Heute vor fünf Jahren, am 27.01.2010, starb der Schriftsteller Jerome David Salinger. Bekannt geworden ist er als J. D. Salinger und den größten Erfolg feierte er wohl mit seinem Roman Der Fänger im Roggen. Dieser erschien bereits im Jahr 1951 und obwohl dieses Werk den Autor weltberühmt machte, zog sich J. D. Salinger anschließend aus der Öffentlichkeit zurück. In New Hampshire, genauer gesagt in Cornish, lebte Salinger hinter hohen Mauern ein verborgenes Leben. Obwohl er – so sagen es Gerüchte – eine Vielzahl an Romanmaunskripten hinterlassen haben soll, hat er nach dem Fänger im Roggen nie wieder ein größeres Projekt veröffentlicht. Auch Interviews hat er keine mehr gegeben, stattdessen lebte er ein Leben versteckt in den Wäldern. Sein Tod liegt nun bereits fünf Jahre zurück und die Hoffnung darauf, in seinem Nachlass einen größeren Schatz bergen zu können, hat sich bis heute scheinbar nicht bewahrheitet. Dennoch bieten solche Jahrestage immer eine großartige Möglichkeit der Erinnerung und dazu, sich Autoren und Autorinnen wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Was mich richtig umhaut, sind Bücher, bei denen man sich wünscht, wenn man es ganz ausgelesen hat, der Autor, der es geschrieben hat, wäre irrsinnig mit einem befreundet und man könnte ihn jederzeit, wenn man Lust hat, anrufen. Das kommt aber nicht oft vor.
Ich habe Der Fänger im Roggen vor mehr als einem Jahrzehnt entdeckt und mittlerweile so häufig gelesen, dass fast jeder Satz in meiner leicht ramponierten Ausgabe unterstrichen ist. Ich glaube, dass Holden Caulfield ganz viele Generationen geprägt hat und wahrscheinlich auch heute immer noch prägt – obwohl das Buch vor mehr als sechzig Jahren erschienen ist, hat es nichts von seiner Kraft, seiner Aktualität und seiner Faszination verloren. Mich hat nicht nur das Buch, sondern vor allen Dingen auch Holden Caulfield auf einem Teilstück meines Lebens begleitet. So sehr, dass auch ich mir gewünscht habe, den Autor anrufen zu können. Es wäre sicherlich ein interessantes Experiment, dieses Buch nun noch einmal zu lesen. Würde ich es wohl genauso wunderbar finden, wie damals?
Die Verlage nutzen den fünften Todestag von J. D. Salinger dazu, auf ganz unterschiedliche Art und Weise an den Autor zu erinnern: es gibt zwei Biographien, zwei Romane über Salinger (zumindest haben sie seinen Namen im Titel) und einen bisher unveröffentlichten Kurzgeschichtenband.
J. D. Salinger: Die jungen Leute – – Kenneth Slawenski: Das verborgene Leben des J. D. Salinger – David Shields und Shane Salerno: Salinger. Ein Leben – Joanna Rakoff: Lieber Mr. Salinger – Frédéric Beigbeder: Oona und Salinger
Ich glaube, dass Jahrestage – seien dies Todestage, Jubiläen oder Geburtstage – immer eine tolle Möglichkeit sein können, sich fabelhafte Autoren und Autorinnern wieder zurück in das literarische Gedächtnis zu rufen. Vielleicht werdet ihr im Laufe des Frühjahrs ja das eine oder andere Buch von oder über J.D. Salinger lesen. Und wenn nicht: die meisten von uns werden wohl eine Ausgabe des Fänger im Roggen im Regal stehen haben, der heutige Tage ist eine gute Gelegenheit, das Buch mal wieder hervorzuholen …