Browsing Category

Alles Abseitige

#Indiebookday 2015!

CAhOY_jUMAANjJy

Am heutigen Samstag fand nun bereits zum dritten Mal der Indiebookday statt. Die beiden ersten Indiebooktage, die immer ganz im Zeichen der unabhängigen Verlage stehen, waren bereits große Erfolge. Es gab also keinen Grund, der gegen eine erneute Wiederholung sprach. Die Idee, die hinter dem Indiebookday steckt, ist der Versuch, kleine und unabhängige Verlage nicht nur zu unterstützen, sondern vor allen Dingen in der Flut an Neuerscheinungen auch sichtbarer zu machen. Initiator dieses Tages ist Daniel Beskos vom mairisch Verlag, der  vor drei Jahren zum allerersten Mal dazu aufgerufen hat.

Was ist der Indiebookday?

Am 21. März 2015 ist Indiebookday!

Ihr liebt schöne Bücher.
Am 21.03.2015 könnt Ihr das allen zeigen. Es geht ganz einfach:

Wie funktioniert’s?
Geht am 21.03.2015 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet.
Hauptsache ist: Es stammt aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag.
Danach postet Ihr ein Foto des Covers, des Buches, oder Euch mit dem Buch (oder wie Ihr möchtet) in einem sozialen Netzwerk (Facebook, Twitter, Google+) oder einem Blog Eurer Wahl unter dem Stichwort/Hashtag “Indiebookday”. Wenn Ihr die Aktion gut findet, erzählt davon.

Zum Hintergrund
Es gibt viele kleine tolle Verlage, die mit viel Herzblut und Leidenschaft schöne Bücher machen. Aber nicht immer finden die Bücher ihren Weg zu den Lesern. Der Indiebookday kann da für ein bisschen Aufmerksamkeit sorgen.

Der Indiebookday hat sich seit seinem Start 2013 auch international zu einem ganz besonderen Aktionstag rund um die unabhängigen Verlage und Buchhandlungen entwickelt. Schauen wir zusammen, was 2015 passiert.

Alle Infos: http://www.indiebookday.de/

Facebook-Event zum Indiebookday:

https://www.facebook.com/events/1394056747570026/1408322586143442/

Auch ich habe heute eine Buchhandlung gestürmt. Ich habe lange gestöbert und es fiel mir nicht leicht eine Auswahl zu treffen. Entschieden habe ich mich für Die endlose Stadt von Ulla Lenze, erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt und für Untertauchen von Lydia Tschukowskaja, erschienen im Dörlemann Verlag. Beide Bücher standen schon lange auf meiner Wunschliste und ich freue mich schon sehr auf die Lektüre.

Indiebookday

Für mich ist nicht nur diesen Samstag Indiebookday: jedes Mal wenn ich eine Buchhandlung betrete, springen mir automatisch auch all die schönen Bücher aus unabhängigen Verlagen ins Auge. Ich finde es toll, dass es diesen Tag gibt, aber ich hoffe, dass ihr auch an allen anderen Tagen offen für die wunderbaren (oder auch mal nicht so wunderbaren) Bücher kleiner Verlage seid. Ich feiere mehrmals im Monat meinen ganz privaten Indiebookday, ihr könnt euch also in den kommenden Wochen nicht nur auf eine Besprechung von Die endlose Stadt und Untertauchen freuen, sondern auch auf viele weitere Besprechungen von Büchern aus unabhängigen Verlagen.

Indiebook day collage

Falls ihr heute auch Bucheinkäufe getätigt habt, dann vergesst nicht, darüber zu berichten – auf Twitter oder Facebook, aber natürlich auch gerne hier. Wer von euch war denn heute im Buchladen und was habt ihr euch gekauft?

Ach übrigens: falls euch der Indiebookday erst wieder siedend heiß beim Lesen dieses Artikels eingefallen ist, dann könnt ihr auch immer noch ein Buch online bestellen! 🙂

Mein Messehighlight

Die diesjährige Leipziger Buchmesse hat unter dem Motto buchmesse:blogger zum allerersten Mal auch Literaturblogs in den Fokus gerückt – für die Blogger und Bloggerinnen gab es nicht nur eine eigene Bloggerlounge, sondern es gab auch die Aktion der Bloggerpaten. Fünfzehn Blogger und Bloggerinnen haben die fünfzehn nominierten Titel aus den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung gelesen und rezensiert. Für mich war die Bloggerpatenschaft gleichsam Ehre wie Vergnügen, auch wenn ich im ersten Moment etwas entsetzt über mein Patenkind gewesen bin, das mit 1500 Seiten nicht gerade schmal ist. Ich hatte drei Beweggründe dafür, mich für eine Bloggerpatenschaft zu bewerben: ich habe erstens darauf gehofft, ein Buch zu entdecken, das ich ansonsten wohl nicht entdeckt hätte. Ich habe mich aber zweitens auch bewusst für die Kategorie Übersetzung beworben, weil ich glaube, dass die Arbeit von Übersetzern und Übersetzerinnen eine überaus wertvolle Arbeit ist und dafür viel zu wenig Beachtung findet. Da ich bereits drei Interviews mit Übersetzern geführt habe, war mein dritter Beweggrund die Hoffnung, dass ich den Übersetzer meines Patenkindes möglicherweise so gut kennenlerne, dass ich mit ihm in ein Gespräch finden kann.

All das, was ich mir erhofft hatte, hat sich mehr als erfüllt: ich hatte mit Horcynus Orca eine schwierige Lektüre, die mich herausgefordert hat, die mir aber auch viel gegeben hat. Abend für Abend saß ich hier und las mir einzelne Textpassagen laut vor, um ein Gefühl für die Sprache und den Rhythmus zu finden. Es ist lange her, dass ich ein Buch so intensiv erforscht und nicht nur gelesen habe. In den kommenden Wochen hoffe ich darauf, Zeit dafür zu finden, um weiterzulesen. Darüber hinaus ist mir mit Horcynus Orca noch einmal klar geworden, was für eine Arbeit in einer Übersetzung stecken kann, wie wenig diese Arbeit gewürdigt wird und wie wichtig es wäre, dass diese Arbeit angemessen entlohnt wird.

Meine dritte Hoffnung hat sich insofern erfüllt, dass ich Moshe Kahn, dem Übersetzer meines Patenkindes, tatsächlich begegnet bin. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass das Schreiben meiner Rezension mir nicht wirklich leicht gefallen ist. Anschließend war ich nicht nur freudig überrascht von euren zahlreichen und hochinteressanten Wortmeldungen, sondern auch davon, dass sich der Übersetzer selbst zu Wort gemeldet hat. Die Motivation hinter seinem Kommentar war es, uns allen die Angst vor seinem Mammutwerk zu nehmen.

Moshe Kahn Kommentar

Ich glaube, dass genau das eine ganz große Chance und Möglichkeit von Literaturblogs sein kann – nirgendwo sonst kann der Austausch zwischen Lesern und Autoren so direkt, schnell und unkompliziert erfolgen. Natürlich können Autoren sich auch auf Rezensionen in Zeitungen hin melden, doch wer schreibt heutzutage schon noch Leserbriefe? Und wie viele davon werden veröffentlicht? Einige der nominierten Autoren und Autorinnen haben im Vorfeld leider nicht von ihren bloggenden Paten gewusst, doch dafür wissen sie jetzt von uns. Beispiele gelungener Patenschaften finden sich auch bei Tobias Nazemi, der auf seinem Blog Buchrevier ein Interview mit Jan Wagner geführt hat oder bei Tilman Winterling, der nachträglich einen schönen und sehr lesenswerten E-Mailaustausch mit Klaus Binder hatte. So sollte es doch sein.

Moshe Kahn

Während der Messe hatte ich schließlich noch das Vergnügen, tatsächlich ein paar Wort mit Moshe Kahn zu wechseln. Einige der nominierten Autoren und Autorinnen kamen am vergangenen Freitag in  die Bloggerlounge, um sich unseren Fragen zu stellen. Ich kann nicht verschweigen, dass ich sehr stolz darauf gewesen bin, dass Moshe Kahn sagte, dass meine Rezension für ihn Sinn und Verstand gehabt hat. Im Anschluss an die Diskussion konnte ich ihm noch kurz mitteilen, dass das  Buch für mich eine spannende, wenn auch immer mal wieder frustrierende Leseerfahrung gewesen ist. Er wiederum wünschte mir noch schöne Lesestunden nach dem Messetrubel. Er war übrigens erstaunt darüber, tatsächlich auf echte Menschen zu treffen – bei der Ankündigung einer Diskussionsrunde mit Bloggern befürchtete er bereits, vor einem Computer sitzen zu müssen. Ich glaube, wir haben in der letzten Woche bewiesen, dass es uns alle leibhaftig gibt.

Für mich war diese Begegnung einer der schönsten Messemomente und da ihr so sehr mit mir mitgefiebert habt, freue ich mich, euch daran teilhaben zu lassen.

Liebe im Miniaturformat

Es ist mittlerweile bekannt, dass ich mich gerne begeistere und mich auch immer wieder Hals über Kopf in Bücher verlieben kann. Meine größte Freude dabei ist, andere mit meiner Begeisterung anzustecken. Nicht immer gelingt das – aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Manchmal gelingt zwar die Ansteckung, das Buch wird anschließend aber dennoch nicht erworben. Ein häufiger Grund dafür ist sicherlich die Tatsache, dass Hardcoverausgaben, die ich häufig bespreche, nicht gerade günstig sind – mittlerweile kosten gebundene Bücher in den meisten Fällen zwischen 20 und 25€ und sind damit nicht unbedingt etwas, das man sich schnell mal nebenbei erlauben kann. Aus diesem Grund habe ich mich in dieser Woche mal durch die Vorschauen gewühlt, um nach ganz bestimmten Büchern Ausschau zu halten. Nach Büchern, die ich vor vielen Monaten gerne gelesen habe und die nun in der schmalen und kostengünstigeren Taschenbuch-Variante erschienen sind oder noch erscheinen werden. Bücherliebe im Miniaturformat, quasi.

Wenn die literarische Ansteckung damals noch gescheitert ist, funktioniert sie vielleicht jetzt – ich würde es allen neun Büchern wünschen, die einen ganz besonderen Platz in meinem literarischen Herzen haben.

Teil 1 Teil 2 Teil 3

Tom Liehr – Leichtmatrosen (am 13. Februar erschienen)

Sarah Moss – Schlaflos (am 16. Februar erschienen)

Dina Nayeri – Ein Teelöffel Land und Meer (am 16. Februar erschienen)

Lena Gorelik – Die Listensammlerin (erscheint am 27. Februar)

Amity Gaige – Schroders Schweigen (erscheint am 1. März)

Maggie Shipstead – Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (erscheint am 1. März)

Svenja Leiber – Das letzte Land (erscheint am 7. März)

Anna Funder – Alles was ich bin (erscheint am 26. März)

Wolfgang Herrndorf – Arbeit und Struktur (erscheint am 27. März)

Viel Spaß beim Stöbern – vielleicht entdeckt ihr ja das eine oder andere Buch, bei dem ihr euch von meiner Begeisterung anstecken lasst. 🙂

Lebensleseprojekt …

Von den eigenen Kindern kann man sich ja manchmal überfordert fühlen, ob das auch für Patenbücher gilt, ist mir nicht bekannt. Letzte Woche Freitag wurden von der Leipziger Buchmesse die Bloggerpaten bekannt gegeben und ich freue mich darüber, eine Patenschaft übernehmen zu dürfen. Hinter dem Begriff Bloggerpaten verbirgt sich eine spannende Aktion: fünfzehn Literaturblogger und -bloggerinnen erhalten die Möglichkeit, eines der nominierten Bücher im Vorfeld der Preisvergabe zu lesen und auf ihrem Blog vorzustellen.

Horcynus Orca

Mit diesem Vorgehen wagt die Leipziger Buchmesse einen ungewöhnlichen und mutigen Schritt; die aktive Zusammenarbeit mit Literaturbloggern ist in meinen Augen mehr als begrüßenswert und ich bin gespannt darauf, inwiefern eine solche Zusammenarbeit auch für die Zukunft tragfähig ist oder gar noch ausbaufähig sein wird. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf die Rezensionen der vierzehn anderen Bloggerpaten und -patinnen.

Um noch einmal auf mein Patenbuch zurückzukommen: die große Freude über meine Patenschaft wurde im ersten Augenblick von einem leichtem Entsetzen abgelöst. Ich übernehme die Patenschaft für Horcynus Orca von Stefano D’Arrigo. Horcynus Orca ist ein Meeresepos, das 40 Jahre lang als unübersetzbar galt und nach vielen Jahren und etlichen Rückschlägen nun doch noch von dem Übersetzer Moshe Kahn ins Deutsche übertragen wurde. Auf 1471 Seiten edelstem Dünndruckpapier wird eine Geschichte erzählt, die gerade einmal vier Tage umfasst. Den Übersetzer dieses ungewöhnlichen Romans begleitet die Geschichte übrigens bereits seit dem Jahr 1975 – also ein wahres Lebensprojekt. Ich hoffe sehr darauf, dass meine Lektüre nicht ganz so lange dauert und dass aus diesem spannenden, aber wahrlich auch herausfordernden Leseprojekt kein Lebensprojekt wird.

Ich werde euch Bericht erstatten und mich einstweilen mit meinem Patenbuch ein wenig zurückziehen!

Frauen, die lesen …

Stefan Bollmann widmet sich in zwei wunderbaren Büchern lesenden Frauen in Malerei und Fotografie und nimmt den Leser dabei mit auf eine großartige Reise quer durch die Jahrhunderte und zu einigen der schönsten Bildern lesender Frauen.

Frauen die lesen

Die kleine Galerie dieses Buches mit Bilder von Leserinnen funktioniert wie ein imaginäres Museum. Vor- und zurückblätternd, kann der Betrachter darin flanieren, Augenblicke erhaschen und Zusammenhänge ersehen. 

Ich liebe es nicht nur, Bücher zu lesen, sondern ich liebe es fast genauso sehr, Bücher über Bücher oder auch Bücher über das Lesen zu lesen. Was kann es denn Schöneres geben? Lesen ist meine größte und meine liebste Leidenschaft und aus diesem Grund ist es für mich auch immer wieder ein ganz großes Vergnügen, nicht nur zu lesen, sondern auch in die Geschichte des Lesens einzutauchen. Bereits vor einem Jahr habe ich Frauen und Bücher von Stefan Bollmann gelesen, das den herrlichen Untertitel Eine Leidenschaft mit Folgen trägt. Wer wirklich an einer weiblichen Kulturgeschichte des Lesens interessiert ist, sollte zu diesem Buch greifen. Allen anderen kann ich zwei weitere Bände von Stefan Bollmann empfehlen: Frauen, die lesen, sind gefährlich und Frauen, die lesen, sind gefährlich und klug.

In beiden Büchern beschäftigt sich Stefan Bollmann mit lesenden Frauen in der Malerei und Fotografie. Die Tatsache, dass (auch) Frauen Bücher lesen, ist heutzutage nicht mehr außergewöhnlich. Doch früher – wenn man zurück geht in das 18. und 19. Jahrhundert –  mussten Frauen sich den Anspruch auf literarische Lektüre erkämpfen. Der Pädagoge Karl G. Bauer befürchtete 1791 sogar noch schlimme gesundheitliche Konsequenzen für lesende Frauen:

Der Mangel aller körperlichen Bewegung beym Lesen, in Verbindung mit der so gewaltsamen Abwechslung von Vorstellung und Empfindungen führe zu Schlaffheit, Verschleimung, Blähungen und Verstopfungen in den Eingeweiden, die bekanntermaßen bey beyden, namentlich bey dem weiblichen Geschlecht, recht eigentlich auf die Geschlechtstheile wirkt.

Frauen die lesen 1

Frauen, die lesen und schreiben konnten, wurden damals als gefährlich eingestuft. Elke Heidenreich erinnert sich in ihrem Vorwort in Frauen, die lesen, sind gefährlich daran, dass im 18. Jahrhundert in die Einbände mancher Romane noch Faden und Nadel gelegt wurden, damit die Frauen nicht vergessen, was ihre eigentliche Aufgabe ist. Auch wenn ich Elke Heidenreich nicht in allem zustimme, was sie schreibt, ist ihr Vorwort dennoch ein herrliches Sammelsurium an wunderbaren Zitaten über Literatur. Im Gedächtnis geblieben ist mir ein Satz von Montesquieu, der sagte: Ich hatte niemals einen Kummer, den eine Stunde Lesens nicht verscheucht hätte.

Trotz aller Befürchtungen, wurde Europa zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert von einer unbändigen Leselust erfasst – man sollte sicherlich nicht von einer Leserevolution sprechen, aber im Laufe dieser beiden Jahrhunderte fanden ganz sicherlich immer mehr Frauen Zugang zu Büchern und wurden dadurch nicht nur klug, sondern auch gefährlich. Dieser Umstand findet sich auch in der Malerei und Fotografie wieder: von Rembrandt, über van Gogh bis zu Vermeer – sie alle malten lesende Frauen. In diesen Kunstwerken, die in beiden Büchern versammelt sind, wird sichtbar, dass Bücher für Frauen nicht nur ein Genussmittel gewesen sind, sondern ihnen einen ganz neuen Zugang zur Welt ermöglicht haben. Wir sehen Frauen in intimen Momenten, voller Konzentration auf den zu lesenden Text. Wir sehen Frauen, die von Worten verzaubert wurden. Wir sehen empfindsame Frauen, selbstbewusste Frauen. Frauen, die von Worten völlig absorbiert sind und dafür die Hausarbeit auch einmal liegen lassen. Was wir aber auch sehen, ist, dass das Lesen eine einsame Tätigkeit ist, die zwischen dem Text und den Frauen stattfindet – ganz selten befinden sich noch weitere Menschen auf den Bildern.

Um es mit einem schönen Bild von Max Frisch zu sagen, das mir in besonderer Weise in unseren Kontext zu passen scheint: Wer Romane liest, probiert Geschichten an wie Kleider.

Bei beiden Büchern liegt der Schwerpunkt auf den Kunstwerken – zwar gibt es einmal ein Vorwort von Stefan Bollmann und einmal ein Nachwort, in dem er ganz kurz die weibliche Geschichte des Lesens streift, doch hauptsächlich geht es um die Bilder. Zu allen abgebildeten Kunstwerken gibt es einen kurzen erläuternden Text. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich – anders als bei dem geschrieben Wort – nur schwer einen Zugang zur Malerei finde. Das war schon immer so; als Kunstkennerin würde ich mich also ganz sicherlich nicht bezeichnen. Die zusätzlichen Erklärungen, die die Kunstwerke etwas genauer unter die Lupe nehmen und dabei auch bezüglich Gattung und Epoche einordnen, waren für mich also unheimlich hilfreich.

Stefan Bollmann legt mit Frauen, die lesen, sind gefährlich und Frauen, die lesen, sind gefährlich und klug zwei Bücher vor, die kleinen Schatzkisten gleichen. Schatzkisten voller wunderbarer Bilder von lesenden Frauen. Beim Lesen habe ich mich ein bisschen gefühlt, wie bei einem Streifzug durch ein Museum – ergänzt werden beide Bücher mit ausführlichen Literaturhinweisen. Für all diejenigen, die gerne weiterlesen wollen. Ob Frauen, die lesen, nun wirklich gefährlich sind, das weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass diese beiden Büchlein zwei ganz besondere Bücher sind – zum Selberlesen, aber auch zum Verschenken.


Bollmann, Stefan: Frauen, die lesen, sind gefährlich. 160 Seiten und 60 Abbildungen, Elisabeth Sandmann Verlag.
Bollmann, Stefan: Frauen, die lesen, sind gefährlich und klug. 160 Seiten und 100 Abbildungen, Elisabeth Sandmann Verlag.

Preis der Leipziger Buchmesse 2015!

Druck

Heute wurden die nominierten Autoren und Autorinnen für den Preis der Leipziger Buchmesse bekannt gegeben, der in diesem Jahr zum insgesamt elften Mal verliehen wird. Unter der Leitung von Hubert Winkels, hat die Jury eine Auswahl treffen müssen – beteiligt haben sich insgesamt 115 Verlage, die 405 Werke eingereicht haben. Insgesamt 15 Autoren und Autorinnen wurden für die folgenden Kategorien nominiert: Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung.

Kategorie Belletristik:

Kategorie Sachbuch/Essayistik:

Kategorie Übersetzung

PicMonkey Collage

Nach all der Aufregung um die Longlist des Deutschen Buchpreis im vergangenen Jahr, scheint die Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse (bewusst) einen anderen Weg einzuschlagen: unter den nominierten Büchern finden sich zahlreiche Überraschungen, besonders in der Kategorie Belletristik. In den vergangenen Jahren hatte ich viele der nominierten Titel bereits auf der Wunschliste stehen, in diesem Jahr sind mir alle fünf Bücher noch gänzlich unbekannt. Besonders schön finde ich, dass mit Regentonnenvariationen auch zum aller ersten Mal ein Gedichtband nominiert ist. Ich glaube, dass Preise wie der der Leipziger Buchmesse dazu anregen können und sollten, andere Gattungen zu entdecken.

Listen sind immer ein fürchterliches Instrument, da sie in den seltensten Fällen allen gerecht werden können – über diese Liste freue ich mich jedoch, da sie meine Neugier und Entdeckungslust weckt und mich auf Titel aufmerksam macht, auf die ich ansonsten wohl nicht aufmerksam geworden wäre. Und wie geht es euch? Habt ihr Favoriten? Kennt ihr vielleicht schon das eine oder andere der nominierten Bücher? Und welche der Bücher wollt ihr gerne lesen?

“Ich bin ziemlich ungebildet, aber ich lese viel.”

DSC_3999

Heute vor fünf Jahren, am 27.01.2010, starb der Schriftsteller Jerome David Salinger. Bekannt geworden ist er als J. D. Salinger und den größten Erfolg feierte er wohl mit seinem Roman Der Fänger im Roggen. Dieser erschien bereits im Jahr 1951 und obwohl dieses Werk den Autor weltberühmt machte, zog sich J. D. Salinger anschließend aus der Öffentlichkeit zurück. In New Hampshire, genauer gesagt in Cornish, lebte Salinger hinter hohen Mauern ein verborgenes Leben. Obwohl er – so sagen es Gerüchte – eine Vielzahl an Romanmaunskripten hinterlassen haben soll, hat er nach dem Fänger im Roggen nie wieder ein größeres Projekt veröffentlicht. Auch Interviews hat er keine mehr gegeben, stattdessen lebte er ein Leben versteckt in den Wäldern. Sein Tod liegt nun bereits fünf Jahre zurück und die Hoffnung darauf, in seinem Nachlass einen größeren Schatz bergen zu können, hat sich bis heute scheinbar nicht bewahrheitet. Dennoch bieten solche Jahrestage immer eine großartige Möglichkeit der Erinnerung und dazu, sich Autoren und Autorinnen wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Was mich richtig umhaut, sind Bücher, bei denen man sich wünscht, wenn man es ganz ausgelesen hat, der Autor, der es geschrieben hat, wäre irrsinnig mit einem befreundet und man könnte ihn jederzeit, wenn man Lust hat, anrufen. Das kommt aber nicht oft vor.

Ich habe Der Fänger im Roggen vor mehr als einem Jahrzehnt entdeckt und mittlerweile so häufig gelesen, dass fast jeder Satz in meiner leicht ramponierten Ausgabe unterstrichen ist. Ich glaube, dass Holden Caulfield ganz viele Generationen geprägt hat und wahrscheinlich auch heute immer noch prägt – obwohl das Buch vor mehr als sechzig Jahren erschienen ist, hat es nichts von seiner Kraft, seiner Aktualität und seiner Faszination verloren. Mich hat nicht nur das Buch, sondern vor allen Dingen auch Holden Caulfield auf einem Teilstück meines Lebens begleitet. So sehr, dass auch ich mir gewünscht habe, den Autor anrufen zu können. Es wäre sicherlich ein interessantes Experiment, dieses Buch nun noch einmal zu lesen. Würde ich es wohl genauso wunderbar finden, wie damals?

Die Verlage nutzen den fünften Todestag von J. D. Salinger dazu, auf ganz unterschiedliche Art und Weise an den Autor zu erinnern: es gibt zwei Biographien, zwei Romane über Salinger (zumindest haben sie seinen Namen im Titel) und einen bisher unveröffentlichten Kurzgeschichtenband.

PicMonkey Collage

J. D. Salinger: Die jungen Leute – – Kenneth Slawenski: Das verborgene Leben des J. D. Salinger – David Shields und Shane Salerno: Salinger. Ein Leben – Joanna Rakoff: Lieber Mr. Salinger – Frédéric Beigbeder: Oona und Salinger

Ich glaube, dass Jahrestage – seien dies Todestage, Jubiläen oder Geburtstage – immer eine tolle Möglichkeit sein können, sich fabelhafte Autoren und Autorinnern wieder zurück in das literarische Gedächtnis zu rufen. Vielleicht werdet ihr im Laufe des Frühjahrs ja das eine oder andere Buch von oder über J.D. Salinger lesen. Und wenn nicht: die meisten von uns werden wohl eine Ausgabe des Fänger im Roggen im Regal stehen haben, der heutige Tage ist eine gute Gelegenheit, das Buch mal wieder hervorzuholen …

%d bloggers like this: