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Sommerliche Lesetipps!

Die Zeit

Diese Woche lohnt sich wieder der Gang zum Zeitungskiosk, denn in der aktuellen Ausgabe der ZEIT gibt es unter dem Motto “Nicht ohne diese Bücher!” sommerliche Lesetipps für Strand, Balkon und Hängematte. Empfehlen tun Iris Radisch, Ursula März oder auch Ijoma Mangold. Erwähnt werden unter anderem T.C. Boyle, Nicholas Shakespeare, Dany Laferrière und Stephan Wackwitz.

Lasst euch inspirieren für eure diesjährige Sommerlektüre – wo auch immer ihr sie lesen werdet!

 

Demokratisierung Literaturkritik. Fluch oder Segen?

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Gestern habe ich bereits auf die Diskussionsveranstaltung, die unter dem Motto “Jetzt reden wir!” stand, hingewiesen – heute folgt der Bericht. Organisiert und moderiert wurde die gut besuchte Veranstaltung von litlog, einem Göttinger eMagazin über Kultur, Wissenschaft und Literatur.  Am gestrigen Abend ging es um Fragen, die auch mich bereits seit langem umtreiben:

  • wie steht es um das Berufsbild des Literaturkritikers?
  • sind Buchbesprechungen ein Spezialgebiet für die Profis (Germanisten oder Literaturwissenschaftler)?
  • was ist überhaupt eine gute Literaturkritik und wer kann und darf diese verfassen?

Über diese Fragen und noch vieles mehr, diskutierten der Medienwissenschaftler Harun Maye und der Blogger und Journalist Stefan Mesch, der mit den Worten angekündigt wurde, dass er das Sprechen über Literatur maßgeblich neu prägt. Beide begannen die Diskussionsrunde mit einem Einstiegsstatement, während Harun Maye sich in seinem Statement vor allem mit dem gedruckten Feuilleton beschäftigte, warf Stefan Mesch in sechs Minuten eine Vielzahl an Fragen auf, in deren Zentrum die Unterscheidung zwischen Kritik, Empfehlung, Rezension und Produktbewertung stand.

Interessant war das Verständnis von beiden davon, was eine gute Literaturkritik ausmacht: bei Literaturkritik würde es nicht um Tipps gehen, sondern um einen viel weiteren Fokus. Stefan Mesch verglich in diesem Zusammenhang Buchbesprechungen mit Hotelbewertungen, während es bei Literaturtipps darum geht, ob der Strand schön ist und wo sich die beste Hotelbar befindet, sollte eine Literaturkritik das Urlaubsland in einen größeren Kontext rücken, sich mit den Nachbarländern beschäftigen, einen Blick auf die dunklen und verrauchten Ecken des Landes werfen und auch die Geopolitik in den Blick nehmen. Für Harun Maye bedeutet eine gute Literaturkritik die eigene Auseinandersetzung mit einem Buch, in Blogs und auch im Feuilleton liest er jedoch immer häufiger Rezensionen, die einem verlängerten Klappentext ähneln. Maye, der sich 2011 mit VLogs beschäftigte, bezeichnet Blogs an einer Stelle sogar als das Schlechtere vom Schlechten. Das, was er bereits im Feuilleton nur ungern liest, findet er noch einmal schlechter nachgemacht auf einer Vielzahl von Blogs. Harter Tobak!

Natürlich stand auch die Digitalisierung im Zentrum des Gesprächs, von beiden Diskussionsteilnehmern wurde diese nicht unbedingt als Bedrohung eingestuft, sondern ganz im Gegenteil: beide sehen durch die sozialen Medien ganz neue Wege und Formen der Literaturkritik, die für ihr Verständnis jedoch noch viel zu selten genutzt werden. Harun Maye fehlt unter Buchbloggern das Innovative: wo sind die aufregenden und neuen Formen der Literaturkritik? Als Buchblogger hat man ein breites Spektrum an Möglichkeiten, da man eigentlich alles schreiben darf, was man möchte und in einen direkten und unverfälschten Dialog mit dem Leser treten kann (ohne ein dazwischen geschaltetes Zeitungsorgan). Laut Maye profilieren sich aber noch viel zu wenig Buchblogger in der Rolle des Dilettanten, sondern versuchen stattdessen etwas nachzuahmen, das es bereits gibt. Debattiert wurde auch über die ökonomische Dimension, die zum Beispiel Lovelybooks in den Augen von Harun Maye zu einer Literaturvermarktungsplattform macht und nicht zu einer Plattform der Literaturkritik.

Ich bin mit vielen neuen Ideen und Impulsen aus dieser Diskussion hervorgegangen, mit neuen Anstößen und mit vielen Fragen, die nun in meinem Kopf herumwirbeln. Eine wirkliche Antwort darauf, wie es mit der Literaturkritik, ob nun digital oder gedruckt, weitergeht, wurde nicht gefunden, doch hängen geblieben sind bei mir die abschließenden Worte von Stefan Mesch, der sagte, dass er einfach versuchen möchte “fleißig und hungrig” zu bleiben.

 

Bücher des Jahres!

SZ

In diesen Tagen wird man von nichts verschont, ganz im Gegenteil: von Jahreslisten, Bestenliste, Rückblicken und weihnachtlichen Einkaufsführern wird man förmlich erschlagen. Eine erfrischende Abwechslung über “Schönes und Schreckliches, Notwendiges und Überflüssiges” habe ich dagegen heute in der Süddeutschen Zeitung gefunden. Bereits im vergangenen Jahr fragte die Süddeutsche Zeitung nach den Büchern des Jahres und auch in diesem Jahr wurden wieder 61 Intellektuelle und Künstler gefragt, was ihr “schönstes, größtes, wichtigstes Lektüreerlebnis” gewesen ist. Zu Wort kommen unter anderem Daniel Kehlmann, Maxim Biller, Roger Willemsen, Iris Berben und Sigrid Löffler, die ein ganzes Feuilleton mit ihren Literaturtipps füllen. Die Mischung der dabei genannten Bücher ist spannend und vielfältig, aber auch überraschend, z.B. wenn Daniel Kehlmann Neil Gaiman empfiehlt und gleichzeitig dazu rät, die Berührungsängste mit der Gattung Fantasy zu überwinden.

Ich habe auch schon einige wenige Bücher entdeckt, die ich selbst gelesen habe und die auch mein Lesejahr geprägt haben, erwähnt werden “Matterhorn” von Karl Marlantes und “Alles, was ist” von James Salter. Neben James Salter, auf den zwei Stimmen fallen, ist das einzige Buch, das mehrmals genannt wurde, der Roman “Blutsbrüder” von Ernst Haffner, der im Metrolit Verlag erschienen ist und ganz oben auf meinem Lesestapel liegt.

Nun muss ich aber erstmal weiterstöbern und meine Wunschliste füllen … 🙂

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