört habe, obwohl ich mich ja sehr für Literatur interessiere.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      January 24, 2013 at 2:15 pm

      Liebe Eva,
      Bremen liegt zwar weit oben im Norden, ist aber nicht abgeschnitten von der restlichen Welt, so dass wir hier schon auch auf das ein oder andere Buch aufmerksam werden. “Die Erdfresserin” habe ich auch in einigen Buchhandlungen ausliegen sehen, so dass ich in diesem Fall auch nicht unbedingt von einem literarischen Geheimtipp sprechen würde. 😉
      Ich finde die Autorin auch unheimlich interessant und werde mir nach diesem Leserlebnis auch auf jeden Fall “Spaltkopf” und “Herznovelle” kaufen und bin bereits jetzt sehr gespannt darauf. Das Thema von “Die Erdfresserin” ist in der tat sehr faszinierend, ich kann dir eine Lektüre des Buches nur empfehlen! Interessant finde ich auch, dass die Autorin mit Flüchtlingen gearbeitet hat und in ihrem Buch sicherlich einige dieser Erfahrungen verarbeitet hat.

    • Reply
      Eva Jancak
      January 24, 2013 at 2:49 pm

      Ja natürlich, irgendwie hatte ich das Gefühl, daß die mittelbekannten Autoren, nicht über Österreich hinauskommen, schön, daß das nicht stimmt

      • Reply
        buzzaldrinsblog
        January 24, 2013 at 2:56 pm

        Ich habe im letzten Jahr einige österreichische Autoren gelesen und genossen: Travnicek, Horvath, Vea Kaiser und jetzt in diesem Jahr Julya Rabinowich. Ich bin gespannt, was da in den nächsten Monaten noch kommen wird. 🙂

      • Reply
        Eva Jancak
        January 24, 2013 at 3:33 pm

        Da gibt es sicher noch einige zu entdecken, der nächste wäre dann wohl Wolf Haas oder Clemens J. Setz, etc. Anna Waidenholzer war, glaube ich, auch noch dabei

  • Reply
    buechermaniac
    January 24, 2013 at 6:49 am

    Die Antworten, die die Autorin gegeben haben, sind sehr interessant und bemerkenswert. Bulgakow ist ihr Lieblingsautor, dann werde ich nächstens mal ein Buch von ihm von meinem SuB in die Hand nehmen und schauen, ob er mir ebenfalls zusagt.

    Vielen Dank für das Interview.

    • Reply
      Eva Jancak
      January 24, 2013 at 9:33 am

      Vom “Meister und Margarita” gibt es jetzt eine Neuübersersetzung von dem in Wien lebenden Russen Alexander Alexander Nitzberg, die viel gelobt wird und viel lyrischer als die alte sein soll, die ich vor einiger Zeit im Bücherschrank gefunden habe und demnächst lesen werde. Andere Sachen kenne ich eigentlich nicht von Bulgakow.

      • Reply
        buzzaldrinsblog
        January 24, 2013 at 2:45 pm

        Dann bin ich schon sehr gespannt auf deine Eindrücke! Ich kenne “Meister und Margarita” natürlich vom Titel her, kenne sonst aber auch nichts weiter von ihm. In der VOLLTEXT habe ich aber – wie bereits erwähnt – einen sehr interessanten Artikel über ihn gelesen.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      January 24, 2013 at 2:44 pm

      Ich habe erst vor einigen Tagen in der aktuellen Ausgabe der VOLLTEXT einen Aufsatz von Julya Rabinowich zu der neuesten Übersetzung von Bulgakow gelesen, der sehr spannend war. Von Bulgakow selbst kenne ich leider noch nichts und bin schon gespannt, ob du etwas von ihm lesen wirst und anschließend empfehlen kannst! 🙂

      • Reply
        buechermaniac
        January 24, 2013 at 2:49 pm

        “VOLLTEXT”? Ist das ein Magazin? Von dem habe ich noch nie etwas gehört.

      • Reply
        buzzaldrinsblog
        January 24, 2013 at 2:54 pm

        Ja, genau! Die VOLLTEXT ist ein Literaturmagazin, das ich mir ab und an bei ins in der Bahnhofsbuchhandlung kaufe. Die haben immer sehr nette Artikel und Besprechungen. Lesenswert ist auch die Kolumne von Clemens Setz zu seinem Literaturkanon, von dem die meisten Bücher mittlerweile nicht mehr erhältlich sind.

        Im Internet kannst du die Zeitung hier finden: http://volltext.net/

  • Reply
    Eva Jancak
    January 24, 2013 at 2:52 pm

    Ja, eine österreichische sehr gute Literaturzeitschrift, die offenbar auch bis Bremen dringt, was ich ebenfalls nicht wußte

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      January 24, 2013 at 3:00 pm

      Tja, Bremen ist sicherlich keine Literaturhauptstadt, aber ein bisschen was dringt doch zu uns Bewohnern hier durch. .-) Die VOLLTEXT ist eine, wie ich finde, sehr lesenswerte Zeitschrift und auch die einzige Literaturzeitschrift, die ich gerne und regelmäßig lese.

      • Reply
        buechermaniac
        January 25, 2013 at 7:02 am

        Vielen Dank für den Linkverweis. Das Magazin kenne ich überhaupt nicht. Da muss ich sagen, ist Zürich in dieser Beziehung wohl eher Provinz als Bremen. In den Kiosken ist sowieso überall nur Einheitsbrei und was Kultur anbelangt, häufig ein Brachfeld (:

        Der Text von Rabinowich würde mich schon auch interessieren. In welchem Heft ist dieser denn zu finden? Damit ich evtl. das Heft nachbestellen könnte.

        LG buechermaniac

        • Reply
          buzzaldrinsblog
          January 25, 2013 at 11:10 am

          Liebe buechermaniac,

          wirklich erstaunlich, da Zürich ja sicherlich sehr viel größer ist als Bremen. Ich muss aber auch gestehen, dass VOLLTEXT die einzige Literaturzeitschrift ist, die ausliegt. Letztens hatte ich nach EDIT und Bella Triste geschaut, die beide hier aber auch unauffindbar sind.

          Wegen dem Text von Julya Rabinowich hast du Post von mir. 🙂

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