Mit Spannung wurde die heutige Verleihung des Leipziger Buchpreises erwartet und dieses Mal gab es tatsächlich eine kleine – aber schöne – Überraschung: zum allerersten Mal wurde der Preis in allen drei Kategorien an Frauen verliehen. Ausgezeichnet wird in Leipzig in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung.
Belletristik
In der Kategorie Belletristik wurde die Autorin Natascha Wodin für ihren autobiographisch-gefärbten Roman Sie kam aus Mariupol ausgezeichnet. Sie erzählt darin die Geschichte ihrer Mutter, die aus Mariupol stammt und 1944 als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde. Als ihre Töchter gerade einmal vier und sechs Jahre alt waren, nahm sie sich schließlich das Leben.
Die Jury urteilt mit folgender Begründung: “Natascha Wodin forscht nach ihrer Mutter, die im Zweiten Weltkrieg aus der Ukraine nach Deutschland deportiert wurde. Eine literarische Biografie, die an die Geschichte der Zwangsarbeiter erinnert, und eine persönliche Spurensuche, die dem Verlorenen eine Sprache gibt.”
Natascha Wodin: Sie kam aus Mariupol. Rowohlt, Februar 2017. 19,95€, 358 Seiten.
Sachbuch
In der Kategorie Sachbuch wurde Barbara Stollberg-Rilinger für ihre Biographie über Maria Theresia ausgezeichnet. Bei der anschließenden Vorstellung der Gewinnerinnen auf dem Blauen Sofa gelang es ihr mit sehr viel Humor und Überzeugungskraft für dieses Buch über eine außergewöhnliche Frau zu begeistern.
Die Jury urteilt mit folgender Begründung: “Barbara Stollberg-Rilingers große Biographie über die Habsburgerin ist tatsächlich bahnbrechend: Zum einen rückt sie eine der bedeutenden Gestalten in der europäischen Geschichte endlich in das ihr gebührende Licht.”
Barbara Stollberg-Rilinger: Maria Theresia – die Kaiserin in ihrer Zeit. C.H. Beck Verlag, 2017. 34€, 1020 Seiten.
Übersetzung
In der Kategorie Übersetzung ging der Preis an Eva Lüdi Kong, die das Buch Die Reise aus dem Westen aus dem Chinesischen übertrug. Insgesamt 17 Jahre lang hat sie an diesem über 1300 Seiten langen Buch gearbeitet – die Freude über den Preisgewinn fiel noch etwas verhalten aus, was vielleicht gar nicht so überraschend ist, wenn man so viele Jahre harte Arbeit in ein einziges Übersetzungsprojekt gesteckt hat.
Die Jury urteilt mit folgender Begründung: “Dieses Buch hat es bislang auf Deutsch nicht gegeben, höchstens in kleineren Auszügen. Dass es nun in seiner ganzen Fülle und Vielfalt vorliegt, ist das Verdienst von Eva Lüdi Kong. Es war ein Werk der Liebe, das viele Jahre in Anspruch nahm.”
Unbekannter Verfasser: Die Reise in den Westen. Aus dem Chinesischen von Eva Lüdi Kong. Reclam Verlag, 2017. 88€, 1300 Seiten.
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