Bloomsday

In der Literarischen Welt, die der letzten Ausgabe der Welt beilag, gab es unter dem Titel Joyce und ich einen wunderbaren Essay über den Schriftsteller James Joyce – geschrieben von Karl Ove Knausgard. In diesem Jahr ist es bereits 100 Jahre her, dass “Ein Porträt des Künstlers als junger Mann” erschien, für Knausgard ist das Buch aber auch heute noch eines, das eine wichtige Rolle in seinem Leben spielt. Für ihn ist es ein Bildungsroman über Identität und darüber, was uns zu dem formt, was wir sind – ihm zeigte es, was Individualität eigentlich bedeutet.

Joyce und ich

Auch Ulysses, das größte und sicherlich bekannteste Werk von James Joyce, hat Knausgard gelesen … oder, man müsste schon fast sagen, studiert:

Ich las das Buch wie ein Archäologe, der eine Erinnerung an die Vergangenheit ausgräbt, indem er Schicht für Schicht freilegt, Teilchen um Teilchen, und dann versucht, daraus ein sinnvolles Ganzes herzustellen; und die ganze Zeit stand mir meine eigene Unterlegenheit und Begrenzung diesem Werk gegenüber klar vor Augen. 

Karl Ove Knausgards Essay, der von Ulrich Sonnenberg übersetzt wurde und auch auf Englisch bereits in der New York Times erschien, ist eine schöne Erinnerung an einen Schriftsteller, dessen Name mir in meinem Leben zwar immer wieder begegnet ist, den ich bisher aber noch nicht gelesen habe.

Ein schöner Anlass dazu, wäre vielleicht der heutige Tag, also der 16. Juni, an diesem Tag wird nämlich der Bloomsday gefeiert. Der Bloomsday geht auf die literarische Figur Bloom aus Joyce’ Ulysses zurück und ist damit wohl einer der wenigen Feiertage, die sich tatsächlich auf eine literarische Person berufen – wie könnte man diesen Tag also besser zelebrieren, als mit der Lektüre von James Joyce?

PicMonkey CollageEin Porträt des Künstlers als junger MannUlyssesDublinerFinn’s HotelJames Joyce Lesebuch

Alternativ könnt ihr an diesem Tag aber auch modemäßig an Joyce erinnern und dunkle Kleidung und einen „Qualitätshu“ tragen – so heißt die Kopfbedeckung im Ulysses, denn Bloom trägt einen „Hu“, weil das „t“ der Aufschrift im Lederband schon abgerieben ist.

Wie auch immer ihr den Bloomsday begehen wollt, für mich war Knausgards Essay eine schöne Erinnerung an einen spannenden Schriftsteller, den ich nun doch unbedingt noch entdecken möchte.

7 Comments

  • Reply
    Martina Ramsauer
    June 16, 2016 at 11:57 am

    Ganz herzlichen Dank für diese schöne Vorstellung von ‘ Ein Portrait des Künstlers als junger Mann”. Ich war letzte Woche auf dem Grab von James Joyce und daher ganz auf dieser Wellenlänge.😀

    • Reply
      Mara
      June 23, 2016 at 7:52 pm

      Oh, liebe Martina, das stelle ich mir ja sehr spannend vor! Hast du über diesen Besuch auch gebloggt?

  • Reply
    ankedoersam
    June 16, 2016 at 12:18 pm

    Dein Artikel hat bei mir einen Ausflug zum Regal verursacht 🙂 Danke!

    • Reply
      Mara
      June 23, 2016 at 7:51 pm

      Das freut mich sehr – bist du dort denn fündig geworden? 🙂

  • Reply
    Annika
    June 16, 2016 at 4:04 pm

    Ich habe “Dubliner” im Studium lesen müssen und es war eine Qual für mich. Vielleicht sollte ich mich nochmal ranwagen, ist immerhin schon fast 10 Jahre her (unglaublich!)- vielleicht entspricht es inzwischen mehr meinem Geschmack.

    • Reply
      Mara
      June 23, 2016 at 7:51 pm

      Liebe Annika,

      ich habe für meine Masterarbeit damals mich ein ganz wenig mit “Ulysses” beschäftigt, aber auch keinen näheren Zugang gefunden – ich habe mir James Joyce nun für den nächsten Urlaub vorgenommen. 🙂

      Liebe Grüße
      Mara

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