René Freund wurde 1967 geboren und lebt als Autor und Übersetzer in Grünau im Almtal. Er arbeitete zwei Jahre als Dramaturg am Theater in der Josefstadt und studierte Philosophie, Theaterwissenschaft und Völkerkunde. Von ihm erschienen bereits zahlreiche Bücher, unter anderem “Stadt, Land und danke für das Boot” sowie “Wechselwirkungen”. “Liebe unter Fischen”, das zu Beginn dieses Jahres erschien, ist seine neueste Veröffentlichung.
Die Geschichte, die René Freund in seinem Roman “Liebe unter Fischen” erzählt, beginnt am 16. Juni. Die Verlegerin Susanne Beckmann beginnt an diesem Tag damit, ihrem berühmtesten Autor Alfred Firneis – genannt Fred – auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Sie ist verzweifelt, denn ihrem Verlag droht die Pleite, wenn nicht ihr Starautor endlich ein neues Buch vorlegt.
“Von Im Schein der Wolkenkratzer haben wir jetzt Hundertfünfzigtausend verkauft. Jenseits von Mitte ist vergriffen, wir drucken gerade nach. Mensch, Sie sind der einzige Lyriker im deutschen Sprachraum, der Kasse macht.”
Doch Fred Firneis hat ganz andere Sorgen: er wurde nicht nur von seiner Frau verlassen, sondern ertränkt seinen Kummer nun auch noch im Alkohol. Seinen Laptop hat er weggeworfen und an neuen Texten schon lange nicht mehr gearbeitet. Susanne Beckmann lässt nicht locker und spürt ihren Autor schließlich in seiner verdreckten Wohnung auf. Zur Regeneration schickt sie Fred – unter der Aufbietung einiger Überzeugungskraft – in eine Holzhütte in die österreichischen Alpen.
Grünbach am Elbsee ist eine Idylle. Die Hütte liegt abgeschieden, es gibt weder Strom noch Internet und auch keinen Handyempfang. Freds erster Impuls ist, dass er dort so schnell wie möglich weg möchte. Ein Sturzbach, “der ihn von den anderen Menschen trennte”, verhindert diesen Wunsch und zwingt Fred dazu, in der Hütte zu bleiben und zur Ruhe zu kommen. Als er den Förster August und dessen Hündin Aisha kennenlernt, beginnt Fred seine Zeit in Grünbach sogar richtig zu genießen.
“Als ich diesen Atemzug machte, der meinen ganzen Brustkorb auszufüllen schien, den ich als Wärme in den Füßen und als Klarheit im Kopf spürte, fiel mir plötzlich auf: Ich hatte in den letzten Jahren das Atmen verlernt.”
Als plötzlich die Biologin Mara auftaucht, die Fred nicht nur mit ihrer Schönheit, sondern auch mit ihrem charmanten Akzent und ihrem Wissen über das Liebesleben von Fischen verzaubert, scheint das Glück perfekt zu sein. Es ist die Begegnung mit Mara, die Fred dazu bringt, wieder zu schreiben. Doch von einem Tag auf den anderen verschwindet die geheimnisvolle Mara …
Auf knapp 200 Seiten erzählt René Freund eine kurzweilige und unterhaltsame Geschichte, die für den Leser eine Wendung bereithält, die es in sich hat. “Liebe unter Fischen” ist ein Roman, der eine gewisse Leichtigkeit verströmt und sich flüssig und angenehm lesen lässt. Neben dieser Leichtigkeit beinhaltet der Roman aber auch viele spannende Gedanken zum Schriftstellerleben. Fred Firneis steht trotz seines Erfolgs, den er als einer der wenigen deutschen Lyriker hat, unter dem Druck Texte liefern zu müssen. Doch die Texte lassen sich schon lange nicht mehr so leicht schreiben, wie zu Beginn und statt zum Stift greift Fred immer öfter zum Alkohol.
“Ich lebe in einem Raumanzug gefertigt aus Ironie, genäht mit Zynismus, beschichtet mit Fremdheit. Ich komme da nur raus, wenn ich trinke oder wenn ich schreibe. Zuletzt war nur noch das Trinken geblieben.”
An vielen Stellen schimmert die ständig präsente Angst durch, zu versagen und die Erwartungen des Publikums, des Feuilletons und des Verlags nicht erfüllen zu können.
“Ein Bestsellerautor mit Ängsten – das wäre doch lächerlich! Lächerlich zum Beispiel die Angst, nichts Gutes mehr schreiben zu können. Mit dem nächsten Buch die totale Pleite einzufahren. Ausgeschrieben zu sein, für immer. Ich habe es mir eine Zeitlang sehr bequem in dem Glauben eingerichtet, tatsächlich keine Sorgen, keinen Groll, keine Ängste zu haben. Bis ich in dem Glauben vertrocknet oder verhungert bin.”
Ein anderer Blickwinkel wird von Freds Verlegerin Susanne Beckmann vertreten, die um das Überleben ihres Verlages kämpft und mit allen Mitteln versucht, Fred zum Schreiben zu zwingen. Für sie zählt zunächst einmal der finanzielle Profit und die Absicherung des Verlages, dafür ist sie bereit, alles zu tun.
Sprachlich weiß der Roman vor allem an den Stellen zu überzeugen, an denen Fred Briefe an seine Verlegerin schreibt, diese Briefe sind nicht nur poetisch, sondern auch philosophisch angehaucht und machen einen Großteil des Lesevergnügens aus, das ich bei diesem Roman empfunden habe. “Liebe unter Fischen” ist ein Buch mit Herz, Hirn und Humor; die perfekte Dosierung dieser Mischung lässt einen dann auch die stellenweise etwas stereotype Figurenzeichnung verschmerzen.
René Freund ist mit “Liebe unter Fischen” eine originelle und abwechslungsreiche Liebesgeschichte gelungen, die durch einen subtilen und humorvollen Blick in die literarische Welt ergänzt wird. Ein Buch, dessen Lektüre sich wie ein sonniger Urlaub angefühlt hat und das dazu angeregt, auch einmal eine Pause vom Alltag zu machen und sich nicht weiter “einlullen, anfüllen, zumüllen” zu lassen.
3 Comments
Mariki
May 9, 2013 at 7:34 amDas möchte ich auch gern lesen! Hab leider kein LE bekommen, aber ich werde es mir sicher irgendwann kaufen. Will auch sonnigen Urlaub 😉
buzzaldrinsblog
May 10, 2013 at 2:50 pmJa, sonniger Urlaub klingt toll, gell? 😀 Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, das Buch kostengünstig auf den Weg zu dir zu bringen, dann sag mir doch bitte Bescheid! 😉
Mariki
May 21, 2013 at 8:44 amDu meinst, du willst deins gar nicht behalten?