Das schmale Büchlein “Kein Plädoyer für eine Luftschaukel” wurde zeitgleich mit Hans Keilsons Autobiographie “Da steht mein Haus” veröffentlicht und enthält Essays, Reden und Interviews. Schon in der Autobiographie “Da steht mein Haus” durfte ich einen faszinierenden und interessanten Menschen kennen lernen, der vor allem zwei Hauptinteressen hat: die Literatur und die Psychotherapie.
Auch im vorliegenden Band zeichnen sich die Beiträge durch eine große thematische Vielfältigkeit aus. Einige beschäftigen sich mit der Psychoanalyse. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Keilsons psychoanalytische Arbeit mit im Zuge des Holocausts traumatisierten Kindern. Besonders beeindruckt ist die Fallgeschichte des 12jährigen Jungen Esra, der Bergen-Belsen überlebt hat. Seine Mutter, sein Vater und seine fünf Geschwister verstarben jedoch.
Diese Beiträge sind an manchen Stellen sehr speziell, da auch viele psychologische bzw. psychoanalytische Fachbegriffe verwendet werden, ich habe sie jedoch durchgängig als sehr interessant und vor allem auch gewinnbringend empfunden. Dazu kommt, dass Hans Keilson auch kein klassischer Vertreter der Psychoanalyse ist, sondern diese auch aus einer angemessenen Distanz und mit der nötigen Kritik betrachtet.
Daneben gibt es auch sehr interessante Beiträge über Sprache und Literatur, beispielsweise einen Essay zum Gedenken an den Schriftsteller Klaus Mann. Besonders beeindruckend für mich war der Text “Wohin die Sprache nicht reicht”, ein Essay, der aus der Arbeit an der Untersuchung “Sequentielle Traumatisierung bei Kindern” hervorgegangen ist.
Die Essays und Reden sowie die Interviews machen deutlich, dass Hans Keilson eine beeindruckende Persönlichkeit ist, die noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit, für die Dinge, die er zu sagen hatte, verdient.
“Ich habe überlebt. Aber ich sage mir: Dank je wel. Das ist genug.”
P.S.: Der Titel bezieht sich interessanterweise auf einen Ausspruch von dem Dichter Gottfried Benn und wurde von Hans Keilson leicht abgewandelt.
2 Comments
Happy Birthday! – Buzzaldrins Bücher wird 2 Jahre alt … | buzzaldrins Bücher
September 9, 2013 at 1:06 pm[…] “Buzzaldrins Bücher” veröffentlicht. Es war eine Besprechung zu Hans Keilsons Roman “Kein Plädoyer für eine Luftschaukel”. Ich habe zuvor noch nie gebloggt, wusste nicht genau wie das alles funktioniert und vom zunächst […]
Und wieder ist ein Jahr vorbei ... - Buzzaldrins Bücher
September 9, 2014 at 9:40 am[…] schon wieder ist ein Jahr vorbei. Heute vor drei Jahren habe ich auf meinem Blog die allererste Besprechung eingestellt. Was sich aus dieser spontanen Idee entwickeln sollte, konnte ich damals noch nicht […]