Martin Horváth wurde 1967 in Wien geboren und studierte dort Musik und darstellende Kunst. Seit 1988 lebt und arbeitet er als freischaffender Musiker. Er verbrachte mehrere Jahre in New York und arbeitete dort als Journalist und Übersetzer, nebenbei beschäftigte er sich mit einem Forschungsprojekt zur Geschichte der österreichisch-jüdischen Emigration in die USA. Er hat bereits zahlreiche Preise und Stipendien erhalten. “Mohr im Hemd oder wie ich auszog die Welt zu retten” ist sein Romandebüt.
1.) Warum wollten Sie Schriftsteller werden?
Die Frage hat sich so nicht unbedingt gestellt. Ich schreibe, seit ich ungefähr sechzehn bin. Zuerst waren es Notizen für kürzere und längere Geschichten, mit ungefähr zwanzig hab ich die ersten kurzen Texte veröffentlicht. Lange Zeit war ich hauptberuflich als Musiker tätig, das Schreiben lief nebenbei. Irgendwann verschob sich das Interesse und das Schreiben stand im Vordergrund. Heute gelingt es mir, beides miteinander zu vereinbaren, und ich möchte weder auf das eine noch auf das andere verzichten.
2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?
Nicht wirklich. Aber es gibt natürlich zahlreiche Bücher, die eine große Inspirationsquelle waren und sind. Um nur einige wenige zu nennen: Alejo Carpentier, Explosion in der Kathedrale. Guillermo Cabrera-Infante, Drei traurige Tiger. Gabriel García-Marquez, Hundert Jahre Einsamkeit. Günter Grass, Die Blechtrommel. Christoph Ransmayr, Die letze Welt. Ian McEwan, Ein Kind zur Zeit.
3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?
An sich bin ich ein ausgeprägter Nachtmensch. Am Abend und in der Nacht (und wenn es gut läuft auch bis in den Morgen) kann ich mich am besten konzentrieren. Wenn man zu zweit lebt, geht das aber nicht auf Dauer, und so schreibe ich nur noch selten nachts.
Mein Schreibtisch ist oft vollgeräumt mit Stapeln von Papier und Büchern, bevor es mir zu viel wird und ich ihn wieder entrümple. Während der Arbeit steht meistens auch eine gusseiserne Kanne mit Grüntee darauf. Während der Jahre, die ich in New York verbrachte, hatte ich ein Stehpult; daneben stand ein bequemer Fauteuil für die Nachdenkpausen. Irgendwann werde ich mir mein Arbeitszimmer auch wieder auf diese Weise einrichten.
4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ilja Ehrenburg, Das bewegte Leben des Lasik Roitschwantz. Ich bekam das Buch kürzlich von einem Freund geschenkt, der sich durch meinen Roman “Mohr im Hemd” an Ehrenburgs Werk aus dem Jahr 1928 erinnert fühlte. Es geht darin um einen einfachen jüdischen Schneider aus einer russischen Kleinstadt, der unfreiwillig zum unsteten Wanderer wird. Aufgrund seiner unverblümten Äußerungen gerät er ständig in Konflikt mit den jeweiligen Obrigkeiten und tritt einen tragikomischen Leidensweg kreuz und quer durch Europa an. Ein zwar schnell und manchmal schlampig geschriebener, aber trotzdem wunderbarer Schelmenroman, der durch seinen subversiven Humor viele Missstände der damaligen Zeit auf den Punkt bringt.
5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?
Lesen, lesen, lesen!!! Lesen ist für mich ein Dialog mit anderen Schriftstellern, und dieser Dialog ist meiner Meinung nach unverzichtbar, wenn man selbst schreiben möchte. Schreiben sollte man nur das, was man selbst nach eingehender Überlegung für wahr und richtig hält – ob es nun Erfolg verspricht oder nicht. Und Geduld und Durchhaltevermögen helfen auch …
Herzlichen Dank an Martin Horváth für die Beantwortung meiner Fragen!
Und wer Martin Horváth lesen sehen möchte kann dies hier tun: