Browsing Category

5 Fragen – Interviews

5 Fragen an Martin Kordić!

Martin Kordić wurde 1983 in Celle geboren und arbeitet heutzutage als Lektor bei einem Verlag in Köln. Er studierte in Hildesheim und an der Universität Zagreb. Mit “Wie ich mir das Glück vorstelle” legte er in diesem Bücherfrühjahr seinen ersten Roman vor.

 © Sabine Lohmüller

© Sabine Lohmüller

1)   Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Vor ein paar Wochen war ich auf dem Finanzamt, um mein Schreiben anzumelden. Der Sachbearbeiter fragte mich, wann genau ich meine Arbeit als Autor aufgenommen habe. Ich konnte die Frage nicht beantworten. So geht es mir auch bei dieser Frage. Ich weiß es nicht. Ich schreibe einfach gern.

2) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Grundsätzlich ist es überall und immer gleich gut. Oder eben nicht gut. Es gibt bessere und schlechtere Momente. Einen festen Platz oder feste Zeiten habe ich nicht. Ob ich mich beim Schreiben gut fühle, hängt nicht so sehr von äußeren Umständen ab.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Ich lese gerade „The Letters of Wanda Tinasky“.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Hör auf den Text.

5 Fragen an Michael Weins!

© Chris Zielecki

© Chris Zielecki

Michael Weins ist 1971 geboren worden und lebt heutzutage als Autor und Psychologe. Zuletzt erschien von dem Autor, der heutzutage in Hamburg lebt, der Roman “Lazyboy”. “Goldener Reiter” erschien zum ersten Mal bereits im Jahr 2002 und wurde in diesem Jahr vom mairisch Verlag in einer neuen und goldenen Ausgabe erneut veröffentlicht.

1) Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Weil ich Schriftsteller (oder damals noch: Dichter) ab einem gewissen Alter cool fand. Weil es keine erstrebenswertere und sinnvollere gesellschaftliche Rolle für mich gab als diese, Künstler, Dichter, Schriftsteller. Weil ich mit etwa 18, 19, 20 etwas Verwegenes und Romantisches darin sah, ein echtes Abenteuer, Menschen, die ihr Leben hingeben für eine geistige Revolte, Aufbruch, die totale Anwesenheit, Geist und Gefühle, sich niemals mit dem eigenen Mittelmaß zufrieden gebend. Das war, bevor die Desillusionierung begann und das Pathos abblätterte. Und weil ich ganz einfach gerne und viel gelesen habe und ich das Wunder immer wieder neu erlebte, dass man einen toten Gegenstand aufklappt und daraus eine ganze lebendige Welt entsteht, die einen schöner, größer, klüger machen kann. Mich haben Bücher sicher moralisch stärker geformt als jeder menschliche Lehrer.

2) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Viele. Angefangen bei den Kinderbüchern bis heute. Immer wieder neue, echte Helden, die wichtigen bleiben, andere gehen. Poster an den Wänden.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Vormittags in Ruhe zu Hause am Schreibtisch mit Blick auf die Wäscherei Zetschell und Söhne.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

„Für immer in Honig“ von Dietmar Dath.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Schreiben. Weiter schreiben. Nicht aufhören. Gelassen bleiben. Nicht verrückt machen lassen. Es zumindest versuchen. Und immer daran denken: Es ist deine Superheldenfähigkeit, die du niemals aufgeben solltest, weil du mit ihr fliegen kannst und den Rest. Es stimmt natürlich, dass im Grunde niemand wirklich etwas Besonderes ist, aber es tut gut, wenn du dich trotzdem immer wieder als etwas Besonderes fühlen darfst. Dabei helfen die guten Momente des Schreibens, das Fliegen, der Rausch.

Vielen Dank an Michael Weins für die Beantwortung meiner Fragen!

5 Fragen an Claire Beyer!

© Laura J Gerlach

Claire Beyer wurde 1947 im Bayrischen Allgäu geboren. Neben ihrer Leidenschaft für Romane hat die Autorin auch ein Musical verfasst und veröffentlicht Erzählungen, Kurzprosa und Gedichte. Ihr neuester Roman “Refugium” erschien in diesem Literaturherbst. Mehr über Claire Beyer erfährt man auf ihrer Homepage.

1.) Warum wollten Sie Schriftstellerin werden?

Weil ich das Lesen von Büchern schon immer über alles mochte und ihnen so nahe wie möglich sein wollte. Das geht eben am besten, wenn ich selbst schreibe. Aber auch, weil es mir in meiner Kindheit an Büchern mangelte und ich damals schon beschloss, sie “eben” selber zu schreiben. Der Mangel verschwand, die Liebe aber blieb.

2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Da gibt es viele. Sie alle aufzuzählen, würde am Platzmangel scheitern. Aber zwei Autorinnen und ein Autor sind zu nennen: Rahel Hutmacher. Marlen Haushofer und Tomas Tranströmer.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

In den frühen Morgenstunden ist mir das Schreiben am liebsten. Um etwa 4 Uhr. Da herrscht eine besondere Stimmung und meine Sinne sind hellwach. Der Ort steht einwandfrei fest: An der Nordsee. Bewegtes Wasser ist das Größte für mich. Ein kleines Zimmer am Rande der Salzwiesen in Cuxhaven-Duhnen. Dort schreibt es sich (fast) von selbst.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Ich lese immer mehrere Bücher gleichzeitig, je nach Stimmung greife ich zum einen oder anderen. Hier also die Titel: Terézia Mora: “Das Ungeheuer”, Zoe Jenny: “Das Portrait”, Sigrid Damm: “Das Leben des Friedrich Schiller”.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Lesen, lesen, lesen. Und sich fragen, würde ich das, was ich schreibe, auch selbst lesen wollen. Zähigkeit, Sitzfleisch, eine Kanne Kaffee und eine gute Struktur vor Augen, sich nicht ablenken lassen.

5 Fragen an Roman Ehrlich!

RomanEhrlich_Foto

© Aylin Karadeniz

1983 wurde Roman Ehrlich in Aichach geboren. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und an der Freien Universität Berlin. “Das kalte Jahr” ist das Romandebüt dieses jungen Autors, der bereits Stipendiat der Werkstatttage des Wiener Burgtheaters war und an der Autorenwerkstatt Prosa am LCB teilgenommen hat.

1.) Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Aus einem Mangel heraus. Daraus, dass man in die Welt oder den Ort, in dem man aufwächst schaut und sich denkt: Das kann es noch nicht gewesen sein. Dass man beginnt Bücher zu lesen und in diesen Büchern eine Ahnung, eine Andeutung von Wirklichkeit findet, die über die eigene Erfahrung hinaus geht und doch eine Möglichkeit beinhaltet, also nicht völlig phantastisch ist (das wünsche ich mir heute noch von jedem Buch, das ich zu lesen anfange). Irgendwann kam die Erkenntnis dazu, dass Erzählungen im Leben der Menschen eine sehr machtvolle Institution sind. Und dass man durchs Selbererzählen etwas von dieser Macht für sich gewinnen kann. Also nicht Macht über andere, sondern über das eigene Leben, eine Art Eigenmacht. Oder Selbstbestimmung.

 2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Der Schweizer Lyriker Adalbert Spichtig inspiriert mich sehr. Durch seine Art zu schreiben und zu veröffentlichen, wann es ihm passt. Und vor allem durch die Art, wie in seinen Gedichten Humor und Ärger und die Welt und das Beschreiben der Welt zusammenkommen.

Ich schaue auch immer wieder gern die Filme der Amerikanischen Autorin und Regisseurin Kelly Reichardt, weil sie wirklich auf eine filmische, also auf eine visuelle Art erzählen, was vielleicht banal klingt, aber extrem selten ist.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

An meinem Schreibtisch, in meiner Wohnung, bei meinen Büchern. Ich habe versucht eine Art Sommerküche einzurichten an einer Sitzgruppe mit Tisch auf dem Flakturm im Humboldthain, wo oft abgekämpfte Besucher die Stufen hochkommen und sich dann schweigend den Ausblick über die Stadt anschauen, aber das hat nicht funktioniert. Auch die vielen Bibliotheken in Berlin funktionieren leider nur selten. Es wäre gut, wenn meine Wohnung in einer Bibliothek wäre. Das wäre ideal.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

2666 von Roberto Bolaño

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Uwe Johnson hat in seiner Frankfurter Poetikvorlesung (Begleitumstände) gesagt:

„Die Aufgabe der Poetik ist als Lehrbuch vorhanden, weitere Äußerungen von meiner Seite können ohne Schaden entfallen.“

Lesen also. Mehr ist nicht zu sagen.

Herzlichen Dank an den Autor für die Beantwortung meiner fünf Fragen! 

5 Fragen an Katharina Hartwell!

Katharina HartwellKatharina Hartwell wurde 1984 in Köln geboren. Nach ihrem Abitur folgte ein Studium der Anglistik und Amerikanistik, das sie mit Auszeichnung abschloss. Im Anschluss ging sie an das Deutsche Literaturinstitut nach Leipzig, wo sie seit 2010 studiert. Bisher erschien von der jungen Autorin, die bereits mit Preis und Stipendium dekoriert ist, der Erzählungsband “Im Eisluftballon”. “Das fremde Meer”, dass in diesem Büchersommer im Berlin Verlag erschienen ist, ist ihr erster Roman.

1.)    Warum wollten Sie Schriftstellerin werden?

Das Ziel, den Wunsch, das Vorhaben gibt es schon so lange, dass ich zu dem „Warum“ gar nicht mehr richtig vordringen kann. Ich kann mir den Wunsch nicht als etwas von mir Getrenntes ansehen und dann etwas darüber sagen. Also: ich will schreiben, weil ich ich bin. Oder. Ich bin ich, weil ich schreiben will.

2.)    Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Die angloamerikanischen Schriftsteller der Gegenwart: Siri Hustvedt, Jonathan Coe, Michael Cunningham, John Irving, Kate Atkinson, Margaret Atwood. Und Patricia Duncker, über die ich meine Magisterarbeit geschrieben habe.

Sicher auch Haruki Murakami.

3.)    Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Überall, wo kein Internet ist. Am liebsten draußen. Im Park, auf dem Balkon, am See, am Fluss, am Meer. ICE ist aber auch o.k.

4.)    Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

„In one Person“ von John Irving

5.)    Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Ich bin ja selbst noch eine junge Schriftstellerin … Vielleicht ein etwas für das Schreiben umfangreicher Romane: Routine und Arbeitsstrategien. Am besten eine Zeitlang jeden Tag in die Bibliothek gehen und den Text nach bestimmten Mustern immer wieder durcharbeiten. Etwa: Ausdrucken, handschriftliche Korrektur, abtippen, ausdrucken, handschriftliche Korrektur, abtippen … ein, zwei Monate ruhen lassen und wieder von vorn.

Herzlichen Dank an die Autorin für das Beantworten meiner 5 Fragen

5 Fragen an Zdenka Becker!

3.

© Alexandra Einzinger

Zdenka Becker wurde 1951 in Eger geboren. Die Autorin ist in Bratislava aufgewachsen, wohnt aber seit den siebziger Jahren in Österreich. Sie schreibt in deutscher Sprache und hat bereits einige Bücher veröffentlicht, für die sie mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet wurde. “Der größte Fall meines Vaters” ist ihre neueste Veröffentlichung und im Frühjahr im Deuticke Verlag erschienen.

1.)    Warum wollten Sie Schriftstellerin werden?

Ich erzähle gern Geschichten und weil ich sie nicht jedem einzelnen persönlich erzählen kann, schreibe ich sie auf. Daraus hat sich der Beruf ergeben.

2.)    Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Es waren in verschiedenen Lebensetappen sehr viele. Zuerst Märchenerzähler, dann Jugendautoren, später Romanschriftsteller und Dramatiker. Und ich staune immer wieder, wenn ich neue Autoren entdecke, die so fesselnd schreiben, dass ich das Buch in einem Zug durchlesen muss. Milan Kundera, Ján Johanides, Dominik Tatarka, Philip Roth, Siri Hustvedt… die Liste wäre lang.

3.)    Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Meistens schreibe ich am Vormittag am Schreibtisch, aber ich liebe auch das Schreiben im Garten unter unserem Nussbaum, auf der Couch oder im Bett. Das einzige, was ich brauche, ist gutes Licht und Ruhe.

4.)    Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

“Böse Schafe” von Katja Lange-Müller.

5.)    Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Lesen, schreiben, verschiedenes ausprobieren. Und vor allem: keine Angst vor dem weißen Blatt Papier.

Herzlichen Dank an die Autorin für das Beantworten meiner 5 Fragen

5 Fragen an Björn Bicker!

© Stephanie Füssenich

© Stephanie Füssenich

Björn Bicker wurde 1972 geboren und hat Literaturwissenschaft, Philosophie und Allgemeine Rhetorik in Tübingen und Wien studiert. Nach Stationen am Wiener Burgtheater und den Münchener Kammerspielen, arbeitet Björn Bicker seit 2009 als freier Autor, Projektentwickler und Kurator. Im selben Jahr erschien im Verlag Antje Kunstmann sein Debütroman “Illegal”. Der Autor lebt heutzutage in München und hat in diesem Frühjahr mit “Was wir erben” seinen zweiten Roman vorgelegt. Der Autor betreibt eine eigene Homepage.

1.)    Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Unter der (Berufs)bezeichnung Schriftsteller kann ich mir bis heute nichts richtiges vorstellen. Schriftsteller sind immer die anderen, die klugen, die konzentrierten, die, die den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und Wörter drehen.  Und durchgewetzte Ellenbogen haben. Aber ich doch nicht. Mittlerweile habe ich eine ganze Menge Theatertexte geschrieben, zwei Bücher, Hörspiele und Essays . Wahrscheinlich bin ich jetzt auch ein Schriftsteller. Aber wenn ich auf dem Amt in ein Formular schreiben soll, was mein Beruf ist, dann schreibe ich immer Autor. Niemals würde ich Schriftsteller schreiben. Warum eigentlich?

2.)    Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Da gibt es viele. Wenn ich einen oder eine herausheben würde, wäre das falsch. Es sind so viele. Künstler, Schriftsteller, Theaterleute. Die letzten Jahre inspiriert mich am allermeisten die Wirklichkeit jenseits von Kunst und Literatur. Ich habe das große Glück am Theater immer wieder sogenannte Stadtprojekte machen zu dürfen. Dabei geht es meistens darum, politische und soziale Themen künstlerisch aufzubereiten und dabei stürzen meistens sämtliche Grenzen zwischen Kunst und Politik und Sozialarbeit ein. Das ist inspirierend. Für die Kunst. Und fürs Leben.

3.)    Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Ich schreibe entweder in meinem Büro. Alleine. Oder an einem Tisch in einer großen Bibliothek. Umgeben von Studenten, Wissenschaftlern und Verrückten. Ich sitze meistens oberhalb der Theologischen Wörterbücher. Neben mir in den Regalen Rechtswissenschaften.

4.)    Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Teju Cole. Open City.

5.)    Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Schreiben, schreiben, schreiben. Viel erleben. Über sich selbst nachdenken. Mutig sein. Sich vor allem nicht einschüchtern lassen von denen, die glauben zu wissen, wies geht.  Das ist ganz wichtig.  Und dann: Geduldig sein. Genau sein. Nicht zufrieden geben mit Ungenauigkeiten. Und dann: Ruhig über die Stänge schlagen. Und dann: über Politik nachdenken.

Vielen Dank an Björn Bicker für die Beantwortung meiner Fragen!

%d bloggers like this: