Michael Köhlmeier wurde 1949 am Bodensee geboren und lebt heutzutage als Schriftsteller in Hohenems/Vorarlberg und Wien. In den letzten Jahren erschienen einige Romane von ihm, unter anderen “Abendland” und “Madalyn”. “Die Abenteuer des Joel Spazierer” ist sein neuester Roman.
“Die Abenteuer des Joel Spazierer ist ein Schelmenroman, in dem unsere Welt aus den Augen eines Außenseiters beschrieben wird; und sie wird in ihren schönsten Farben beschrieben – wie eine wunderbare, exotische, aber vielleicht höchst giftige Blume.”
In “Die Abenteuer des Joel Spazierer” lässt Michael Köhlmeier Joel Spazierer seine Lebensgeschichte erzählen. Auf knapp 700 Seiten erzählt dieser über beinahe sechs Jahrzehnte seines Lebens – ein Leben als Hochstapler, Lügner, Verführer, Mörder, Vater und Flaneur. Wer ist dieser Joel Spazierer?
“Was der Staatsanwalt in seinem Plädoyer gesagt hatte, dass ich kein Mensch sei, das hat mich beschäftigt. […] Und er erklärte auch, was er unter Menschlichkeit verstehe. Dass einer in der Lage sei, wenigstens für eine kurze Zeit, von sich abzusehen und sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, mit ihm zu leiden, sich mit ihm zu freuen, mit ihm zu hoffen, mit ihm zu wissen, wenn er am Ende ist … Mir sprach er diese Fähigkeit ab.”
Joel Spazierer wird – damals noch als András Fülöp – 1949 in Budapest geboren und wächst bei seinen Großeltern auf. Eines Tages werden seine Großeltern vom Geheimdienst mitgenommen, der damals erst vier Jahre alte Junge wird alleine zurückgelassen. Fünf Tage und vier Nächte verbringt András alleine in der kalten und ungeheizten Wohnung. Im Rückblick bezeichnet er dieses Erlebnis als den Moment, in dem seine bewusste Erinnerung einsetzte. Seine spätere Entwicklung und all das, was im Laufe seines Lebens geschehen sollte, wird auf dieses fünftägige Alleinsein zurückgeführt.
“Joel Spazierer entwickelt sich zu einem genügsamen, zufriedenen Mann – der allerdings nie lernt, was gut und was böse ist.”
Gemeinsam mit seinen Eltern und seinen Großeltern flieht András von Ungarn nach Österreich. Dort verliert er sehr schnell seine kindliche Unschuld. Mit neun Jahren arbeitet er bereits als Stricher. Gleichzeitig erpresst er die Männer, die zu ihm kommen. Schnell verdient er mit diesen Methoden einiges an Geld. Es sind seine Sommersprossen und die Haare, die andere Menschen an dem Jungen bezaubernd und verzaubernd finden und die dieser für seine Zwecke einsetzt. Er manipuliert Menschen. Es ist für András in den Begegnungen mit anderen Menschen beinahe unmöglich, die Wahrheit zu sagen. Er verstrickt sich in unfassbaren Lügengebäuden, entspinnt sich neue Identitäten und erfindet sich immer wieder neue Vergangenheiten und neue Lebensläufe. Er reizt die Lüge soweit aus, dass er sich irgendwann zum Mord gezwungen sieht – er tötet die Mutter eines Schulfreundes.
Doch auch im Gefängnis findet er nicht zu sich selbst, stattdessen bleibt er stecken in seinen Lügengebäuden, tischt jedem eine neue Geschichte auf und wickelt alle um den Finger. Schließlich wird er wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Das ist der Moment, in dem Joel Spazierer geboren wird, denn so nennt er sich nach der Entlassung aus dem Gefängnis.
Der Leser begleitet Joel Spazierer bei dem Versuch, ein bürgerliches Leben zu führen und muss miterleben, wie dieser von der Vergangenheit immer wieder eingeholt wird. Der erste Mord bleibt nicht der letzte Mord und seine Versuche Fuß zu fassen sind nach kurzer Zeit immer wieder zum Scheitern verurteilt. Joel Spazierer flaniert durch die Drogenszene, reist kurzzeitig in die DDR, arbeitet als exzentrischer Professor an der Universität, heiratet und bekommt mit unterschiedlichen Frauen gleichzeitig zwei Kinder. Er lebt ein Doppelleben. Es scheint ihm nicht möglich zu sein, ein Leben zu führen, in dem er ohne die Lüge auskommen könnte. Auch in den Momenten, in denen es ihm möglich wäre Gutes zu tun, versagt er.
Joel Spazierer erzählt nicht nur aus seinem Leben, sondern stellt nebenbei auch die “eine oder andere Maxime” vor, die er bei dem Versuch gewonnen hat, dieses zu bewältigen. Die “Überschrift seiner Existenz” bildet dabei die Lüge, zu deren praktischen Anwendung er selbstverständlich einige Hinweise in seine Biographie mit einstreut.
“Aber er hat mir ja etwas mitgegeben: dass es bei der Beantwortung einer Frage nicht darauf ankommt, die Wahrheit zu sagen, als viel mehr, den Frager in Erstaunen zu versetzen, indem man genau das sagt, was er hören will.”
“Alles kann aus uns werden!” Das ist das Motto und die zentrale Überschrift des Romans. Am Ende bleibt die Frage, wer Joel Spazierer eigentlich ist und inwieweit er zu dem geworden ist, der er heute ist? Ist er einfach nur ein Monster? Ein Lügner? Ein Verführer? Ist er das Böse? Ist so etwas überhaupt möglich, dass ein Mensch von Grund auf böse ist, oder haben ihn die Erlebnisse seiner Kindheit zu einem bösen Menschen gemacht? Kann man als Lügner zur Welt kommen? Kann man als Mörder zur Welt kommen? Kann einem Menschen die Lüge angeboren sein? Das sind einige der spannenden Fragen, die der Roman aufwirft, ohne sie jedoch eindeutig zu beantworten.
Die Einordnung des Romans ist nicht einfach – es handelt sich um eine Biographie, eine Lebensgeschichte, doch handelt es sich bei diesem Roman in der Tat auch um einen Schelmenroman? Dieser wird an einer Stelle des Buches wie folgt definiert:
“Darin wird von einem Helden erzählt, der Schreckliches tut und Schreckliches erleidet, für ersteres nicht zur Verantwortung gezogen wird und an letzterem nicht zugrunde geht, weil eigentlich nicht sein Schicksal interessiert, sonder das seiner Zeit, womit alle Menschen gemeint sind – außer ihm.”
Für einen Schelmenroman erscheint mir die Figur des Joel Spazierer zu böse zu sein, denn er ist nicht nur ein Lügner und Verführer, sondern er ist auch ein mehrfacher Mörder. Trotz dieser Tatsache wird es kaum Leser geben, denen Joel Spazierer nicht sympathisch ist. Er ist ein Lügner, aber er erzählt so ehrlich und offen aus seinem Leben und von seinem Scheitern, seinem Versagen und den Stolpersteinen seines Lebens, dass man ihn irgendwann doch unweigerlich ins Herz schließen muss. Die Figur des Joel Spazierer ist keine Figur, die einen beim Lesen kalt lässt.
Michael Köhlmeier lotet in seinem Roman “Die Abenteuer des Joel Spazierer” die Frage nach Lüge und Wahrheit aus und erweist sich dabei als brillanter Erzähler. Köhlmeier ist ein Fabulierer, der dem Leser, der bereit ist, ihm auf all den Wegen, die er in diesem Buch beschreitet, zu folgen, einen wahren Lesegenuss beschert.
19 Comments
Karthause
April 24, 2013 at 12:04 pmFür mich hat sich das Böse in Joel Spazierer ein wenig relativiert, wenn man das bei einem Mörder überhaupt so sagen kann. Denn Köhlmeier wirft dem Ganzen ein ein Mäntelchen über, indem er zeigt, dass auch der Böse sich um andere Menschen sorgen kann, also nicht durch und durch böse sein kann. Ich möchte nicht zu ausführlich werden, um nicht zu spoilern, denke aber, du weißt was ich meine.
buzzaldrinsblog
April 24, 2013 at 12:08 pmLiebe Heike,
ich finde deinen Kommentar sehr interessant und auch den Schluss, den du ziehst – Michael Köhlmeier ist ein brillanter Erzähler, ansonsten hätte ich mir kaum vorstellen können, dass man als Leser im Anschluss der Lektüre das Böse relativiert oder vielleicht bei dieser Figur sogar das Gute im Bösen sehen mag. Das finde ich höchst spannend, denn im Endeffekt bleibt Joel Spazierer ein Mörder.
In meiner Besprechung habe ich ein wenig die humoristischen Elemente des Romans unterschlagen, denn beim Lesen musste ich auch immer wieder sehr schmunzeln. Beispielsweise über die Anregung, an den Erfinder des Ohropax den Friedensnobelpreis zu verleihen. Eine sehr schöne Idee! 🙂
Karthause
April 24, 2013 at 12:15 pmJa, er ist und bleibt ein Mörder. Als ich das Buch las, dachte ich auch schon, er hat so gar nichts Gutes an sich. Deshalb überraschte mich dann doch seine Fähigkeit zur Fürsorge. Ich fand es auch als sehr geschickten Zug von Köhlmeier, diesen Aha-Effekt erst weiter hinten im Roman zu platzieren. Köhlmeier hat mich bisher noch mit keinem Buch enttäuscht. Jeden neuen Roman gehe ich mit der Frage an, ob er es wieder schafft, mich zu überzeugen. Bisher hat er es immer geschafft.
julesiswriting
April 24, 2013 at 12:16 pmAn diesem Roman bin ich gestern vorbei spaziert und nahm mir vor, erst mal in den blogs danach zu stöbern. Du kannst wohl Gedanken lesen? 😉 Mich faszinieren solche Erzählungen, allerdings brauche ich meist einige Zeit, um sie zu verdauen. Unglaublich, wie schnell Du die Tonspuren weggesteckt hast, an denen habe ich noch zu knabbern, und dabei habe ich nur Deine Rezension gelesen:-) Was ich eigentlich sagen will: Danke. Musikalische Grüße, Julia
buzzaldrinsblog
April 25, 2013 at 3:56 pmLiebe Julia,
das passte dann ja und freut mich sehr! Gedanken lesen kann ich aber leider nicht, auch wenn ich daran arbeite. 😉 Mir fiel es nach den “Tonspuren” in der Tat zunächst schwer, mich auf ein anderes Buch einzulassen, zu stark hatte mich die Geschichte berührt. Erstaunlicherweise habe ich dann für das Buch von Michael Köhlmeier auch sehr viel länger gebraucht – am Ende ist es dann aber doch zu einem Lesegenuss geworden.
Ich danke dir für deine lieben Worte … 🙂
buechermaniac
April 24, 2013 at 1:07 pmLiebe Mara
Das ist ja wieder eine grossartige Rezension. Michael Köhlmeier habe ich das erste Mal mit dem Roman “Madalyn” gelesen. Das Buch hat mir damals sehr gefallen. Auch dieser Roman klingt sehr überzeugend, obwohl mich der Titel des Buches nicht unbedingt überzeugt und mich in der Buchhandlung an diesem Werk vorbeigehen liesse. Hättest du es am Ende deiner Rezension nicht selbst erwähnt, hätte ich erwidert, dass dies wohl nichts mehr mit Schelmenroman zu tun hat – dazu hat dieser Mann dann doch zu viel auf dem Kerbholz.
Vielen Dank für diesen aussergewöhnlichen Tipp 🙂
Liebe Grüsse
buechermaniac
buzzaldrinsblog
April 25, 2013 at 3:54 pmLiebe buchermaniac,
dies war mein erster Roman von Michael Köhlmeier und ich bin nun gleich sehr begeistert gewesen. Im Regal steht – bisher noch ungelesen – “Abendland”, das ich nun unbedingt so schnell wie möglich entdecken möchte. “Madalyn” steht noch auf meiner Wunschliste. Titel und Aufmachung des Romans hätten mich auch nicht unbedingt angesprochen, auch wenn sich das Buch durch den rosa Schnitt doch von vielen anderen abhebt. Der Inhalt ist dann aber ungleich aufregender und ein wahrer Lektürgenuss. 🙂 Als Schelmenroman habe ich die Geschichte auch nicht unbedingt gelesen, dazu ist die Figur des Joel Spazierer einfach zu böse – es fehlte in meinen Augen das schelmenhafte Element, auch wenn das böse natürlich durch gute Eigenschaften stellenweise aufgehoben wird.
Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefallen sollte, wenn du es liest!
Mara
Eva Jancak
April 24, 2013 at 1:13 pmDas Buch steht auch auf meiner Leseliste, ich werde es aber, da es kein Rezensionsexemplar ist, warhscheinlich erst im Herbst im Oktober oder November vielleicht lesen. Von Michael Köhlmeier hört man in Österreich ja öfter etwas und ich habe unter anderen auch “Calling” und “Dein Zimmer für mich allein”, gelesen und da klingen die Schelmenmotive, die wahrscheinlich die Köhlmeiersche Spezialität sind, auch schon an. Mal sehen, wie es mir gefällt. Angesprochen hat mich bei dem Buch, glaube ich, auch das Cover, das ja jetzt in vielen Buchhandlungen zu sehen ist oder war und jetzt liegt das dicke Ding in meinen Badezimmer unter oder über dem neuen Schindel und das ist ja auch so ein Monsterroman. Ansonsten habe ich gerade “Maramba”, die Textsammlung, der vor zehn Jahren verstorbenenen Köhlmeier-Tochter gelesen.
buzzaldrinsblog
April 25, 2013 at 3:50 pmLiebe Eva,
die beiden von dir erwähnten Bücher kenne ich leider noch nicht. Dies war mein erstes Buch von Michael Köhlmeier, auch wenn ich seinen Roman “Abendland” schon länger im Regal stehen habe – diesen möchte ich nun auf jeden Fall auch entdecken. Ich bin gespannt, wie dir dieser Roman gefallen wird, bisher habe ich in der Welt der Bücherblogger erstaunlicherweise noch nicht so viel darüber gelesen. Toll übrigens, dass du mich an den neuen Schindel erinnerst, der hier auch noch stehe. 🙂 In einem anderen Kommentar erwähntest du bereits Maramba und die verstorbene Tochter von Michael Köhlmeier, daran erinnere ich mich, da ich damals gleich nach den Gründen recherchiert hatte.
Liebe sonnige Grüße
Mara
muetzenfalterin
April 24, 2013 at 2:28 pmMich hat der Roman nicht überzeugt. Weil er konsequent so geschrieben war, wie er ja auch angelegt ist, ein Mensch, der keine Unterscheidung gelernt hat, zwischen gut und böse. Was interessiert mich so ein Mensch? Also warum sollte mich das Buch interessieren. Aber das ist kein Urteil über Stil, sondern liegt sicher mit der Thematik und meiner ganz persönlichen Präferenz zusammen.
buzzaldrinsblog
April 25, 2013 at 3:43 pmIch finde deinen Kommentar höchst interessant und zwar vor allem darum, weil es mir ganz anders ergangen ist. Die Beschreibung eines Menschen, der keine Unterscheidung zwischen gut und böse kennt, fand ich sehr spannend umgesetzt. Besonders umgetrieben dabei hat mich natürlich der Punkt, ob ein Mensch so geboren werden kann (das war ja die Aussage des Staatsanwalt) oder ob die Umstände ihn zu diesem Menschen gemacht haben.
dasgrauesofa
April 25, 2013 at 7:45 amLiebe Mara,
für Deine schöne Besprechung vielen Dank. Der “Spazierer” liegt schon seit einigen Wochen auf meinem Stapel, aber ich konnte mich noch nicht entschließen, mich darauf einzulassen. Du hast ja aber noch einmal sehr schön herausgestellt, dass der “dicke Schinken” (im Moment sind alle Romane so dick, unter 600 Seiten setzt sich wohl erst gar kein Schrifsteller mehr zum Schrieben hin…) sich wirklich zu lesen lohnt, weil er gut und ansprechend geschrieben ist und die Figur dann doch nicht so negativ wirkt, wie sie eigentlich erscheinen müsste.
Viele Grüße, Claudia
buzzaldrinsblog
April 25, 2013 at 3:41 pmLiebe Claudia,
mir ging es so wie dir – ich hatte das Buch hier schon seit Ende Januar stehen, habe aber erst jetzt den Mut gefunden, mich an die Lektüre heranzutrauen. Die sechshundert engbeschriebenen Seiten – in kleiner Schrift gedruckt – haben mich doch immer wieder eingeschüchtert und auch abgeschreckt. Diese Inflation der sechshundertseitigen Romane scheint dieses Frühjahrs besonders ausgeprägt zu sein. 😉
Ich kann dich nur ermutigen, dich an dieses Buch heranzutrauen, wenn du erst einmal in die Sprache von Michael Köhlmeier eingetaucht bist, wirst du es so leicht nicht mehr aus der Hand legen können.
Buch der Woche (17. KW 2013) | Karthauses Bücherwelt ...
May 22, 2013 at 8:21 pm[…] anschließen. Meine Meinung zu dem Roman ist hier nachzulesen. Eine weitere Rezension ist auf Buzzaldrins Blog zu […]
Monatsrückblick Mai 2013 | Aig an taigh
June 3, 2013 at 9:29 pm[…] Sekundärliteratur fertig. Die Rezension folgt. Ach und den Joel Spazierer las ich noch, den Mara hier schon toll rezensiert hat und den ich auch ziemlich klasse […]
NFFNSNC
October 31, 2013 at 10:55 amDieses Buch gefällt mir außerordentlich gut, ich denke Köhlmeier geht es nicht nur um einen Menschen, der nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden kann, sondern auch um einen Lebensentwurf, den er auch mit Sebastian Lukassers vergleicht.
Während Sebastian ein gehendes Leben (s. S. 552) führt, d.h. er schaut immer ein Stück weit vor seinen Schritt, ist für Joel die Zukunft ein “leerer Schacht” , während Sebastian ein geregeltes Leben führt ( S. 503 ff.), praktisch, vorausschauend und organisiert sein Leben lebt (dutzend Laibe Brot im TK), ist Joel ein Abenteurer, wobei sich dies bei ihm nicht aus dem sogenannten Grundsatz “YOLO” ergibt, sondern aus seiner ehrgeizlosen Bequemlichkeit.
Beide sind äußerst intelligente Menschen, wobei Lukasser dies in der Literatur auslebt, sich an dieser erfreut, Joel dies nützt um andere Menschenzu manipulieren und auszunützen.
Interessant ist in Anbetracht der Amoralität Joels zum Beispiel skrupel- und gewissenlos zu morden, auch das Vertrauen auf seine Tiere und dem Gott ( Diskussion über Gott mit Artikel im Buch ebenfalls erwähnt), während sich “normale” Menschen in schwierigen Situationen ohne Ausweg auf Normen und Werte, die in der Gesellschaft entstanden und vorgegeben sind, hält Joel an seinen fest und an dem Gott, an welche er nur glaubt, weil sie ihm persönlich im Traum begegnet sind.
Weiters beschäftigt mich allgemein die Tiere sehr, was Köhlmeier damit sagen will, mit dem Marder, der scheinbar Major Hajos darstellen soll, mit dem Kater, Adlatus und dem Rotkehlchen, ?, diese begegnen ihm erst, als er Allegra kennenlernt und er Hoffnung hat ein besserer Mensch zu sein, veräußert er somit seine schlechten Eigenschaften auf imaginäre Tiere (leben diese auch in der Realität bei ihnen, denn es wird erwähnt, dass Mitbewohner sie auch sehen?!) , die er nur noch in Situationen ruft, die nicht seinem neuen sinnvollem Leben entsprechen.
Ich hätte noch eine Frage, wie interpretiert ihr, was die “latein-sprechenden” Tauben zu ihm sagen:
“Non fui, fui; non sum; non curo”
Über eine Antwort würde ich mich wahnsinnig freuen 😉
LG
buzzaldrinsblog
November 1, 2013 at 2:04 pmErst einmal: herzlich Willkommen auf meinem Blog, ich freue mich sehr über deinen Besuch und genauso sehr über deinen ausführlichen und interessanten Kommentar. Du scheinst diesen Roman von Michael Köhlmeier, dessen Lektüre bei mir bereits gefühlte Jahre zurückliegt, sehr aufmerksam gelesen zu haben. Da ich im Moment leider grippal etwas geschwächt bin, sehe ich mich Außerstande dir in aller Ausführlichkeit zu antworten – ich werde aber die kommenden Tage über deine Anmerkungen nachdenken und mich bald möglichst noch einmal melden.
Herzliche Grüße
Mara
Zwei Herren am Strand - Michael Köhlmeier
September 2, 2014 at 1:07 pm[…] kaum noch aus der Hand legen konnte. Neigte Michael Köhlmeier in seinem letzten Roman Die Abenteuer des Joel Spazierer noch dazu, weit ausholend zu erzählen, brilliert er dieses Mal durch einen knappen, präzisen […]
Abendland - Michael Köhlmeier | Buzzaldrins Bücher
August 29, 2015 at 1:33 pm[…] Michael Köhlmeier: Abendland. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2008. 775 Seiten, €9,90. Auf Buzzaldrins Bücher wurden außerdem Zwei Herren am Strand und Die Abenteuer des Joel Spazierer besprochen. […]