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Alles Abseitige

Die Literarische Welt blickt auf die Buchmesse

Literarische Welt

Bei dem wunderschönen Wetter verlässt man im Moment sicherlich gerne ab und an das Haus, heute sollte man sich nicht davor scheuen, auch einen Abstecher zum Kiosk zu machen. In der Literarischen Welt gibt es heute zahlreiche Besprechungen rund um die Leipziger Buchmesse: Katja Petrowskaja und Donna Tartt finden Erwähnung, es gibt aber auch höchst lesenswerte Interviews mit Lukas Bärfuss und Toni Morrison.

Viel Spaß! 🙂

Wie sollten wir sein?

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Sheila Heti legt das wohl ungewöhnlichste Buch dieses literarischen Frühjahrs vor – “Wie sollten wir sein” ist ein Roman aus dem Leben, der eben genau dieser Frage nachgeht: wie sollten wir sein? Was bedeutet Authentizität? Und wie findet man eigentlich überhaupt heraus wer man ist und wie man sein möchte? Wer auf das Buch neugierig geworden ist, sollte sich nicht davor scheuen, mal einen Blick in die Leseprobe zu werfen.

Mich hat Sheila Heti dazu inspiriert, mir selbst einmal Gedanken zu dieser Frage zu machen, es dürfte niemanden überraschen, dass diese Gedanken selbstverständlich um die Literatur kreisen. Meinen Antwortversuch könnt ihr hier lesen, viel Spaß!

mystery reading

mystery reading

Heute stellen ich und mein treuer Lesebegleiter Bandit, der einfach immer und überall dabei sein muss, wenn es um’s Lesen geht, euch eine ganz besondere Aktion vor: sie hört auf den Namen mystery reading und ist aus einer gemeinsamen Kooperation von Thalia, Club Bertelsmann, Weltbild, Hugendubel und der Telekom entstanden. Bandit und ich stellen euch diesmal auf eine etwas andere Art und Weise ein Buch vor; mir ist selbst ein wenig mulmig. Anders als sonst, gibt es die Rezension diesmal nicht im Textformat, sondern als Video. Mysteriös ist sie, weil wir weder den Titel verraten, noch den Autor – das müsst ihr selbst herausfinden! Unter allen Teilnehmern, die uns die richtige Lösung verraten, wird ein tolino shine verlost! Ich wünsche euch viel Spaß beim Knobeln und Rätseln!

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert, damit die Lösung nicht zu schnell verraten wird. Die richtige Lösung schickt ihr bitte einfach an folgende E-Mailadresse, jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin wird auch eine Teilnahmebestätigung erhalten:

buzzaldrinsblog@gmx.de 

media kit – Werbung in der Tasche

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Nächste Woche Donnerstag werde ich Leipzig unsicher machen, ich werde nicht nur das ein oder andere Interview führen, sondern ich hoffe auch darauf, meinen Blog dem ein oder anderen Unternehmen vorstellen zu können. Von dem Wort media kit habe ich zum ersten Mal auf der Bloggerkonferenz “The Hive” gehört – dass es so etwas überhaupt gibt, wusste ich zuvor nicht. Ein media kit ist eigentlich nichts anderes, als ein Dokument, in dem die wichtigsten Fakten (Zahlen, Zahlen, Zahlen) rund um den eigenen Blog versammelt sind – gedacht ist das media kit für potentielle Kooperations- oder auch Werbepartner.

Gestern war es nun endlich so weit: das media kit war schon länger fertig, doch nun habe ich gebastelt und gebastelt – mit heißer Nadel und viel Schweiß und Tränen – und habe handliche kleine Täschchen für mein media kit erstellt.

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Ich bin gespannt, wie meine mediakit-Taschen ankommen werden … 🙂

Zeitungshinweis: Literaturen

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Seitdem die lesenswerte Literaturzeitschrift “Literaturen” von Cicero geschluckt wurde, ist es nicht mehr ganz so einfach, auf sie aufmerksam zu werden. Diese Woche sprang sie mir glücklicherweise ins Auge; den Kauf habe ich nicht bereut. Es handelt sich um eine Spezialausgabe zur Buchmesse in Leipzig (dazu muss gesagt werden, dass ich sowieso eine Schwäche für all die Sonderausgaben und -beilagen zur Buchmessenzeit habe), besprochen werden unter anderem die Romane von Yasmina Reza, Saša Stanišić und Ulrike Draesner. Zudem gibt es eine spannende Reportage über Verlagsvertreter (“Bücherbotschafter”) und darüber, wie man nach dem Holocaust weiter leben kann.

Ein Blick hinein lohnt sich auf jeden Fall! 🙂

“Ich bin eine krasse Vertreterin des gedruckten Buches!”

Von November bis Dezember des vergangenen Jahres habe ich als Weihnachtsaufhilfe bei der Buchhandlungskette Thalia gearbeitet. Ich war dort eine sogenannte tolino-Fachfrau, verantwortlich für die Beratung und den Verkauf von E-Readern. Thalia verkauft mittlerweile aber nicht nur E-Reader, die sogenannten tolinos, sondern auch Tablets, die sinnigerweise auf den Namen tolino tab hören.

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Ich muss offen und ehrlich gestehen, dass ich vor dieser Tätigkeit immer wieder steif und fest behauptet habe: ein E-Reader kommt mir nicht ins Haus! Im Vorfeld war ich gespannt darauf, wie schwer es mir fallen wird, etwas verkaufen zu müssen, was mich selbst nicht überzeugt. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich als bibliophiler Mensch doch den Geruch des Papiers brauche und das ganze haptische Erlebnis – rund um’s Buch. Für meine Tätigkeit als tolino-Fachfrau habe ich dann einen beinahe meterhohen Papierstapel gewälzt und mir für die Kundengespräche allerlei Informationen angelesen. Als ich schließlich ein Testgerät ausprobieren durfte, hatte ich zum aller ersten Mal einen E-Reader in der Hand.

Nach meinen ersten Versuchen, mit Kunden in Kontakt zu treten, war ich zunächst erstaunt: die dachten ja alle ähnlich wie ich! “Ich bin eine krasse Verfechterin des gedruckten Buches!” war wohl das stärkste Statement, das ich von einer jungen Dame zuhören bekam. Andere – vor allem junge Menschen – betonten, dass sie das Knistern der Seiten hören, die Druckertinte riechen oder das Gewicht des Buches in den Händen spüren müssen, um das Lesen genießen zu können. Ein älteres Ehepaar verkündete lachend, dass sie sich einen E-Reader erst dann kaufen werden, wenn er aus Holz angeboten wird. Den ein oder anderen tolino habe ich aber natürlich verkauft, bei den Abnehmern handelte es sich häufig um Menschen im Seniorenalter, die einfach mal Urlaub ohne Zusatzgepäck machen wollen oder drohten an der schieren Masse an Büchern zu ersticken, die sie besitzen.

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In all dieser Zeit haben der tolino und ich uns Schritt für Schritt angenähert und mittlerweile sprießt ein zärtliches Bändchen, das uns verbindet. Das ist etwas, das ich im Vorfeld nicht für möglich gehalten hätte. Dadurch, dass ich gezwungen war, mit einem E-Reader in Berührung zu kommen, habe ich es geschafft, meine engstirnige “Entweder-Oder-Haltung” abzulegen. Warum denn nicht auch beides? Natürlich ist das Lesen auf einem E-Reader kein bibliophiles Ereignis, aber dafür ist es ab und an sicherlich praktisch – besonders dann, wenn man viel unterwegs ist. Auf meine Bücherregale und Lesestapel möchte ich nicht verzichten, doch wenn wir das nächste Mal Urlaub machen, freue ich mich auf ein leichteres Handgepäck. Der tolino ermöglicht es mir darüber hinaus, ein gutes Gefühl beim Lesen von E-Books zu haben, denn ich bin nicht an amazon gebunden.

Wie gesagt: vor nicht einmal drei Monaten hätte ich steif und fest behauptet, dass ein E-Reader mir nicht ins Haus kommt, doch nun ist er da. Ich habe einen neuen Mitbewohner und bin gespannt darauf, wie wir uns verstehen werden. Ich werde natürlich berichten und kann gleichzeitig verkünden, dass es rund um’s digitale Lesen noch eine mysteriöse Aktion auf meinem Blog geben wird. Mehr dazu erfahrt ihr in der nächsten Woche!

Sigrid Löffler im Gespräch!

Sigrid Löffler ist eine österreichische Publizistin, Kulturkorrespondentin und Literaturkritikerin.  Sie war Teilnehmerin des Literarischen Quartetts und ist Jurorin der SWR-Bestenliste. Zuletzt erschien von ihr im C.H. Beck Verlag das Buch “Die neue Weltliteratur”. Dieses wird sie am 28. Februar in der Paulinerkirche in Göttingen vorstellen. Dies habe ich zum Anlass genommen, Sigrid Löffler einige Fragen zu stellen.

Sigrid Löffler

Copyright: gezett.de

Sie haben Germanistik und Anglistik studiert, wie führte Sie Ihr Weg anschließend zur Literaturkritik?

Ich habe bei der Wiener Tageszeitung «Die Presse» als Außenpolitikerin begonnen, bin dann als Generalistin zum österreichischen Nachrichtenmagazin «profil» gegangen, habe dort die Kulturredaktion aufgebaut und mich auf Kulturpolitik, Theater- und Literaturkritik spezialisiert; das waren auch meine Schwerpunkte als Feuilletonchefin der Hamburger «Zeit». Als ich im Jahr 2000 in Berlin die Monatszeitschrift «Literaturen» gründete, habe ich die Theaterkritik aufgegeben und mich ausschließlich auf Literaturkritik konzentriert. Im Rückblick scheint mir diese journalistische Entwicklung sinnvoll: von der Tages- über die Wochenpresse zur Monatszeitschrift. Also in Richtung Vertiefung und Spezialisierung.

Wie kann ich mir den Arbeitsalltag einer Literaturkritikerin vorstellen?

Der Alltag besteht aus Lesen und Schreiben, dazwischen auch aus Reden im Radio und auf Podien, in Literaturhäusern, Universitäten, Bibliotheken oder bei literarischen Events sonst.

Gibt es auch mal lesefreie Tage?

Nein.

Wie viele Bücher lesen Sie im Jahr?

Zwischen 120 und 150.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Bücher aus, die Sie besprechen?

Ich habe Favoriten, deutschsprachige und internationale Autoren, von denen ich jedes neue Buch lese. Von Autoren wie Peter Handke, Elfriede Jelinek, Per Olov Enquist, Javier Marías, John Banville, Aleksandar Hemon, Zadie Smith, Péter Esterházy, Julian Barnes, Hilary Mantel, Per Petterson, Michael Ondaatje und vielleicht zwei Dutzend weiteren Autoren lese ich alles, was erscheint. Darüber hinaus suche ich interessante Neuerscheinungen und interessante Debütanten aus.

Was passiert, wenn Ihnen ein Buch nicht gefällt? Brechen Sie auch Bücher ab oder wird jedes zu Ende gelesen?

Es gibt das Kriterium des ersten Satzes, erweiterbar allenfalls auf das Kriterium der ersten Seite. Da entscheidet sich, ob ein Buch etwas taugt, ob es sprachlich und gedanklich auf der Höhe ist und ob ich weiterlese. Missglückte Bücher lege ich beiseite, ohne sie zu Ende zu lesen. Das sind nicht wenige.

In der Literaturblogszene wird auch immer wieder die Frage diskutiert, was man mit Büchern macht, die einem nicht gefallen haben. Ich tue mich zum Beispiel immer noch sehr schwer mit negativen Kritiken. Wie ergeht es Ihnen, empfehlen oder kritisieren Sie lieber?

Ich bin Kritikerin, keine Warenausruferin und auch nicht der journalistische Dienstleister oder gar der verlängerte Arm der Marketing-Abteilungen der Verlage. Mag sein, dass meine positiven Urteile vom Publikum als Empfehlung verstanden werden, doch ich betreibe keine Verkaufsförderung, ich versuche, die Qualität eines literarischen Textes zu ergründen und zu definieren. Meine Glaubwürdigkeit als Kritikerin hängt von meinem unabhängigen, kritischen Urteil ab, das ist die einzige Legitimation, die ich habe. Urteilen heißt unterscheiden. Also gibt es auch negative Urteile, vulgo Verrisse.

Wozu brauchen wir heutzutage noch die Literaturkritik?

Wir brauchen die Literaturkritik heute dringender denn je, auch wenn sie vielerorts gerade unterlaufen, diskreditiert und abgeschafft wird, weil sie als antiquiert gilt und weil ihre Denkfiguren als zu umständlich, zu anstrengend, zu zeitraubend angesehen werden. Benötigt werden die Kompetenz, die Leidenschaft und das unabhängige Urteil des Kritikers, denn diese Qualifikationen sind unentbehrlich in der geheimen Solidargemeinschaft von Autoren und ihren Lesern. Wenn die richtigen Bücher und die richtigen Leser zusammenfinden sollen, dann bedarf er der kritischen Moderation der Literaturkritiker. Das können weder die Werbesprüche von Marketing-Leuten, Service-Journalisten oder Fernseh-Marketenderinnen, noch die zumeist durch nichts legitimierten Laien-Kritiker im Internet.

Was beeinflusst Ihrer Meinung nach den Geschmack und das Verkaufsverhalten von Lesern – die Literaturkritik oder doch die Werbung?

Die literarischen Trends in der Buchwelt sind zumeist marktgesteuert, nicht viel anders als die Schuhmode. Verkaufspsychologen organisieren das Kaufverhalten in den Buchläden und Buchhandelsketten. Es gibt Markt-Strategen und Strippenzieher, die das Buchmarkt-Geschehen bestimmen und steuern, ohne dass der Buchkäufer sich dessen bewusst wäre. Diese unsichtbaren Einflussfiguren entscheiden, welche Titel dem Konsumenten überhaupt vor Augen kommen. Dazu gehören die literarischen Agenten, die Verlagslektoren, die Vertriebsexperten der Verlage, die Chefeinkäufer der großen Buchhandelsketten. Die Literaturkritik hat da wenig mitzureden. Die Deutungshoheit der professionellen Kritik ist eigentlich nur noch in einem kleinen Reservat des Buchmarktes in Kraft, bei der Belletristik im engeren und strengeren Sinn sowie beim Qualitätssachbuch. Die überwiegende Mehrheit der jährlich mehr als 100.000 deutschsprachigen Neuerscheinungen besteht aus nicht-rezensierbaren Büchern, die ohne die Mitwirkung der Literaturkritik auf dem Markt lanciert und vertrieben werden. Der Konsument wird da über andere Kommunikationskanäle angesprochen als über die Literaturkritik, nämlich über Fernseh-Talkshows, über Werbung, über die Klatschpresse, über Internet-Gechatter.

Wo verorten Sie in dem Zusammenhang die Onlinemedien? Glauben Sie, dass Literaturblogs eine Konkurrenz zum Feuilleton werden können?

Der professionellen Kritik ist eine mächtige Konkurrenz erwachsen – in Gestalt von Hobbykritikern, die bei Amazon und auf anderen Websites Bücher besprechen. Amazon hat die klassische Literaturkritik sozusagen demokratisiert: Jeder Konsument ist auch Kritiker. Das Prinzip des Hobbykritikers passt natürlich perfekt zur demokratischen Mitmachkultur des Internet: Einfache Verständlichkeit, kombiniert mit einem niedrigschwelligen Angebot, das auf möglichst breite Beteiligung setzt, auf Schwarm-Intelligenz statt auf Autorität. Ich finde, dass hier unter dem Deckmantel einer angeblichen Demokratisierung der Literaturkritik in Wahrheit die Kritik entprofessionalisiert wird, denn diese Hobbykritiker schütten zumeist nur ihre unüberprüfbaren Bauch-Urteile und willkürlichen Begeisterungsanfälle ins Netz, ohne Begründungen. Sie stehen dafür auch nicht mit ihrem eigenen Namen ein, denn sie schreiben zumeist unter Pseudonym. Weder ihre Glaubwürdigkeit, noch ihre Unabhängigkeit noch ihre professionelle Legitimation sind überprüfbar. Weshalb sich die Manipulationsvorwürfe häufen. Schließlich geht es um viel Geld. Die wenigen weißen Schafe ernstzunehmender Literaturkritik in Online-Medien können nicht über die vielen schwarzen oder grauen Schafe hinwegtäuschen.

Was sind für Sie im Moment besonders wichtige Entwicklungen im Literaturbetrieb?

Das Atlas der Literaturlandschaften verschiebt sich gerade; Europa und Nordamerika bilden längst nicht mehr das Zentrum; der Fokus der Aufmerksamkeit liegt zunehmend auf außereuropäischen, nicht-westlichen Literaturen und deren rasantem Wachstum. Was in den letzten zwei, drei Jahrzehnten entstanden ist, ist eine ungeheuer dynamische, postnationale universale Literatur, eine globale Literatur. Sie wird zumeist von Migranten geschrieben, von Flüchtlingen aus oft literaturfernen oder literarisch stummen Weltgegenden, aus Krisen- und Bürgerkriegsregionen, aus ehemaligen Kolonien in Afrika, Asien oder der Karibik. Diese Migranten eröffnen neue Erzählwelten und Erfahrungsräume. Diese neue Weltliteratur wird hierzulande noch zu wenig wahrgenommen, aber das ändert sich gerade.

Beschäftigen Sie sich mit der multimedialen Entwicklung? Besitzen Sie einen E-Reader?

Ich arbeite seit vielen Jahren mit einem Kindle-Reader. Das schont die finnischen Wälder.

Abschließende Frage: was sind Ihre Lesetipps für dieses Frühjahr?

Wie gesagt: Ich gebe keine Tipps.

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