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5 Fragen – Interviews

5 Fragen an Tom Liehr!

8720340656_8df6e7a6cbTom Liehr wurde 1962 in Berlin geboren und hat bereits als Redakteur, Rundfunkproduzent und DJ gearbeitet. Seit 1998 ist er Besitzer eines Software-Unternehmens. Von Tom Liehr, der in Berlin lebt, erschienen bisher die Bücher “Radio Nights”, “Idiotentest”, “Stellungswechsel”, “Geisterfahrer” und “Pauschaltourist”. “Leichtmatrosen” ist sein neuester Roman. Mehr über Tom Liehr erfährt man auf seiner Homepage.

Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Natürlich, weil damit Geld und Ruhm verbunden sind, und im Idealfall vielleicht sogar die Weltherrschaft.

Nein, Spaß beiseite. Ich war elf oder zwölf und habe einen SF-Roman von Robert A. Heinlein gelesen, “Tunnel zu den Sternen”, glaube ich, und verspürte anschließend das sehr dringende Bedürfnis, so etwas auch zu können. Also habe ich einen Schreibmaschinenkurs besucht und anderthalb Jahre später tatsächlich einen Science-Fiction-Roman geschrieben: “Der Aufstand der Menschen”, über 300 Seiten, enggetippt. Einen besonderen Motivationsschub verdankte ich einer Sozialamtsmitarbeiterin, der ich im Lauf dieser Zeit einen Brief schrieb, weil ich mich selbst um solche Angelegenheiten kümmerte. Sie rief mich an, und sagte mit tränenerstickter Stimme, dass sie den fraglichen Antrag zwar ablehnen müsste, ich aber absolut druckreif und völlig hinreißend schreiben würde, was sie mir unbedingt persönlich mitteilen wollte. Einen kleinen Dämpfer erhielten meine Ambitionen in der elften Schulkasse, als ein Deutschlehrer vor versammelter Mannschaft zu mir sagte: “Liehr, von dir wird nie auch nur eine einzige Zeile veröffentlicht werden.” Vielleicht dauerte es deshalb noch zwei Jahrzehnte, bis ich den Berufswunsch wieder aufgriff und ernsthaft mit seiner Umsetzung begann, dann aber sehr zielstrebig, weil ich inzwischen sicher wusste, Schriftsteller sei zu können. Ich habe damit nie besondere faktische Ziele verbunden, also etwa die aus dem ersten Satz, sondern in der Hauptsache den schlichten Wunsch, dass möglichst viele Menschen meine Geschichten lesen und an ihnen Freude haben. Das klingt naiv, aber daran hat sich tatsächlich nichts geändert. Und übrigens ist es auf anderen Wegen deutlich einfacher, an Geld und Ruhm zu kommen.

Gibt es einen Schriftsteller oder Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Diese Frage ähnelt derjenigen, wo die Ideen herkommen – wüsste man das, würde man andauernd am fraglichen Ort sein und sich eben Ideen holen, denn es gibt fast nichts Wertvolleres für Autoren. Tatsächlich kommen sie immer ungefragt und spontan, oft, nein, meistens zur falschen Zeit und quasi von sich aus. So ähnlich verhält es sich mit der Inspiration – ich habe mehrere tausend Bücher gelesen (Filme gesehen, Gespräche geführt, Menschen getroffen, Erlebnisse gehabt) und könnte unmöglich sagen, an welcher Stelle und zu welchem Zeitpunkt etwas mit mir geschehen ist, das sich später schriftstellerisch in besonderer Weise ausgewirkt hat. Ich bin sicher, dass ich mir die vielen Kursiven, die es in meinen Romanen gibt (obwohl die Lektoren schon Dutzende ausmerzen), von John Irving ausgeliehen habe, und auch den kleinen, aber wirkungsvollen Kniff, Nebensätze, die das eigentlich nicht bräuchten, mit einem “Und” einzuleiten. Möglicherweise sogar noch einiges mehr, etwa die innige Liebe zu den Hauptfiguren. Aber ich müsste auch viele andere Autoren nennen, ohne meine Hand dafür ins Feuer legen zu können, dass sie wirklich Einfluss hatten – nicht einmal bei John Irving, in dessen Bücher ich in den Neunzigern vernarrt war. Allerdings gibt es einen Künstler, der mich durch seine Auffassung und die Art, wie er sich präsentiert, schon seit Jahrzehnten beeindruckt und vermutlich auch inspiriert, nämlich den amerikanischen Singer-Songwriter Jackson Browne, dessen Musik ich zwar längst nicht mehr so liebe wie “früher”, der für mich aber eine Ehrlichkeit und Treue zu sich selbst und seinen Idealen verkörpert, über die ich selbst auch gerne verfügen würde.

Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Schreiben kann ich eigentlich überall und zu jeder Zeit, außer zu Hause, seltsamerweise, da ist es, als würde das fürs Schreiben nötige Hirnareal mit dem Zuschlagen der Haustür ins Koma fallen. Höchstens vor dem Einschlafen, in dieser Übergangsphase, denke ich manchmal über Kurzgeschichtenplots nach, die ich, wenn ich mich am nächsten Tag noch daran erinnere, im Büro notiere. Über Romanprojekte nachzudenken, das verbiete ich mir in solchen Momenten, weil gute Ideen da zu wertvoll wären, um mit dem Einschlafen verloren zu gehen. Wenn ich einen Roman so weit durchgeplant habe, dass ich mit der eigentlichen Schreibarbeit beginnen kann, ziehe ich mich für eine Woche in ein Hotel in Brandenburg zurück, und da ist es genau umgekehrt wie beim Nachhausekommen – als wäre das fragliche Hirnareal plötzlich auf Speed, Meth und Ectasy zugleich. Die Ideen kommen schneller, als ich sie tippen kann (und ich tippe schnell), und ich muss sogar zum Essen, Spaziergang oder in die Sauna Notizbücher mitnehmen, um all die Gedankengänge und Formulierungen, die unaufhörlich auf mich einprasseln, wenigstens stichwortartig festzuhalten – in dieser Zeit schreibe ich 150, 180, manchmal sogar 200 Seiten, an 18 Stunden pro Tag. Ansonsten schreibe ich auch in der Bahn, im Büro, bevorzugt aber in Kneipen, vor allem nachts in meiner Stammkneipe, zwischen elf und drei, was aber nur funktioniert, wenn der Korpus des Romans bereits steht.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

“Die Abenteuer des Joel Spazierer” von Michael Köhlmeier (Hanser), das einen zwiespältigen Eindruck bei mir hinterlassen hat – eine zweifelsohne großartige literarische Arbeit, die ich aber aufgrund der Figurenkonstruktion als anstrengend und am Ende als unbefriedigend empfand. Derzeit lese ich parallel “Die Ordnung der Sterne über Como” von Monika Zeiner (Blumenbar), ein sehr kluger, feingliedriger Roman, der mich, glaube ich, ziemlich beeindruckt, und das Frühwerk “Die Wespenfabrik” (Heyne) von Iain M. Banks, weil es das einzige ins Deutsche übersetzte Buch von ihm ist, das ich noch nicht gelesen hatte, hauptsächlich aber aus melancholischen Gründen, denn Banks hat in der vergangenen Woche verlautbaren lassen, dass er unheilbar krank ist, wahrscheinlich innerhalb eines Jahres sterben wird und keinen weiteren Roman mehr schreibt.

Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Wirklich gutmeinend: Lass es. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die viele Arbeit, die man beispielsweise in einen Roman investiert, auch auszahlt, ist äußerst gering – vorsichtig gesagt, und wenn man unter  “Auszahlen” das Debüt bei einem halbwegs nennenswerten Verlag versteht. Aber das ist natürlich, als wolle man einem Verliebten ausreden, verliebt zu sein – ein Ding der Unmöglichkeit, und mit etwas Glück wird er schließlich irgendwann zurückgeliebt, was ja vorkommen soll.

Ansonsten bin ich mit Ratschlägen vorsichtig, weil ich erstens schon zu viele falsche Ratschläge von Leuten gehört und gelesen habe, die es eigentlich besser wissen sollten, und weil man zweitens – und viel wichtiger – wenig über die genaue Situation desjenigen weiß, der die Ratschläge zur Kenntnis nimmt und möglicherweise befolgt. Jede Schriftstellerlaufbahn ist einzigartig, praktisch keine war in der Weise, in der sie dann stattgefunden hat, vorhersagbar. Vielen, und das könnte man vielleicht als Ratschlag verstehen, ist gemein, dass sie am Anfang sehr geduldig waren, unermüdlich an sich gearbeitet haben, um herauszufinden, welches ihre Themen, Stilmittel usw. sind, und welche Person sie als Schriftsteller sein können, also zu einer entsprechenden Identität zu finden, die sich später gemeinsam mit den Texten vermarkten lässt, denn es geht um einen Markt und um einen Beruf. Ich würde davon abraten, den Weg des vermeintlich geringeren Widerstands zu gehen, also über Vanity-Veröffentlichungen von KDP bis DKZ, aber auch da fällt mir sofort wieder das Verliebten-Beispiel ein, denn es gibt ja einige wenige, die auf diesem Weg erfolgreich waren, was andere merkwürdigerweise davon überzeugt, genau dasselbe auch schaffen zu können, ohne auch nur einen Blick auf Vergleichszahlen und Wahrscheinlichkeiten zu riskieren. Letztlich gibt es nur einen wirklich brauchbaren Ratschlag: Erzählt gute Geschichten, und erzählt sie gut. Und vielleicht noch: Verzettelt euch nicht.

Vielen Dank an den Autor für die Beantwortung meiner Fragen!

5 Fragen an René Freund!

© Heribert Corn

René Freund wurde 1967 geboren und lebt als Autor und Übersetzer in Grünau im Almtal. Er arbeitete zwei Jahre als Dramaturg am Theater in der Josefstadt und studierte Philosophie, Theaterwissenschaft und Völkerkunde. Von ihm erschienen bereits zahlreiche Bücher, unter anderem “Stadt, Land und danke für das Boot” sowie “Wechselwirkungen”. “Liebe unter Fischen”, das zu Beginn dieses Jahres erschien, ist seine neueste Veröffentlichung.

1.) Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Um jetzt ganz ehrlich zu sein: Ich wollte die Welt verändern.

2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Wenn es nur einer sein soll, dann möchte ich Kurt Tucholsky nennen. Ich habe eine unendliche Bewunderung für diesen kleinen, dicklichen Mann, der mit seiner Schreibmaschine den Wahnsinn des Dritten Reichs aufhalten wollte. Und der uns in besseren Zeiten mehr unbeschwerte Romane wie „Rheinsberg“ oder „Schloss Gripsholm“ hinterlassen hätte. Schlagt einen der zehn Bände auf, ihr werdet immer etwas finden. Sein Sprachwitz ist für mich unübertroffen. In diesen Tausenden Schriften zu Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kunst: Tucholsky irrte sich so gut wie nie. Bei ihm kann man alles nachlesen, auch über den Wahnsinn unserer Zeit.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Zu Hause in Grünau im Almtal in Oberösterreich. An meinem Schreibtisch in meinem terracottafarbenen Arbeitszimmer. Meistens, wenn die Kinder in der Schule sind, zwischen 7.30 und 13.00 Uhr.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

„Kauft Leute“ von Jan Kossdorff. Ein Buch, das von unserer Realität nur einen Fingerbreit weit entfernt liegt: In dem Roman können wir Menschen in einem Supermarkt kaufen. Quasi mit Bio-Zertifikat. Ist aber auch lustig geschrieben und nimmt uns mit den Figuren auf eine Reise mit.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Klingt wahnsinnig langweilig – in erster Linie: Disziplin. Die kann aber nur aus Liebe zum Schreiben entstehen. Einfach mal schreiben. Danach: Korrigieren, überarbeiten, wegwerfen. Schreiben und wegwerfen. Irgendwas bleibt irgendwann mal übrig. So mache ich das jedenfalls.

Vielen Dank an den Autor für die Beantwortung meiner Fragen!

5 Fragen an Katrin Seddig!

© Katrin Seddig

© Katrin Seddig

Katrin Seddig wurde 1969 in Strausberg geboren. Sie studierte Philosophie in Hamburg und lebt dort auch heutzutage noch. 2008 wurde sie mit dem Förderpreis für Literatur der Stadt Hamburg ausgezeichnet. Sie debütierte mit dem Roman “Runterkommen”, im vergangenen Jahr erschien ihr Roman “Eheroman”. Katrin Seddig betreibt einen eigenen Blog.

1.) Warum wollten Sie Schriftstellerin werden?

Ich fand es einen guten Beruf.

Zuerst, als ich noch sehr jung war, wollte ich Künstlerin werden, aber als das dann nichts geworden ist und ich dann von einem Studium und einem Job zum nächsten gestolpert bin, habe ich mir zuletzt überlegt (als ich schon relativ alt und immer noch nichts geworden war) dass ich für diesen Plan nicht viel mehr als Zeit investieren müsste, also ich meine, ich brauchte kein Geld dafür, um eine Karriere als Schriftstellerin zu starten.

Das war ein erheblicher Vorteil und dann, wenn ich darüber ernsthaft nachdenke, ich habe in meiner Kindheit und meiner Jugend gelesen wie eine Besessene, ich war zeitweise fast ein bisschen verrückt von dem vielen Gelese und ich lese immer noch sehr viel, ich bin in Büchern einfach Zuhause. Im Übrigen rede ich auch gern, ich habe ein großes Mitteilungsbedürfnis, das wird vielleicht durch das Schreiben etwas gedämpft und so bin ich dann etwas erträglicher für meine Umgebung.

Das sind so ein paar Gründe. Wahrscheinlich gibt es noch mehr.

2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Updike. Ich finde ihn ganz groß. Fontane (!!!). Georges Simenon (Was für ein Arbeitstier! Romantiker! Menschenkenner, Beobachter, alles!), Jane Austen natürlich, Im Moment Nabokov, Tolstoi, George Eliot, Flan O’ Brien, früher mochte ich ganz gerne Jorge Amado und Martin Amis und hab alle ihre Bücher gelesen. Und so fort und noch ganz viele mehr. Alles was mich begeistert, beeinflusst mich. Das kann Wortkargheit an einer Stelle und bei einem anderen Autor ausschweifende Redseligkeit sein. Ich frage mich oft, wie macht die/der das, dass das so und so wird? Und auf diese Art lerne ich natürlich auch.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Meistens im Bett. Wenn ich Rückenschmerzen habe, auch am Schreibtisch auf einem ergonomischen Stuhl. Meistens so ab 17 Uhr. Spät Abends aber nicht, weil, wenn mein Gehirn erst mal läuft, kann ich praktisch nicht mehr einschlafen.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

“Kindheit und Jugend” von Tolstoi.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Lesen und Lesen und Lesen und ganz viel beeinflussen lassen. Ich bin immer für Beeinflussung. Am Ende wird es sowieso und ganz von alleine eigen. Wichtig ist, dass man sich für etwas Großartiges begeistern kann und dass man da auf irgendeine Art auch hinstrebt.

Und dann rate ich ihm, nicht eitel mit seinen eigenen Sachen zu sein! Er sollte seine Texte mit anderen, idealerweise lesenden oder auch schreibenden Leuten besprechen. Wenn ein Text keinem gefällt, dann liegt es möglicherweise daran, dass er nicht gut ist. In diesem Sinne: Wegschmeißen und Wegschmeißen und Wegschmeißen!

Letzteres nützt natürlich nur was, wenn man dann wieder von vorne anfängt und es besser macht.

Vielen Dank an die Autorin für die Beantwortung meiner Fragen.

5 Fragen an Julian Heun!

© Niclas Dietrich

Sarah Kuttner bezeichnet Julian Heun als Wunderkind. Geboren wurde er 1989 in Berlin und ist einer der bekanntesten Poetry-Slammer Deutschlands. Er ist aber auch schon längst über Deutschland hinaus bekannt, 2009 wurde er Vierter bei der Poetry-Slam-Weltmeisterschaft in Paris. An der FU Berlin studiert Julian Heun Literaturwissenschaft und schreibt nebenbei für die Bühne, für Literaturzeitschriften und für Zeitungen. Julian Heun hat eine eigene Homepage. Wer ihn auf der Poetry-Slam-Bühne bewundern möchte, kann dies hier oder auch hier tun.

1.)    Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Ich wollte nicht Schriftsteller werden. Ich wollte schreiben.

2.)    Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Bob Dylan und Christian Kracht.

3.)    Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Meine Mutter und ihr Freund haben ein kleines, altes Häusschen in Ligurien. Da gibt es kein Internet und man kann über die Berge bis ans Meer schauen. Dort schreibt es sich perfekt.

4.)    Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Schimmernder Dunst über Coby County von Leif Randt

5.)    Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

1. Versuche das zu schreiben, was du eigentlich nicht schreiben kannst.

2. Schreibe nur das, was du selber lesen willst.

3. Such dir eine Muse! Nicht dass man sie für das Schreiben unbedingt bräuchte, aber es ist verdammt cool eine Muse zu haben.

4. Töte den Literaturwissenschaftler und den Feuilletonisten in deinem Kopf. Sei dabei skrupellos. Sie würden dich auch töten.

5. Es gibt wasserfeste Notizzettel für die Dusche.

6. Versuche den besten Satz der Welt zu schreiben. Und danach versuche nochmal den besten Satz der Welt zu schreiben. Dann nochmal.

7. Töte den wiederauferstandenen Feuilletonisten in deinem Kopf. Achtung, da hinten kommt auch schon wieder der Literaturwissenschaftler.

8. Es ist nachgewiesen, dass Koffein die Lust an Sprache steigert.

9. Als letztes noch zwei Tipps aus Jack Kerouacs Belief & Technique for Modern Prose:

„Try to never get drunk outside yr own house.“

„You’re a genius all the time.“

Herzlichen Dank an den Autor für die Beantwortung meiner Fragen!

5 Fragen an Elisabeth Rank!

© Carolin Weinkopf Fotografie

Elisabeth Rank wurde 1984 in Berlin geboren. Sie hat Publizistik, Kommunikationswissenschaften und Europäische Ethnologie studiert. Seit einigen Jahren arbeitet sie als freie Autorin für unterschiedliche Magazine, außerdem ist sie im Bereich Digitale Markenführung tätig. Ihr Debütroman “Und im Zweifel für dich selbst” erschien im Jahr 2010. Lesenswert sind bereits die Texte, die man auf ihrem Blog findet – doch Vorsicht, wenn man erst mal anfängt dort zu lesen, läuft man Gefahr, nicht mehr aufhören zu können.

1.) Warum wollten Sie Schriftstellerin werden?

Ich glaube, ich habe mir das nicht ausgesucht. Es kam, dass ich Sprache mochte, ich mochte es, wenn mir Geschichten erzählt und vorgelesen wurden – und ich glaube, ich habe mir angewöhnt, mich zu fragen, was hinter einer Beobachtung steckt. Wenn Sachen einfach so passieren, interessiert mich das Warum. Das war schon immer so.

2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Ich lese Tilman Rammstedt, Thomas Pletzinger und Katrin Seddig gerne, ebenso Miranda July und John Green, und auch noch viel mehr, die mir gerade so nicht einfallen. Es ist nicht so, dass ich drei Bücher am Tag verschlinge, aber ich lese abends im Bett. Jeden Tag. Ansonsten sind es auch Musiker, die mich inspiriert haben und immer wieder inspirieren – gerade und immer The National, The Postal Service,  Black Atlantic, William Fitzsimmons und und und.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Im Kopf schreibe ich immer, das klingt pathetisch, ist es nicht. Ich sehe was und denke mir etwas dazu und manchmal komme ich dazu, es aufzuschreiben. Dieses schrifststellerische „So. Jetzt setze ich mich an einen Tisch, klappe den Laptop auf, gucke aus dem Fenster und schreibe eine Geschichte“ funktioniert bei mir leider nicht, ich bin meistens unterwegs oder in Situationen, in denen Schreiben aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert,  wenn ich einen Einfall habe. Deswegen wird die Notizfunktion meines Handys auch ordentlich strapaziert. Würde jemand das Handy finden, ich glaube, er hätte viel Spaß mit den kryptischen Beobachtungen. Ich weiß jedoch meistens auch nach Jahren noch, was ich mal damit gemeint hab.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Derzeit lese ich „Ich weiß, ich war’s“ von Christoph Schlingensief, seine Frau Aino Laberenz hat es herausgegeben mit Schriftstücken und Aufzeichnungen von ihm. Mich berührt dieses Buch so sehr, dass ich schon auf den ersten Seiten im Flugzeug, ich kam gerade von einem Geschäftstermin, so sehr schlucken musste, dass ich erstmal einen Rotwein bestellt hab.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Vermutlich würde ich ihm zu nichts raten. Es gibt da keinen Weg, den man gehen muss. Man muss sich einen suchen und mit diesem Weg zufrieden sein, glaube ich. Für mich war es sehr hilfreich, zu bloggen – und damit direkt mit Feedback konfrontiert gewesen zu sein. Ich glaube, dass Schubladen eher selten sagen, wie sie so eine Geschichte wirklich finden, Abgleich mit außen ist nicht schlecht, wenn man eine eigene Sprache entwickeln möchte, denke ich.  Dabei geht es nicht darum, Bestätigung zu bekommen, sondern immer wieder gefragt zu werden, ob es wirklich das ist, was man sagen will.

Herzlichen Dank an die Autorin für die Beantwortung meiner Fragen!

5 Fragen an David Wagner!

© by Susanne Schleyer/autorenarchiv.de

© by Susanne Schleyer/autorenarchiv.de

David Wagner wurde 1971 geboren und veröffentlichte im Jahr 2000 seinen Debütroman “Meine nachtblaue Hose”. Es folgten der Erzählband “Was alles fehlt”, das Prosabuch “Spricht das Kind” und die Essaysammlung “Welche Farbe hat Berlin”. Sein Roman “Vier Äpfel” schaffte es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Für seine Veröffentlichungen wurde der Autor, der heutzutage in Berlin lebt, bereits mehrfach ausgezeichnet.

1.) Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Weil ich dachte, ich hätte etwas zu sagen.

2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Ja, viele. Wäre gemein hier nur zwei oder drei bevorzugt zu nennen.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Im Bett.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Ich lese gerade Canada von Richard Ford. Schätze ihn sehr seit der Frank Bascombe Triologie.

5.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?

Lesen, Lesen, Lesen, Schreiben, Lesen, Liegenlassen, Wiederlesen, Wegwerfen, Neuschreiben, Liegenlassen, evtl. wieder wegwerfen oder verbessern, und das ungefähr zwanzig oder dreißig oder fünfzig Mal und sich immer fragen, ob man mit dem, was man da aufschreibt wirklich, wirklich anderen Menschen (Lesern) Lebenszeit stehlen möchte…

Herzlichen Dank an David Wagner für die Beantwortung meiner Fragen!

5 Fragen an Thommie Bayer!

8518251883_73e590eae5Thommie Bayer wurde 1953 in Esslingen geboren. Er war Maler und Liedermacher und begann 1984 damit zu schreiben. Bisher erschienen von ihm “Das Aquarium”, “Die gefährliche Frau”, “Eine kurze Geschichte vom Glück” und “Fallers große Liebe”. Im vergangenen Jahr erschien sein neuester Roman “Vier Arten, die Liebe zu vergessen”.

1.) Warum wollten Sie Schriftsteller werden?

Das weiß ich nicht. Und auch den Zeitpunkt, an dem ich bemerkte, DASS ich es werden wollte, kann ich nicht mehr so genau festmachen. Vielleicht mit Mitte zwanzig begann ich vom erzählenden Schreiben zu träumen, dachte aber damals, ich müsste noch sehr viel älter werden und sehr viel mehr erlebt haben dafür. Das stimmte aber nicht, denn mit Anfang dreißig schrieb ich mein erstes Buch, und dann kam das Lawinchen ins Rollen.

2.) Gibt es einen Schriftsteller oder einen Künstler, der Sie auf Ihrem Weg besonders inspiriert hat?

Es waren sicher viele, aber aus denen ragen ein paar hervor: Kurt Vonnegut, Tom Robbins, John Steinbeck, Urs Widmer, Michael Schulte, Max Frisch, Patricia Highsmith und Ian McEwan.

3.) Wann und wo schreiben Sie am liebsten?

Wenn nichts anderes ansteht so ziemlich jeden Tag von etwa elf bis etwa sechs. An meinem Schreibtisch und nirgendwo sonst. Ich kann auf Reisen, im Zug, im Urlaub allenfalls überarbeiten oder korrigieren. Erfinden kann ich nur zuhause.

4.) Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Jetzt gerade lese ich „Kapital“ von John Lanchester mit Begeisterung, davor „Dichterliebe“ von Petra Morsbach, „Rote Zukunft“ von Francis Spufford, „Bis ans Ende der Welt“ von Norbert Zähringer, alle mit Begeisterung.

4.) Was würden Sie einem jungen Schriftsteller raten?
a. Sei ein Stehaufmännchen.
b. Lies deine Zeitgenossen.
c. Nimm Sprache ernst – es gibt kein „nur so dahingesagt“.

Vielen Dank an den Autor für die Beantwortung meiner Fragen!

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