Andreas Séché wurde 1968 geboren, er studierte Politikwissenschaft, Jura und Medienwissenschaft und arbeitete als Journalist für unterschiedliche Tageszeitungen. Vor drei Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman “Namiko und das Flüstern”, seitdem lebt er als freier Redakteur und Autor im Rheinland.
“Ausgerechnet im Buchladen fing er Feuer. Und so hatte er seine wundersamsten Erlebnisse an einem Ort, wo manche das Abenteuer gar nicht erst suchten, obwohl es doch voll davon war.”
Yannis ist ein Bücherliebhaber, als er in Athen einen alten Buchladen entdeckt, glaubt er, das Paradies auf Erden zu betreten. Mit dem ersten Schritt hinein in den verwunschenen und beinahe schon magischen Laden, ist der junge Mann verzaubert – nicht nur von den zahlreichen Büchern in den Regalen, sondern auch von Lio, der Buchhändlerin. Lio ist genauso magisch wie die Buchhandlung, in der sie arbeitet und sie verzaubert Yannis auf den ersten Blick. Die Begegnung der beiden im Buchladen strahlt hinüber in den Alltag von Yannis, der plötzlich einen magischen Schimmer erhält und voller Poesie zu seien scheint.
“[…] immer, wenn er ein Buch kaufen wollte, machte er daraus eine kleine Zeremonie. Ein gutes Buch, dachte der Mann, hat es einfach verdient, dass man den Tag, an dem man es in seiner Büchersammlung willkommen hieß, mit einem üppigen Frühstück beginnt. Bücher und Frühstück, das war nicht nur beides Nahrung, das war auch der leidenschaftliche Beweis dafür, dass man noch genießen konnte.”
Der erste Besuch in der Buchhandlung bei Lio, bleibt nicht der letzte von Yannis. Immer wieder schaut er bei ihr vorbei, beide kommen ins Gespräch und beginnen einen tiefen und intensiven Austausch über das Lesen, über Bücher, über Autoren und Autorinnen und über die Welt der Geschichten. Ganz selten nur noch betritt Yannis die Buchhandlung, um sich Bücher zu kaufen, viel mehr zieht es ihn immer wieder hinein in Lios magische Welt. Der eine beginnt Sätze, die der andere beendet. Gemeinsam durchwandern sie literarische Welten, literarische Geschichten, literarische Jahrhunderte. Doch dann ist Lio eines Tages plötzlich verschwunden und Yannis begibt sich auf die Suche nach seiner mysteriösen Freundin …
“Während er den Stadtpark verließ, dachte er, dass Bücher auch wie Zylinder voller Mysterien waren, und sein Traum war, eines Tages vielleicht selbst eine Geschichte zum Leben zu erwecken, Kapitel für Kapitel und Gedanke für Gedanke, und dann würde irgendwann eine richtige kleine Welt vor ihm liegen, von ihm gestaltet und mit liebevollen Details versehen, und er würde den Leser durch spannende Episoden führen und durch durch traurige Ereignisse, durch romantische Liebesgeschichten, verwegene Abenteuer und verschlungene Begebenheiten.”
Auf der Suche nach Lio überschreitet Yannis die Grenzen von Fantasie und Realität: wer ist der Fremde, der plötzlich mit einer Leier im Arm im Buchladen auftaucht? Was hat es mit dem berühmten Kriminalschriftsteller auf sich, der 1907 angeblich einen Mord begangen hat? Lio und ihr Buchladen wirken so, als hätten sie die Zeit irgendwie überdauert. Doch kann das wirklich sein? Sind Zeitreisen möglich? Können wir uns in andere Ebenen begeben, in andere Geschichten, auf neue Buchseiten?
“‘Lassen Sie uns einmal allein sein, ohne Bücher, und wir werden sofort in Verwirrung geraten und ratlos sein und nicht wissen, wo wir uns anschließen und was wir festhalten sollen, was wir leben und hassen, verehrten und verachten sollen.’ Bücher können uns die Richtung weisen.”
Der Roman “Zwitschernde Fische” von Andreas Séché besteht für mein Empfinden aus zwei Ebenen, zum einen gibt es die Ebene der Erzählhandlung, die leicht mystisch angehaut ist und sich abseits von unserer Realität befindet. Diese poetische und fantasievolle Erzählung hat mich verzaubert, auch wenn nicht alle losen Fäden am Ende eine Verbindung miteinander finden. Gerade die Tatsache, dass vieles in der Schwebe bleibt und damit die Interpretation auch ein Stück weit in meine Hände gegeben wird, in die Hände des Lesers, hat mir gefallen. Darüber hinaus gibt es aber auch eine bibliophile Ebene des Romans, wenn man dies so nennen möchte. Selten zuvor habe ich so viele Passagen angestrichen, so viele Seiten markiert, mich in so vielen Sätzen wiedergefunden. Besonders die Gespräche von Lio und Yannis, die sich um alle möglichen literarischen Themen drehen, haben es mir angetan – selten zuvor hatte ich ein so intensives Gefühl, Teil eines Buches zu sein.
“Heute, wo es schwieriger geworden war, das Herz der Menschen beim Anblick von Büchern in Flammen der Begeisterung aufgehen zu lassen, war es womöglich umso wichtiger, sich daran zu erinnern, dass das Buch nicht einfach ein Gegenstand war, sondern eine Waffe im Kampf um mehr Gerechtigkeit – und dass es zu allen Zeiten die Passion mutiger Schriftsteller gewesen war, die Welt gerechter zu machen und unser aller Leben mit Geschichten zu füllen.”
Andreas Séché legt mit “Zwitschernde Fische” einen bezaubernden Roman vor, der nicht nur eine magische Geschichte erzählt und den Leser durch Zeiten und Welten reisen lässt, sondern der auch davon erzählt, dass Bücher eine Macht haben können und uns das Lesen immer mal wieder retten kann … einfach wunderbar, ein Roman, der wie für mich gemacht war!
22 Comments
Petra Gust-Kazakos
May 5, 2014 at 12:04 pmKlingt richtig schön, danke für den Tipp, liebe Mara!
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:16 pmGerne, ich freue mich, dass ich dich neugierig machen konnte! 😀
Tanja
May 5, 2014 at 1:44 pmYannis Buchparadies in Athen würde ich auch gerne betreten. 😉
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:16 pmUnbedingt! Ich glaube, das Buch könnte dir gefallen … 😀
IngridW
May 5, 2014 at 3:50 pmToller Tipp. Sehr verlockend!
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:15 pmWie schön, ich freue mich! 😀
haushundhirschblog
May 5, 2014 at 5:57 pmKlasse, liebe Mara!
Und ganz herzlichen Dank von uns
beiden!
md und mb
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:15 pmSchön, dass ich euch beide auf dieses wunderbare Buch neugierig machen konnte! Ich freue mich! 😀
masuko13
May 5, 2014 at 6:17 pmDeine Rezension macht neugierig. Ein Roman, der wahrscheinlich unbemerkt an mir vorbei gegangen wäre. Wie bist du auf dieses schöne Buch aufmerksam geworden?
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:14 pmLiebe masuko,
ich weiß das gar nicht mehr ganz genau, das Buch steht nämlich schon eine Weile bei mir im Regal und lächelte mich dann kürzlich an und wollte gelesen werden. Danach habe ich mich dann gefragt, warum dieses Buch nur so lange ungelesen bei mir stehen konnte – es ist wirklich wunderbar. 🙂
Liebe Grüße
Mara
BirthesLesezeit
May 5, 2014 at 7:12 pm“Namiko und das Flüstern” habe ich damals gelesen und es hat mir ausnehmend gut gefallen. von “Zwitschernde Fische” habe ich zwar schon gehört, aber bisher noch nicht gelesen. Werde ich nun definitv auf meine Wunschliste setzen – Danke für die Rezi :-).
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:13 pmLiebe Birthe,
im Gegensatz zu dir kenne ich “Namiko und das Flüstern” noch nicht bisher – ich will es aber noch unbedingt lesen, deshalb ist es auf jeden Fall schön zu hören, dass es dir gut gefallen hat. 🙂
Liebe Grüße
Mara
das A&O
May 6, 2014 at 6:31 amLebendige Buchstaben!
Die man in den Buchzitaten erspähen kann und auch jene, die du darüber tippst. Da hoppelt einer die ganze Buchliebe entgegen! Habe am Ende noch mal zum Coverbild gescrollt: “Zwitschernde Vögel” steht da auf einem Hasenpopo. Keine Fragen mehr zur “magischen Buchwelt”, nur noch die Frage “Wann werde ich das Buch lesen”! 🙂
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:06 pmLiebe Alexandra,
danke für deinen wunderbaren Kommentar! In diese Buch sprudeln einem wirklich auf jeder Seite wahnsinnig tolle Sätze über Bücher und das Lesen entgegen, ich habe mich so wiedergefunden, wie selten zuvor. Die Buchwelt ist in der Tat magisch und Lesen ist sicherlich nicht nur für mich eine Rettung – ich bin auf jeden Fall schon gespannt, wann du zu diesem Roman greifen wirst! 😀
Liebe Grüße
Mara
EinSchönerWald
May 6, 2014 at 11:58 amAndreas Séché hatte ich noch nie gehört – danke für den Tipp!
buzzaldrinsblog
May 6, 2014 at 5:04 pmGerne – ich freue mich, dass ich dich neugierig machen konnte! 😀
lesenslust
May 7, 2014 at 2:17 pmLiebe Mara,
es freut mich unheimlich, dass auch dir diese bezaubernde Geschichte gefallen hat. Für mich war es eine DER Entdeckungen und ich durfte sie damals bei einer gemeinsamen Leserunde mit dem Autor selbst bei Lovelybooks genießen. Beim Durchlesen deiner Rezension wehte mir sofort die mystische Stimmung von damals um die Nase, die ich so sehr genossen habe. Am liebsten würde ich das Buch sofort wieder aus dem Bücherregal ziehen und es lesen. Erst vor ein paar Tagen hatte ich es in der Hand und hab ganz liebevoll über das Cover gestreichelt. Natürlich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. =)
Herzliche Grüße aus München,
Steffi
buzzaldrinsblog
May 9, 2014 at 3:31 pmLiebe Steffi,
das sind doch wunderbare Erinnerungen, wenn man sich auch noch längere Zeit nach der Lektüre mit Freude an das Buch zurückerinnert. Die Stimmung und Atmosphäre des Romans ist wirklich voller Magie und Mystik, schön, dass ich dir durch meine Besprechung einiges davon zurück ins Gedächtnis rufen konnte. 🙂
Liebe Grüße
Mara
Franziska Fischer
May 8, 2014 at 9:02 amBisher habe ich noch kein Buch von dem Autoren gelesen, aber dank deiner Rezension ist nun bereits das zweite auf meiner Wunschliste gelandet 🙂
buzzaldrinsblog
May 9, 2014 at 3:27 pmWie schön! 😀 Dieses hier solltest du auf jeden Fall lesen, liebe Franziska, es ist eine wunderschöne Liebeserklärung an das Lesen und an die Bücher …
papercuts1
May 8, 2014 at 2:31 pmDanke für deine Eindrücke! Das Buch steht schon länger auf meiner Leseliste – spätestens, seit ich den Autor mal selbst bei einem Bloggertreffen gesehen habe. Irgendwie warte ich noch auf den ‘richtigen Moment’ für’s Lesen. Vielleicht kommt der ja jetzt?
LG
buzzaldrinsblog
May 9, 2014 at 3:13 pmLiebe Papercuts,
ich freue mich ja, dass ich bei dir die Lust auf dieses Buch wecken konnte – es ist wirklich das ideale Buch für Bücherliebhaber und solche, die es werden wollen. Ich habe die magische Geschichte unheimlich gerne gelesen. 🙂
Liebe Grüße
Mara