Am 30. Januar las Vea Kaiser in der Storm Buchhandlung aus ihrem Debütroman “Blasmusikpop” vor. Es sollte eine der unterhaltsamsten und vergnügtesten Lesungen werden, die ich bisher erlebt habe.
Zu Beginn betonte Vea Kaiser ihre gute Beziehung zu Bremen, die vor allem im Fußball begründet ist. Weil es bei ihrer Lieblingsmannschaft Rapid Wien im Moment nicht so gut läuft, hat sie sich Werder Bremen zugewendet. Werder Bremen wird in der Fußballszene auch als “little Austria” bezeichnet wird, weil dort viele österreichische Fußballer spielen. Vea Kaiser war an diesem Abend jedoch nicht nur gekommen, um über Fußball zu fachsimpeln, sondern auch, um aus ihren skurrilen und vor Ideen sprühenden Debütroman “Blasmusikpop” vorzulesen.
Vea Kaiser hat die zahlreichen Zuhörer sehr sympathisch in die Geschichte ihres Buches und in die Handlung des Romans eingeführt. Vorweg hat sie amüsiert darüber berichtet, dass sich nach der Veröffentlichung ihres Romans 26 Gemeinden bei ihr gemeldet haben, um zu beweisen, dass der fiktive Handlungsort St. Peter am Anger ihrem eigenen Dorf ähneln müsse. Ein Bürgermeister eines Dorfes aus der Schweiz analysierte mögliche Ähnlichkeiten in einem fünf Seiten langen Brief: die Bewohner seines Dorfes lebten genauso abgeschottet, die Blaskapelle treffe auch nur jeden zweiten Ton und der Bürgermeister sei genauso fett …
Im Anschluss an die Lesung, bei der viel gelacht wurde, war Vea Kaiser bereit, Fragen zu beantworten – alle Fragen, “bis auf die Frage, wie das Buch ausgeht”. Offen und ausgesprochen sympathisch erzählte Vea Kaiser – immer gerne mit einer Anekdote untermalt – über ihr Buch, ihre Liebe zum Altgriechischen und die Verfilmung des Romans.
Vea Kaiser schrieb “Blasmusikpop” in einer Quarterlife Crisis – ihr Freund hatte sich von ihr getrennt und sie wollte endlich mal ein Projekt beginnen, was sie auch zu Ende führt, denn ihr bisheriges Leben war von Hobbys geprägt, die sie meistens nach einem halben Jahr wieder abgebrochen hat, um etwas Neues zu beginnen. Für das Schreiben ihres Debütromans brauchte Vea Kaiser knappe zwei Jahre. Die Zuhörer der Lesung beeindruckt sie damit, dass sie auf den Tag genau das Datum nennen konnte, an dem sie anfing zu schreiben und an dem sie den Roman beendete. Thematisiert wurde auch Vea Kaisers Leidenschaft für Griechisch und ihre Begeisterung für das Fußball spielen. Die Schule, die sie besuchte war das Gymnasium der englischen Fräulein und die Jungs der Fußballmannschaft mussten mit einem Trikot auflaufen, auf dessen Rückseite die Worte “englische Fräulein” standen. Als sich die Jungs weigerten in diesem Trikot Fußball zu spielen, war dies die Chance für die Mädchen – ihre Fußballkarriere gab Vea Kaiser dann jedoch nach einem gebrochenen Fuß wieder auf. Während derVerletzungspause hatte sie zu viele andere interessante Hobbys gefunden. Scherzhaft bemerkt sie, dass das ja im Rückblick schade sei, denn ansonsten hätte sie ja vielleicht doch etwas Vernünftiges gelernt. Ihr Griechischstudium bezeichnet sie als “studieren wie im 19. Jahrhundert”. Sie studiert mit 35 Kommilitonen, von denen 17 bereits in Pension sind. Jeder hat auf seine Weise einen Schuss weg und Vea Kaiser nimmt sich selbst dabei auch nicht aus.
Vea Kaiser hat bereits eine neue Idee, die ihr auf einer Zugfahrt nach Prag eingefallen ist. Der neue Roman spielt in einer griechischen Schaumstofffabrik, die geschlossen werden muss. Hauptfigur wird Jannis sein, der ein unverbesserlicher Optimist ist – wir können uns also auf etwas Neues freuen. Ganz am Ende verrät sie auch, dass “Blasmusikpop” verfilmt wird. Ihr einziger Wunsch bei der Produktion ist ein Undercoverauftritt: als Mutter, mit dickem Plastikbusen, Schweißbändern und Nordic Walking Stöcken …
Die Lesung von Vea Kaiser war witzig, humorvoll, unterhaltsam und unheimlich mitreißend. Viele Zuschauer haben sich im Anschluss ihr Buch gekauft und ich kann an dieser Stelle meinen Aufruf aus meiner Besprechung nur noch einmal wiederholen: lest Vea Kaiser! Lest “Blasmusikpop”.
Ich hatte die Chance, Vea Kaiser im Vorfeld der Lesung zu einem Interview zu treffen, mehr darüber lest ihr hier.
5 Comments
Vea Kaiser im Gespräch! « buzzaldrins Bücher
February 12, 2013 at 10:17 am[…] Vorfeld von Vea Kaisers Lesung am 30.01. in Bremen hatte ich die Möglichkeit, die junge Autorin zu einem Interview zu treffen und […]
dieseitenspinnerinnen
February 13, 2013 at 8:07 amTs, die Quarterlife Crisis kannte ich noch gar nicht. Deine Begeisterung macht Spaß! Viele Grüße von Mila
buzzaldrinsblog
February 13, 2013 at 3:44 pmDas fängt jetzt alles früher an, Mila. 😉 Ich hoffe bei Vea Kaiser immer, dass meine Begeisterung ansteckend ist und noch viel mehr Leute ihr Buch lesen wollen.
Liebe Grüße
Mara
Tintenelfe
June 19, 2015 at 7:59 amHallo Mara,
ich bin gerade zufällig über deine beiden Artikel zu Vea Kaiser gestolpert. Eigentlich hatte ich nach dem Video auf “Zehn Seiten” gegoogelt, das doch endlich mal eingestellt sein müsste, damit ich es endlich in meinem Beitrag verlinken kann. Vea Kaiser war gerade in Braunschweig und da wir in unserem Lesekreis “Makarionissi” lesen, sind wir natürlich auch zu der Lesung gegangen. Es war richtig toll! So etwas habe ich vorher noch nicht erlebt. Naja, vielleicht übertreibe ich, aber dafür, dass ich so überhaupt keine Erwartungen hatte, war ich ziemlich beeindruckt. Und ja, es stimmt, sie hat unheimlich viel zu erzählen, aber es macht auch Spaß, ihr zuzuhören!
Liebe Grüße
Mona
Mara
June 21, 2015 at 4:44 pmLiebe Mona,
ich hatte deine Fotos von der Lesung gesehen und habe die Lesung, die ich damals besucht habe immer noch sehr eindrücklich in Erinnerung. Ich finde, dass Vea Kaiser ein ganz besonderer und sehr spannender Mensch ist und sie kann einfach wahnsinnig gut erzählen. Ich kann mir also sehr gut vorstellen, dass du einen tollen Lesungsabend hattest!
Liebe Grüße
Mara