Bücher-Bühne

DSC_6688“Dichter lesen, Leser stöbern, Verlage locken, Kritiker streiten” – mit diesen Worten eröffnet kurz vor Beginn der Leipziger Buchmesse die Süddeutsche Zeitung in ihrer heutigen Ausgabe die Bücher-Bühne.

Die Süddeutsche Zeitung bespricht in der schön gestalteten Sonderbeilage “Literatur” die wichtigsten Neuerscheinungen des Frühjahrs und macht auf der Titelseite mit einer langen Besprechung von Ezra Pounds Lebenswerk “Cantos” auf, das von Eva Hesse in der deutschen Übersetzung vorliegt. Eine Übersetzung, an der sie beinahe fünfzig Jahre lange gearbeitet hat. Wem 1500 Seiten zu viel und 98€ zu teuer sind, dem sei Ezra Pounds “ABC des Lesens” empfohlen, das mit 144 Seiten ungleich schmaler ist. Auf den folgenden Seiten findet man eineBesprechung zu Péter Esterházys neuestem Roman “Esti”, was beim Leser wohl mehr als leichte Schwindelgefühle auslösen wird, angesichts “der abbrechenden Erzählanläufe und sich selbst dementierenden Behauptungen”. Sehr wohlwollend wird David Wagners Roman “Leben” besprochen, der Rezensent kommt zu einem Fazit, das ich so nur Wort für Wort unterschreiben möchte: “Man kann so ein Buch wohl nur einmal schreiben. Aber das es geschrieben wurde, ist ein Glücksfall.” Der Roman “Bevor alles verschwindet” von Annika Scheffel wird von Christopher Schröder besprochen, leider erntet sie für ihren zweiten Roman nach “Ben” eine doch vernichtende Kritik. Die schönste Kritik in der Literaturbeilage wurde von Thomas von Steinaecker geschrieben, der “Jimmy Corrigan – der klügste Junge der Welt”, eine Graphic Novel von Chris Ware vorstellt.

In der Folge einige der Bücher, die in der Literaturbeilage Erwähnung finden:

Ezra Pound: Die Cantos.

Péter Esterházy: Esti.

Esther Kinsky: Fremdsprechen. Gedanken zum Übersetzen.

David Wagner: Leben. 

Martin Walser: Meßmers Moment.

Eckhard Henscheid: Denkwürdigkeiten. Aus meinem Leben.

Jeanette Winterson: Warum glücklich statt einfach nur normal?

Victor Zaslavsky: Der Sprengprofessor. Lebensgeschichten.

Ernst-Wilhelm Händler: Der Überlebende.

Harald Darer: Wer mit Hunden schläft.

Chris Ware: Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt.

Joachim Bessing: Untiteld.

Annika Scheffel: Bevor alles verschwindet.

Ismet Prcic: Scherben.

Christiane Neudecker: Boxenstopp.

Albertine Sarrazin: Astragalus.

Hanns Zischler: Berlin ist zu groß für Berlin.

Torsten Schulz: Nilowsky.

Von den besprochenen Büchern habe ich bisher leider nur David Wagners Roman “Leben” mit großer Begeisterung gelesen. Auf meinem Stapel liegen noch Nilowsky, Bevor alles verschwindet und Warum glücklich statt einfach nur normal? Alle drei wurden nicht unbedingt positiv besprochen, um so gespannter bin ich auf mein eigenes Leseerlebnis. Auf die Wunschliste dazugekommen sind Scherben, Astragalus und Boxenstopp. Unbedingt in Augenschein möchte ich auch die Graphic Novel von Chris Ware nehmen, da mich die Besprechung von Thomas von Steinaecker begeistern konnte.

Und ihr so? 🙂

19 Comments

  • Reply
    dasgrauesofa
    March 12, 2013 at 5:04 pm

    Ich habe mich auch schon ein Stück weit durch die Lietraturbeilage gelesen und mit Freude wahrgenommen, dass Wagners “Leben” auch im Feuilleton mit viel Empathie gelesen werden kann, und nicht nur im Buchblog!
    Den Roman von Händeler habe ich schon im Buchladen in der Hand gehabt, ihn aber erst einmal zurückgestellt, weil ich mir nach Lektrüe des Klappentextes nicht ganz sicher gewesen bin, ob mich das Thema wirklich anspricht. Nach der Rezensionslektüre bin ich über meine Entscheidung froh, der Inhalt scheint ja doch mit vielen, vielen Themen und Konflikten überladen zu sein.
    Mal schauen, ob die “Beilage” noch Lust auf andere Bücher macht -so wie es Dir wohl durchaus ergangen ist.
    Viele Grüße
    Claudia

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      March 14, 2013 at 8:05 pm

      Liebe Claudia,
      oh ja, darüber habe ich mich sehr gefreut – in der Zwischenzeit hat David Wagner mit “Leben” ja sogar den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Ich freue mich total für ihn und dieses ungewöhliche Buch. 🙂
      Das Buch von Händler reizt mich erst einmal auch nicht wirklich, es wirkt doch sehr abgehoben und kompliziert und spricht mich dadurch nicht unbedingt an. Ich kann mir aber vorstellen, dass du wahrscheinlich trotzdem noch auf einige interessante Bücher in der Beilage gestoßen bist. :-=

      Liebe Grüße
      Mara

  • Reply
    Eva Jancak
    March 13, 2013 at 9:28 am

    Da haben wir wieder achtzehn Bücher, die wir “unbedingt” lesen müßen, von denen ich, eine Vielleserin, die sich bestimmt überdurchschnitlich viel mit Büchern beschäftigt, von dreien etwas gehört haben, von den Leipzig-Belletristik Nominierten habe ich drei Namen gekannt und ein Buch gelesen. Daß ich mit meinen fundertfünfzig pro Jahr gelesenen Büchern an der Leserspitze liege, habe ich schon festgestellt, der Durchschnittsleser liest 8-9 Bücher pro Jahr, welche, habe ich keine Ahnung, vielleicht sind da auch Sach- und Fachbücher oder das Telefonbuch, wie Marcel Reich Ranicky ja bewirbt und ein Dichter, wie ich kürzlich hörte, auf die einsame Insel nehmen will, um sich dann selbst seine Geschichten daraus zu machen, dabei.
    Ich habe eine ganz andere Prioritätenliste, würde mir den neuen Köhlmeier, den neuen Schindel, die neue Doris Knecht, die neue Eva Menasse und den neuen Gustav Ernst wünschen und werde diese Bücher, da ich sie mir nicht kaufe, jetzt warhscheinlich auch nicht lesen, dafür habe ich eine Bücherliste, die bis 2017 reicht und auf die von 2013 gestern “VerkörperungEN” von Valerie Fritsch, das ist eine 1989 geborene Nachwuchsautorin, deren Buch 2011 erschienen ist, gesetzt.
    Aber natürlich ist es spannend, was ich von Leipzig, das ich, wenn es geht auf dem blauen Sofa verfolgen werde, an Impressionen mitnehme und mich würde wirklich interessieren, wie oft und von vielen die neueerscheinendes Bücher gelesen werden.
    Ich lese derzeit schon eine Woche an Orhan Pamuks “Schnee”, ein Buch, das glaube ich 2004 erschienen ist und das ich äußerst faszinierend finde.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      March 14, 2013 at 6:25 pm

      Liebe Eva,
      natürlich ist es wahrscheinlich völlig illusorisch, alle diese Bücher lesen zu wollen. Das habe ich auch nicht vor, würde ich wohl auch gar nicht schaffen. 😉 Ich mag diese Lietraturbeilagen einfach, weil ich dort häufig auf Bücher hingewiesen werde, die ich noch nicht kenne. Ich lasse mich einfach gerne inspirieren, ohne das Ziel zu haben, das auch alles lesen zu müssen. Ich finde es sowieso “anmaßend”, dass jede Zeitung für sich beansprucht, die “wichtigsten” Neuerscheinungen zu kennen und zu wissen, dass wir diese unbedingt lesen müssen.
      Köhlmeier und Schindel stehen auch auf meiner Liste, genauso wie Knecht und Menasse (übrigens die Halbschwester von Robert Menasse) – schade, dass die alle nicht in der Beilage erwähnt wurden sind.
      Ich bin leider auch nicht vor Ort in Leipzig, versuche aber so viel Eindrücke wie möglich vor dem heimischen Rechner mitzunehmen. 😀

      Liebe Grüße
      Mara

      • Reply
        Eva Jancak
        March 14, 2013 at 7:06 pm

        Ja, diese Vereinnahmungen zu denen sich die Kulturjournalisten offenbar verpflichtet fühlen sind lustig, das muß ich immer etwas dagegen schreiben, obwohl ich ja natürlich, wenn ich könnte gerne…., aber manchmal, wie jetzt komme ich mit dem Lesen auch nicht recht weiter und das blaue Sofa halte ich für eine interessante Institution, wenn ich in Leipzig bin, sitze ich dort herum oder im Österreich Cafe, zu Hause ist das eine gute Gelegenheit, viel mitzubekommen, es gibt übrigens einen Livestream zu den Übertragungen, die im Österreichcafe stattfinden und den kann sehr empfehlen, auf www. buecher.at wird er wahrscheinlich zu finden sein, alles Liebe

  • Reply
    atalantes
    March 13, 2013 at 10:31 am

    Sehr interessant finde ich, daß das Aufmacherfoto, welches Du ja hier auch abbildest, nur englischsprachige Bücher in den Regalen zeigt.
    Das gibt zu denken. 😉

    Die Anregungen haben mir Lust gemacht, mal wieder etwas vom guten alten Henscheid zu lesen, sonst richten sich meine Begehrlichkeiten eher auf andere Neuerscheinungen dieser Saison, z.B. Martynova.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      March 14, 2013 at 6:18 pm

      Liebe atalantes,
      in der Tat habe ich auch über dieses Foto von englischen Büchern gestaunt. Die Redakteure der Süddeutschen hätten gerne zu mir kommen können, wenn es ihnen an Büchern zum Fotografieren gefehlt hat. Hier stehen genügend. 😉

      Martynova steht hier schon und wartet auf mich, der Ausschnitt aus ihrem Roman beim Bachmannpreis hat mich neugierig gemacht. Darf ich vielleicht auch mal ganz neugierig fragen, welche anderen Neuerscheinungen dich denn noch interessieren? 🙂

      • Reply
        atalante
        March 16, 2013 at 3:28 pm

        Du darfst immer. Mahlke steht noch auf meiner Liste und Meyerhoff mit dem zweiten Band seiner Romanbiographie, ebenso Böttigers Buch über die Gruppe 47. Tja, und dann gibt es noch ein paar Kandidaten aus der letzten Saison, z. B. Seethaler und Genazino.

        • Reply
          buzzaldrinsblog
          March 17, 2013 at 7:55 pm

          Mahlke und Meyerhoff stehen auch auf meiner Liste, auch wenn ich gestehen muss, dass ich den ersten Band noch gar nicht gelesen habe. Seethaler soll ja toll sein, ich habe ihn leider noch nicht gelesen und von Genazino gibt es ja bereits etwas neues. 😉 Ich lese gerade auch noch einige Bücher aus der letzten Saison, im Moment Bodo Kirchhoffs lesenswerten Roman “Die Liebe in groben Zügen”.

      • Reply
        atalante
        March 18, 2013 at 11:21 am

        Genau, ich dachte an “Tarzan am Main”. Der ist tatsächlich erst im Januar erschienen, ich hatte ihn im Herbstprogramm verortet. Genazino zählt zu den Schriftstellern, deren neue Bücher ich früher sofort nach Erscheinen lesen musste. Auch in diesem Fall ist es leider nicht mehr ganz so dringlich. Um den Kirchhoff bin ich im Herbst schon gekreist. Leider ist es so ein umfangreicher Roman, die machen mir immer Angst. 😉

        • Reply
          buzzaldrinsblog
          March 19, 2013 at 4:57 pm

          Bei mir zählt Genazino ja zu den Schriftstellern, von denen ich schon so lange mal etwas lesen möchte, die ich aber noch nie gelesen habe. Es wird Zeit dafür, glaube ich. Vielleicht wäre “Tarzan am Main” ja ein guter Startpunkt. 🙂
          Der Kirchhoff ist in der Tat recht umfangreich, mich reizen ja umfangreiche Bücher. Bisher (knappe 300 Seiten) lässt er sich, trotz einiger Klischees, aber dennoch wirklich gut lesen. Als Subtext wird quasi die Geschichte von Franz von Assisi erzählt. Wirklich ganz lesenswert!

  • Reply
    literaturen
    March 14, 2013 at 7:39 am

    Ärgerlich, dass ich die Literaturbeilage total verpeilt habe und daher nicht selbst lesen konnte! Jimmy Corrigan haben wir schon bei uns im Laden und ich habe mal reingeschaut, es sieht schon sehr imposant aus. Allerdings sind 39 Euro auch ein imposanter Preis, dementsprechend wird das wohl noch ein bisschen warten müssen.

    Annika Scheffel hatte mich auch sehr interessiert, ich schleiche schon die ganze Zeit drumrum. Nilowsky hatte ich auch schon das ein oder andere Mal in der Hand. Und David Wagner interessiert mich auch immernoch sehr. Den “Cantos-Klopper” von Ezra Pound haben wir auch im Laden, danke schonmal, dass du dafür eine etwas günstigere Alternative angeboten hast. *lach*

    Scherben möchte ich auch nich lesen, im Moment liegt erstmal “Das Leuchten in der Ferne” von Linus Reichlin auf meinem Stapel. Alle anderen Bücher kenne ich nicht oder ich habe mich, wie im Falle Martin Walsers, bewusst dafür entschieden, erstmal nichts mehr von ihnen zu lesen. ;D

    Es stimmt aber .. man kommt mit dem Lesen halt einfach nicht hinterher, wenn man nebenbei noch ein bisschen leben will. Nicht mehr lange und wir müssen uns schon mit den Herbstprogrammen der Verlage beschäftigen.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      March 14, 2013 at 6:11 pm

      Liebe Sophie,
      wenn es dir wichtig ist, sende ich dir die Beilage auch gerne zu. Bei uns fliegt sie noch irgendwo in der Wohnung rum, sieht mittlerweile aber wahrscheinlich etwas mitgenommen aus. 😉 Ich kann aufgrund der vielen Bilder bei einer Graphic Novel den Preis auch nachvollziehen und dennoch blutet mein Herz, wenn ich daran denke, so viel Geld auszugeben. Bei mir wird es wohl also auch noch eine Weile dauern.

      Annika Scheffel werde ich wohl bald lesen und bin schon gespannt, die bisherigen Meinungen sind leider nicht gerade positiv. In der Zwischenzeit hat David Wagner ja auch noch den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen, also unbedingt lesen! 🙂 “Das Leuchten in der Ferne” liegt hier auch noch, da bin nach einem Verriss beim dradio besonders gespannt drauf.

      Ich finde diese Bücherflut manchmal schon fast beängstigend. Wer soll das alles lesen und wann? Ich habe vor kurzem gelesen, dass Elke Heidenreich pro Tag ungefähr 400 Seiten liest, wobei ich mich dann auch frage, wie intensiv sie diese liest – ich schaffe höchstens 100. Wie auch immer, mit Seitenzählerei will ich eigentlich auch gar nicht anfangen. Es ist nur manchmal deprimierend, wenn man noch nicht einmal richtig im Frühjahrsprogramm angekommen ist und sich wirklich schon fast – wie du sagst – aufs Herbstprogramm vorbereiten könnte.

  • Reply
    Pia Ziefle
    March 16, 2013 at 4:17 pm

    “Scherben” habe ich auch sofort in der Buchhandlung geholt, und die Derrida-Biografie und… das Sachbuch, das sich um die Frage dreht, wie viel Wachstum uns gut tut, Titel entfallen, das muss allerdings erst nachgedruckt werden. Es war mal eine Literaturbeilage, die mich sehr angesprochen hat und die ein wenig zugänglicher war als in manchen Jahren zuvor.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      March 17, 2013 at 7:54 pm

      Liebe Pia,
      ich habe schon bei Facebook über deine Derrida-Begeisterung gelesen. Anschließend hatte ich das Buch auch in der Buchhandlung in der Hand, habe aber noch gekauft, auch wenn es sehr interessant klingt. Auf “Scherben” bin ich schon sehr gespannt, es erinnert mich ein bisschen an Saša Stanišić Romans, den ich damals sehr gerne gelesen habe. Die Beilage habe ich auch als ansprechend und schön zu lesen empfunden. 🙂

  • Reply
    Beatrix Alfs
    April 27, 2013 at 5:49 pm

    Boxenstopp von Christiane Neudecker ist ein sicher interessanter Roman, aber für die breite Masse ist er nicht geschrieben. Der Leser weiß mit vielen Einschüben noch nichts anzufangen, die Rückblicke zusammenhanglos. Aber wenn man sich “durchbeißt”, lohnt es sich schon.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      April 28, 2013 at 11:34 am

      Liebe Beatrix,
      ich danke dir für deine Rückmeldung zu diesem Roman, der auch auf meiner Wunschliste steht! Ich kann mir aber vorstellen, dass das Buch in der Tat für ein spezielles Publikum geschrieben ist … mal schauen, ob ich irgendwann die Zeit finden werde, mich da durch zu beißen! 😉

  • Reply
    Beatrix Alfs
    April 29, 2013 at 7:33 pm

    Zumindest muss man sich auf den ersten Seiten durchbeißen, bis man sich auf den Schreibstil eingelassen hat. Darauf habe ich auch in meiner Rezension hingewiesen. Ist man aber einmal “gefangen”, dann wird das Buch immer spannender und die Autorin hat es wirklich geschafft, bis zum Schluss die Spannung zu steigern. Es gehört zu den Büchern, die man nicht so schnell vergisst.

    • Reply
      buzzaldrinsblog
      May 1, 2013 at 2:41 pm

      Liebe Beatrix,

      danke auch für deinen Hinweis auf deine Besprechung, da hopse ich gleich mal rüber und schaue sie mir an! 🙂 Das Buch bleibt auf jeden Fall auf der Wunschliste, auf der aber noch eine Reihe anderer Titel stehen.

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