Der Autor: Matthew Dicks hat am Trinity College studiert und arbeitet heutzutage als Grundschullehrer. “Der beste Freund, den man sich denken kann” ist bereits das dritte Buch, das von ihm auf Deutsch erscheint.
Darum geht’s: “Der beste Freund, den man sich denken kann” wird aus der Perspektive von Budo erzählt. Budo ist seit fast sechs Jahren am Leben und lebt damit bereits deutlich länger, als viele andere seiner Art vor ihm. Denn Budo ist ein imaginärer Freund. In der Welt der imaginären Freunde ist er förmlich eine Rarität, denn er ist vollständig, ihm fehlt kein Körperteil. Erschaffen hat ihn der zehnjährige Max. Wenn Max aufhören würde, an Budo zu denken, würde dieser sterben. Max ist ein besonderes Kind, denn er ist autistisch, auch wenn es seinen Eltern schwer fällt, mit der Erkrankung ihres Sohnes umzugehen. Die Schule ist eine Qual für ihn, denn die anderen Schüler piesacken Max, der anders ist, als sie. Das einzige, das an der Schule Spaß macht, sind die Unterrichtsstunden bei Mrs. Gosk, doch da gibt es auch noch die unheimliche Mrs. Patterson, die ein sonderbares Interesse an Max entwickelt …
Das erwartet einen:
- Eine interessante Perspektive, denn der Roman wird aus der Sicht von Budo erzählt. Budo blickt mit den Augen eines Kindes auf die Welt und beschreibt diese, aus einem besonderen Blickwinkel. Diese ungewöhnliche Perspektive ist die größte Stärke des Romans, aber gleichzeitig auch seine größte Schwäche, da sie leider über das ganze Buch hinweg nicht durchgehend überzeugen kann.
- Eine Geschichte über ein autistisches Kind, das auf seine ganz eigene Art und Weise versucht, sich im Leben zurechtzufinden.
- Zu guter Letzt erwartet den Leser auch noch ein Hauch von gruseliger Spannung und ein tränenreiches Ende; die perfekte Mischung für einen erfolgreichen Roman.
Das bekommt man nicht: Wer “Der beste Freund, den man sich denken kann” aufschlägt, darf keine hohe Literatur erwarten. Dies liegt schon allein im kindlichen Erzählstil begründet, der stellenweise eher an ein Kinderbuch erinnert, als an einen Roman für Erwachsene. Matthew Dicks hat keinen literarisch anspruchsvollen Roman geschrieben, dafür aber eine Geschichte mit viel Herz und Emotionen.
Ein Gedanke, den ich behalten habe: “Ich bin an Max gebunden wie ein Astronaut mit Schläuchen und Kabeln an sein Raumschiff. Wenn das Raumschiff explodiert und der Astronaut stirbt, heißt das nicht, dass er imaginäre war. Es heißt bloß, dass seine Beatmungsmaschine abgetrennt wurde.”
Information am Rande: In Großbritannien werden die Romane von Matthew Dicks unter dem Namen Matthew Green vermarktet. Mögliche Gründe sind mir nicht bekannt, die Namensnähe zu John Green soll aber möglicherweise verkaufsfördernd wirken.
Fazit: Matthew Dicks legt mit “Der beste Freund, den man sich denken kann”, trotz der schweren Thematik, einen sommerlich leichten Roman vor, zu dem man – wenn man am Strand liegt und die Sonne vom Himmel scheint – gefahrlos greifen kann. Dicks erzählt die emotionale Geschichte eines Jungen, der es im Leben nicht einfach hat und sich an der Seite seines imaginären Freundes hindurchkämpfen muss. “Der beste Freund, den man sich denken kann” ist ein berührender und lesenswerter Roman über die Freundschaft zwischen zwei Menschen – ob real oder imaginär ist dabei eigentlich fast schon egal.
26 Comments
B.ee
July 14, 2013 at 8:38 pmLiebe Mara, als ich Deine Rezension to go (schöne Idee, übrigens) las, kam mir sofort der Gedanke, dass mich das Buch an “Die Psychologin” von Jess-Cooke erinnert. Es wird als Thriller vermarktet, ist aber eher ein nettes Buch über einen kleinen Jungen mit einem “nicht so netten” imaginären Freund. Auch hier steht im Raum, ob der Junge autistische Züge hat oder ob er gar eine bereits in der Kindheit auftretende Form der Schizophrenie aufweist. Und wie in Deiner Beschreibung von Dicks Buch hat es einen Hauch von Grusel, der mich subtil beschlich und das Buch zu einem netten Lesegenuss machte.
Von daher ist es nun natürlich so, dass Dicks Buch sofort auf meine Beschnüffelungsliste muss und ich mir die Leseprobe besorgen werde. Ich weiß jetzt schon, dass ich kein Jahr durchhalten werde!
buzzaldrinsblog
July 15, 2013 at 11:29 amLiebe Bee,
von dem Buch von Carolyn Jess-Coke habe ich bisher noch nie etwas gehört, aber es klingt so, als sei es doch sehr mit dem Buch von Matthew Dicks zu vergleichen. Da mir “Der beste Freund, den man sich denken kann” gut gefallen hat, werde ich auch auf jeden Fall mal beim nächsten Bummel durch die Buchhandlung einen Blick in das Buch von Carolyn Jess-Coke werfen – danke für den Hinweis! 🙂
Ich habe übrigens immer ein ganz schlechtes Gewissen, wenn einer meiner Besprechungen dazu führt, dass das Buch auf deiner Beschnüffelungsliste (tolles Wort!) landet – ich will dich ja schließlich nicht in Versuchung führen … 😉
Liebe Grüße
Mara
B.ee
July 16, 2013 at 9:44 pmZu spät…ich werde ständig verführt….lächel….aber mein Es lässt sich auch sehr gerne verführen, sehr zum Leidwesen meines Über-Ich.
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob Du “Die Psychologin” mögen würdest. Es ist halt so ganz klassische Trivialliteratur.
buzzaldrinsblog
July 18, 2013 at 11:06 amNa, auch klassische Trivialliteratur muss man doch ab und an dazwischen schieben … 😉
skyaboveoldblueplace
July 15, 2013 at 6:20 amHallo Mara,
Rezension to go ist eine schöne Idee. Kurz, knackig, informativ.
Schöne Grüsse, Kai
buzzaldrinsblog
July 15, 2013 at 11:22 amLieber Kai,
ich danke! 😀 Bei manchen Bücher bietet sich das Format einfach an, auch wenn ich gestehen muss, dass mir persönlich die längere Fassung einfach mehr Spaß macht, aber man muss schließlich auch an seine Leser denken. 😉
skyaboveoldblueplace
July 15, 2013 at 11:55 pmjau, das geht mir auch so. Manchmal kann ich die Wörter einfach nicht halten, da wär für mich so ein Rahmen schon mal nicht schlecht, quasi als Diziplinierungsmassnahme…
Nächtliche Grüsse, Kai
buzzaldrinsblog
July 16, 2013 at 11:20 amOh, da warst du ja spätnachts noch unterwegs! 😀 Ja, eine Disziplinierungsmaßnahme schadet mir immer auch nicht, vor allem, wenn mich Bücher begeistern konnte, trägt mich meine Euphorie manchmal zu recht umfangreichen Texten …
dasgrauesofa
July 15, 2013 at 8:30 amLiebe Mara,
mich hat Euer tolles gemeinames Parkbank-Lesebild so vom Inhalt des Artikels abgelenkt, dass ich gar nichts Kritisches sagen kann, weder zum Inhalt des Romans noch zur neuen Rezensionsform “to go”… 🙂
Viele Grüße, Claudia
buzzaldrinsblog
July 15, 2013 at 11:16 amLiebe Claudia,
oh, dann sollte ich mir überlegen, häufiger mal Bilder von Bandit und mir einzubauen, wenn die so positiv wirken und von all dem ablenken können, was ansonsten vielleicht kritisch ins Auge fallen würde. Danke für den Tipp! 😉
dasgrauesofa
July 16, 2013 at 8:44 amLiebe Mara,
mit “kritisch” meine ich natürlich: positiv bewerten! Und so kommt es, dass Bandit-Bilder wegen der großen Ablenkung vor allem verhindern, den Inhalt Deiner Artikel positiv zu würdigen!!! Vor allem, wenn er den Bildbetrachter durch die Kamera so intensiv anschaut. Da kann ich mich zumindest kaum noch auf Deine schöne Idee der “Rezension to go” konzentrieren. Aber das mag ja auch an meinem sehr einseitig ausgeprägten Interessensgebiet liegen…
Viele Grüße, Claudia
buzzaldrinsblog
July 16, 2013 at 11:15 amLiebe Claudia,
ach so, entschuldige bitte, dass ich dich da etwas missverstanden habe! 😀 Fotos zusammen mit Bandit sind übrigens vor allem auch für mich sehr praktisch, da es ihm gelingt, etwas von mir abzulenken, da bin ich immer ganz dankbar. Die Fokussierung auf den Hund teile ich übrigens und kann diese sehr gut nachvollziehen. 🙂
Sonnige Grüße
Mara
Mariki
July 15, 2013 at 9:45 amSuper Idee mit der Rezension to go! Bei so einem Buch passt es besonders gut. Ich hab’s letztes Jahr im Urlaub gelesen – für sonnige Tage ist es, wie du schon schreibst, wirklich perfekt. Als es dann auf Deutsch kam, hab ich mich über die Namensverschiedenheit gewundert … merkwürdig. http://buecherwurmloch.wordpress.com/2012/08/11/matthew-green-memoirs-of-an-imaginary-friend/
buzzaldrinsblog
July 15, 2013 at 11:19 amLiebe Mariki,
oh ja, bei manchen Büchern passt es sicherlich nicht, sie in ein solches Format zu pressen, da sie einfach zu inhaltsschwer oder reichhaltig sein mögen – hier hat es aber gut gepasst und ich freue mich, dass das Format gut ankommt. 🙂 Über die Namensverschiedenheit habe ich mich auch bereits gewundert und noch keine richtige Erklärung gefunden, außer, dass das Buch möglicherweise sich unter dem Namen Greene besser verkauft. Komisch aber, dass man das in Deutschland dann wieder geändert hat …
Liebe Grüße
Mara
Mariki
July 15, 2013 at 11:49 amErgibt ja auch keinen Sinn – deine Theorie mit John Green würde auf Deutschland doch auch passen … Hm. Wir werden es wohl nie erfahren, außer wir fragen 😉
buzzaldrinsblog
July 15, 2013 at 11:52 amLiebe Mariki,
ein bisschen googeln hat geholfen:
http://matthewdicks.com/2011/05/introducing-matthew-green.html
Hier erklärt Matthew Dicks / Matthew Green die Gründe für den Namenswechsel. Mit meiner Theorie lag ich scheinbar doch einige Meter daneben. 😉
Mariki
July 15, 2013 at 12:07 pmDu schlaues Ding du! Denn was man nicht googeln kann, das gibt es nicht … 😉
Haha, der arme Kerl! Das ist ja total lustig, wär ich auch nie draufgekommen. Sehr amüsant finde ich:
I have two uncles named Harold and they both go by the name Harry Dicks.
My father’s name is Leslie, and he goes by Les Dicks.
You have never met three tougher men.
lesestoff
August 13, 2013 at 7:54 pmEine gute Idee! Vor allem deine Einteilung wirkt sehr überschichtlich, so dass man sich als Leser gut orientieren kann. Finde ich fast angenehmer zu lesen als die kompletten Rezensionen.
buzzaldrinsblog
August 15, 2013 at 11:44 amErst einmal: herzlich Willkommen auf meinem Blog und danke für deinen Kommentar! 😀 Ich freue mich, dass du die Idee gelungen findest – ein paar weitere Rezensionen to go sind bereits in Vorbereitung und ich bin bereits gespannt, wie diese ankommen werden.
lesestoff
August 15, 2013 at 2:26 pmJa, ich bin gespannt. Finde deine Buchauswahl auch oft interessant :). Lg
tanrak
January 5, 2014 at 9:23 amToll ! “rezension to go” ist sehr fein, super Idee !!
Das Bild dazu mit Hund ( welch ein Prachtkerl ) ist klasse. Ab sofort bin ich “Follower” 🙂
buzzaldrinsblog
January 6, 2014 at 12:27 pmHallo tanrak,
danke für deinen Besuch, über den ich mich sehr freue und deinen Kommentar. 🙂 Leider ist diese Rubrik etwas eingeschlafen, ich hoffe, in Bälde aber wieder neues Material zu haben. 🙂
tanrak
January 6, 2014 at 12:39 pmWäre toll ! Diese Idee mit den Kurzrezensionen ist superklasse. Auch die von dir gewählten Punkte bringen es ja, auf den PUNKT ! 🙂
buzzaldrinsblog
January 8, 2014 at 5:01 pmDanke, ich fühle mich nun ganz motiviert, mich noch einmal an diese Idee zu setzen! 🙂
birtheslesezeit
January 29, 2014 at 7:32 pmSchöne Rezi – ich mochte und mag dieses Buch sehr :-). Es ist rührend und dabei sehr unterhaltsam. :-). LG
buzzaldrinsblog
January 30, 2014 at 5:36 pmLiebe Birthe,
danke für das Kompliment und schön, dass du das Buch auch gerne gelesen hast. Ich mag solche Geschichten immer sehr gerne – rührend und gleichzeitig unterhaltsam ist einfach eine tolle Mischung. 🙂
Liebe Grüße
Mara