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Alles Abseitige

Über Bücherliebe und Bücherfreiheit

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Von meiner Liebe zu der Zeitschrift flow habe ich euch vor einiger Zeit schon einmal erzählt. An dieser Liebe hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert, nur ist die aktuelle Ausgabe so toll, dass ich die Zeitung noch einmal erwähnen muss. Neben vielen anderen Themen gibt es diesmal nämlich zahlreiche Themen rund um’s Buch: von Petra Hartlieb erfahren wir zum Beispiel, welche fünf Bücher die Bücher ihres Lebens sind. Darüber hinaus gibt es tolle Bücherkärtchen, die man in Bücher legen kann, die man verleihen möchte. Lange Zeit fiel es mir übrigens schwer, Bücher aus der Hand zu geben – ich weiß nicht, ob man das einen Bücherbesitzstolz nennen sollte, aber verliehen habe ich meine Bücher nie gerne. Aber warum eigentlich nicht? Warum soll das, was mich so sehr berührt hat, was mir so wahnsinnig gut gefallen hat, nicht auch andere berühren? Ist Bücherliebe nicht dann am schönsten, wenn man sie teilen kann?

Besonders spannend fand ich jedoch den Artikel von Caroline Buijs, der den Titel Lass die Bücher frei trägt. Können Bücherregale zu voll werden? Gar überquellen? Gibt es manchmal Bücher, die man vielleicht gerne gelesen hat, die man aber nicht unbedingt behalten möchte? Caroline Buijs würde all diese Frage mit einem Ja beantworten und kommt zu dem Schluss: Bücher wollen unter Menschen bleiben und nur ungern im Regal verstauben. 

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Doch wohin kann man Bücher eigentlich bringen, wenn man sie weitergeben möchte? Stellt man sie einfach vor die Tür? Oder auf eine Parkbank? Caroline Buijs stellt in ihrem Artikel einige tolle Ideen vor, was man mit Büchern machen kann, wenn man ihnen die Freiheit schenken möchte. Es gibt Buchhaltestellen oder auch Book Crossing – darüber hat die New York Times übrigens schon vor dreizehn Jahren berichtet (“Wenn man Bücher liebt, lässt man sie frei”). Der Wunsch danach, Bücher mit anderen lesebegeisterten Menschen zu teilen, ist also zweifellos nicht neu, nur die Möglichkeiten dies zu tun, sind möglicherweise vielfältiger geworden.

Besonders schön fand ich die Idee der Little Free Library, die ihren Ursprung in Wisconsin hat. Dabei handelt es sich um selbst gezimmerte Minibibliotheken, die es vor allen Dingen in ländlicheren Regionen gibt und mit denen Nachbarn sich gegenseitig mit Lesefutter versorgen können. Die Idee wird mittlerweile auch außerhalb Amerikas praktiziert und auch in Deutschland gibt es bereits einige Anhänger. In der flow gibt es zahlreiche Starttipps, falls man eine eigene Little Free Library einrichten möchte – was für eine wunderbare Idee!

Wie sieht es denn bei euch aus? Was macht ihr mit Büchern, die ihr nicht mehr lesen wollt? Gibt es in eurer Stadt Buchhaltestellen, Bücherschränke oder gar sogar schon eine Little Free Library? Ich bin gespannt!

Literarisches Haltbarkeitsdatum

Manchmal könnte man schon fast den Eindruck gewinnen, dass es so etwas wie ein literarisches Haltbarkeitsdatum gibt: bereits Anfang Januar werden allerorts die heißersehnten Frühjahrsnovitäten vorgestellt und vereinzelt sogar gelesen. Doch was passiert eigentlich mit all den lesenswerten Büchern aus dem vergangenen Herbst und Frühjahr? Viele von ihnen sind bisher sogar kaum in Besprechungen wahrgenommen worden. Werden sie also – einem abgelaufenen Joghurt gleich – irgendwann zur Seite geräumt und dann entsorgt? Das literarische Haltbarkeitsdatum ist auf jeden Fall deutlich länger als das eines Joghurts und doch habe ich das Gefühl, dass es im Laufe der Jahre immer kürzer geworden ist – eines Tages wird das Frühjahr wahrscheinlich bereits im Dezember beginnen und der Herbst im Mai und alles, was in dieser kurzen Zeit nicht gelesen wird, wird dann immer schneller in Vergessenheit geraten. In letzter Zeit fühle ich mich bei diesem Tempo als Bloggerin nicht selten wie in einem Hamsterrad.

Ich habe deshalb beschlossen: mir geht das alles ein bisschen zu schnell! Natürlich gibt es die eine oder andere Neuerscheinung, die mich reizt und der ich entgegenfiebere – es gibt aber auch so viele tolle und lesenswerte Bücher, die vor drei Monaten, einem halben Jahr oder im letzten Frühjahr erschienen sind. All diese Bücher bleiben doch auch jetzt immer noch lesens- und auch diskussionswert, oder? Ich beantworte diese Frage mit einem emphatischen Ja.

Deshalb möchte ich heute keinen Blick auf das kommende Frühjahrsprogramm werfen, sondern auf 15 Bücher, die bereits im vergangenen Jahr erschienen sind, doch auch im Jahr 2015 immer noch lesenswert sind und bleiben.

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Einige der Bücher habe ich bereits mit Begeisterung gelesen, andere liegen noch auf meinem Stapel der Bücher, die ich unbedingt noch lesen möchte. In den kommenden Wochen werdet ihr hier auf jeden Fall die eine oder andere Besprechung zu meinen 15 Büchertipps finden.

Wie ergeht es euch denn? Lasst ihr euch jetzt schon vom Frühjahr anstecken oder habt ihr auch noch das eine oder andere Herbstbuch auf dem Lesestapel liegen?

Virtuelle Verlagsführung

Als kurz vor Weihnachten die Einladung zum Bloggertag beim Hanser Verlag hier eintrudelte, wusste ich sofort, dass ich dazu nicht würde nein sagen können. Bereits vor etwas mehr als einem halben Jahr war ich in dieser ganz besonderen Villa zu Gast und habe meinen Aufenthalt damals sehr genossen.

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Nicht nur ich habe mich dazu entschieden, die Reise nach München anzutreten, sondern noch zehn weitere Blogger und Bloggerinnen – wobei die Männer (natürlich) eindeutig in der Minderheit gewesen sind. Unser Besuch beim Hanser Verlag erstreckte sich über zwei Tage und wurde mit einem Abendessen in den Verlagsräumen eingeläutet. Wir haben am Donnerstagabend jedoch nicht nur gegessen, geschnackt und getrunken, sondern sind auch noch in den Genuss einer wunderbaren Lesung gekommen. Annika Reich hat aus ihrem neuen Roman Die Nächte auf ihrer Seite gelesen und hat mich dabei nicht nur wahnsinnig neugierig auf das Buch gemacht, sondern uns auch noch ziemlich viel aus dem Leben einer Schriftstellerin erzählt. Einer Schriftstellerin, die übrigens nicht nur schreibt, sondern auch bloggt: auf ihrer eigenen Homepage, aber auch für die FAZ.

Der nächste Tag bot dann ein proppenvolles Programm und die allesamt großartigen Verlagsmitarbeiter (mit Florian Kessler war sogar ein ganz neuer Verlagsmitarbeiter bereits vor Ort) haben uns dabei nicht nur neugierig auf das neue Frühjahrsprogramm gemacht, sondern auch spannende Einblicke in die Arbeitsabläufe in den Abteilungen Cover und Herstellung gegeben. Peter Hassiepen, der bei Hanser für die Covergestaltung zuständig ist, erzählte davon, dass es Cover gibt, bei denen er bis zu achtzehn Entwürfe vorlegen muss, bevor der Verlag zufrieden ist. Bei diesem Prozess geht es jedoch nicht nur um die Meinung des Verlags, sondern auch um die des Autors, der Marketingabteilung, der Buchhändler und der Vertreter. Wenn  ein Cover bei Vertretern durchfällt, dann muss sich Peter Hassiepen schnell etwas anderes überlegen …

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Das große Highlight war für mich jedoch die Führung durch den Verlag – vieles kam mir zwar bereits bekannt vor, aber es war einfach erneut ein wunderbar erhabenes Gefühl, durch die Verlagsräume zu streifen: wahrlich ein Traum aus Büchern, Büchern, Büchern. Wenn dann alle Blogger zeitgleich ihre Kameras aufgrund meterhoher Bücherregale zückten, fühlte ich mich schon fast wie im Museum. Es war auch interessant zu sehen, dass sich – trotz voranschreitender Digitalisierung – auf dem Schreibtisch des Verlegers Jo Lendle immer noch ziemlich hohe Papierberge türmen.  Ich hoffe, mithilfe der Bilder kann ich euch zumindest ein ganz klein bisschen an meinen Eindrücken teilhaben lassen – sozusagen eine virtuelle Verlagsführung.

Als dieser aufregende und spannende Tag langsam zu Ende geht, wird mir noch einmal deutlich, dass sich in den vergangenen Monaten und Jahren nicht nur der Diskurs über Bücher verändert hat, sondern auch die Wahrnehmung unserer Literaturblogs. Wir wurden von unheimlich freundlichen, interessierten und aufgeschlossenen Verlagsmitarbeitern willkommen geheißen – ich habe das als eine wunderbare Wertschätzung empfunden. Hanser führt seit Jahren einen intensiven Austausch mit dem Feuilleton und den klassischen Journalisten, für den Austausch mit Bloggern dagegen gibt es erst wenige Erfahrungswerte – doch es ist deutlich geworden, dass der Verlag offen dafür ist, auch mit Bloggern zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. An einer Stelle wurden Blogs von Jo Lendle als neues Feld bezeichnet, bei dem unklar ist, wo die Entwicklung hingehen wird. Doch das Potential, das er bei Blogs sieht, ist die Tatsache, dass sie ganz andere Möglichkeiten haben, als das Feuilleton und diese Möglichkeiten ausgeschöpft werden sollten. Das glaube ich auch und bin selbst ganz gespannt, welche Entwicklung Literaturblogs in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren noch nehmen werden. Die schönsten Worte zum Abschluss dieses großartigen Tages hat wohl Christina Knecht gefunden, die uns den Satz “Keep on reading” mit auf den Weg gab und den Hinweis darauf, uns unsere Unabhängigkeit zu bewahren und uns auch nicht von einem lieben Hanser Verlag instrumentalisieren zu lassen.

Mitgebracht habe ich jedoch nicht nur ganz viele Fotos, sondern auch ein kleines Trostpflaster für all diejenigen, die nicht dabei gewesen sind: Hart auf Hart, den neuen Roman von T.C. Boyle. Ich verlose ein Exemplar des Buches unter all denjenigen, die diesen Beitrag bis zum 23.1.2015 kommentieren. Viel Glück!

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Ungelesene Urlaubsbücher

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Ein vollgepackter Bücherkoffer für den Urlaub …

Ich hoffe, ihr hattet alle wunderbare Feiertage, viele buchige Geschenk und einen erholsamen Rutsch in das neue Jahr. Ein paar von euch werden sich vielleicht darüber gewundert haben, warum es hier in den vergangenen zwei Wochen etwas ruhiger gewesen ist. Ich habe keine Blogpause gebraucht und ausgebrannt bin ich auch noch lange nicht – nein, dafür bin ich im Urlaub gewesen. Für Bandit und mich ist es der erste gemeinsame Urlaub gewesen, dazu entschieden haben wir uns, weil wir nicht noch ein weiteres Jahr die Silvesterknallerei ertragen wollten. Auf Amrum war es traumhaft ruhig, so dass Bandit Silvester einfach verschlafen hat …

Die größte Herausforderung vor dem Urlaub war für mich das Packen meines Bücherkoffers – ich stand an meinen wunderschönen Regalen, die allesamt mit Büchern überquellen und glaubte, alles mögliche in der kommenden Woche lesen zu können. Jeden Tag ein Buch, wenn nicht sogar gleich mehrere. Selbst Minuten vor unserer Abreise habe ich noch Bücher in den Koffer gesteckt, die ich ganz sicherlich und unbedingt lesen wollte. Ach ja: meinen E-Reader habe ich selbstverständlich auch mitgenommen, aber es besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass so ein technisches Gerät kaputt geht. Wenn  es um Bücher geht, setzt das rationale Denken manchmal gänzlich bei mir aus, so ergeht es aber zum Glück nicht nur mir – in Daniel Schreibers Biographie über Susan Sontag las ich, dass sie – trotz schlechten Gewissens – sogar Bücher stahl, um immer wieder neuen Lesevorrat zu haben.

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Kennt ihr das eigentlich auch? Diese irrationalen Ängste, die einen am Ende dazu bringen, mehr Bücher zu schleppen, als man eigentlich tragen kann – geschweige denn lesen. Gekommen ist dann nämlich alles ganz anders: ich habe ein mickriges Buch gelesen und ein anderes angebrochen, den ganzen Rest meiner Urlaubslektüre habe ich mühevoll und unter lautem Fluchen hin- und hergeschleppt. Stattdessen habe ich die Tage mit ausgiebigen Spaziergängen verbracht, habe die Natur erkundet, Seeluft geschnuppert und mit Bandit getobt – solange, bis ich Abends müde in mein Bett gefallen bin.

An dieser Stelle wollte ich euch eigentlich von all der gelesenen Urlaubslektüre erzählen, von Büchern, die mich höchstwahrscheinlich begeistert hätten und die ich euch ans Herz legen wollte. So war es geplant. Doch dann kam – wie erwähnt – alles ganz anders. Anders, aber auch schön und mitbringen kann ich euch immerhin ein paar wunderbare Fotos.

Unseren Jahreswechsel auf der Insel haben wir beide also sehr genossen, ich hoffe aber dennoch, dass ich auch bald wieder das ein oder andere Buch lesen, lieben und besprechen werde.

Ein Jahr in Büchern

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Ich kann es kaum glauben, weil es so schnell vergangen ist, aber auch das Lesejahr 2014 neigt sich mittlerweile dem Ende zu. Das neue Jahr, voller neuer Bücher und Lesestunden, ist nicht einmal mehr zwei Wochen entfernt. Die dunklen Tage und das ungemütliche Wetter laden dazu ein, sich in die Decken und Kissen zu kuscheln – gemeinsam mit einem guten Buch und einer Tasse Tee. Genau das mache auch ich, so dass noch nicht mit letzter Sicherheit gesagt ist, dass in den letzten Tagen dieses Jahres nicht doch noch ein anderes Lesehighlight um die Ecke kommen wird.

Dennoch habe ich diesen Sonntag dazu genutzt, durch mein Blogarchiv zu klicken, das ich nicht zufällig auch gerne als mein literarisches Gedächtnis bezeichne.  Dabei habe ich festgestellt, dass ich nicht nur mehr als hundert Bücher gelesen habe, sondern dass darunter so viele tolle Geschichten, wunderbare Figuren und verzaubernde Worte waren, dass ich mich kaum entscheiden konnte, welche zu meinen Lieblingsbüchern gehören – deshalb gibt es bei mir auch keine Top 10, sondern gleich eine Top 15.

Ich werde übrigens häufig gefragt, warum es bei mir so viele begeisterte Besprechungen gibt: ich gebe unumwunden zu, dass mich Bücher tatsächlich begeistern, berühren, bewegen und zu Tränen rühren können. Für mich sind Bücher nicht nur Lesestoff und Arbeitsmaterial, sondern können gleichzeitig auch Kleinod und ein literarischer Schatz sein. Ich trage Bücher in meinem Herzen und manche lassen dieses sogar etwas höher schlagen. Natürlich kann einen nicht alles begeistern, das man liest, so erging es mir auch mit einigen Büchern in diesem Jahr. Ich wähle mir meine Lektüre jedoch sehr sorgfältig aus, warum sollte ich auch Bücher lesen, bei denen ich schon vorher weiß, dass sie mir möglicherweise nicht gefallen würden? Ich gestehe: ich lasse mich einfach gerne begeistern! Und diese fünfzehn Bücher haben mich in diesem Jahr besonders begeistert:

Saša Stanišić – Vor dem Fest

Karl Ove Knausgård – Leben

Alexander Hemon – Das Buch meiner Leben

Pia Ziefle – Länger als sonst ist nicht für immer

Karen Köhler – Wir haben Raketen geangelt

Finn-Ole Heinrich – Räuberhände

Nina Sankovitch – Tolstoi und der lila Sessel

Nicole Balschun – Ada liebt

Wolfgang Herrndorf – Bilder deiner großen Liebe

Sun-Mi Hwang – Das Huhn, das vom Fliegen träumte

Katja Petrowskaja – Vielleicht Esther

Donna Tartt – Der Distelfink

Elisabeth Tova Bailey – Das Geräusch einer Schnecke beim Essen

Stephanie Bart – Deutscher Meister

Siri Hustvedt – Leben, Denken, Schauen

All diese Bücher haben mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise berühren und begeistern können und ich trage ihre Geschichten immer noch in mir. Die Titel machen sich nicht nur gut auf einer Liste voller Jahreshighlights, sondern – für all diejenigen, die Geschenke ähnlich spät besorgen wie ich – natürlich auch unter dem Weihnachtsbaum. Wie praktisch, dass es einige der Bücher mittlerweile schon als Taschenbuch gibt – das schadet dem Geldbeutel dann nicht allzu sehr.

Ich schwelge noch in den Erinnerungen und Geschichte dieses Jahres und bin gleichzeitig schon ganz gespannt auf das kommende Lesejahr und auf die Entdeckungen, die ich machen werde. Wie war denn euer Lesejahr 2014? Habt ihr ein Lesehighlight, das euch besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Happy Birthday, Joan Didion!

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Happy Birthday, Joan Didion – die großartige Journalistin und Schriftstellerin wird am heutigen Tag achtzig Jahre alt. Bereits seit den sechziger Jahren veröffentlicht sie in regelmäßigen Abständen Bücher und schreibt für unterschiedliche Zeitungen. Bekannt geworden ist sie nicht nur durch ihre Romanen, sondern vor allem auch durch ihre politischen und kulturkritischen Essays. Als ihr Mann John Gregory Dunne 2003 plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt, während die gemeinsame Tochter Quintana im Koma liegt, verarbeitet sie diesen Verlust in einem vielbeachteten und beeindruckenden Buch: Das Jahr des magischen Denkens. 

Ich schreibe ausschließlich, um herauszufinden, was ich denke, was ich betrachte, was ich sehe und was es bedeutet. Was ich will und was ich fürchte.

Dieses Buch ist meine erste Begegnung gewesen mit der Schriftstellerin Joan Didion und ich habe mich in den folgenden Jahren durch einen Großteil ihrer Bücher gelesen. Viele dieser Bücher sind so unheimlich klug. Ich habe durch Joan Didion ganz viel über den Tod gelernt, über Verlusterfahrungen und  Trauer, über Erinnerungen und darüber, wie wir damit umgehen können, dass uns die Zeit häufig durch die Finger rinnt. Zuletzt las ich von ihr Blaue Stunden, ein Buch, in dem sie den Verlust ihrer Tochter aufarbeitet, die nur zwei Jahr nach dem Tod ihres Manne ebenfalls verstirbt.

Geburtstage sind ja häufig ein toller Anlass dafür, sich Autoren wieder zurück ins Gedächtnis zu rufen. Genau dies tut auch die Ullstein-Verlegerin Siv Bublitz, die auf dem Blog Resonanzboden darüber schreibt, wie sie Joan Didion für sich entdeckt hat. In diesen Ruf würde ich heute gerne einstimmen: nehmt euch zwischen all diesen wahnsinnig spannenden Neuerscheinungen mal einen Moment Zeit, um Joan Didion kennenzulernen. Ich verspreche euch, ihr werdet auf eine großartige, kluge und spannende Autorin treffen.

Von Büchern und Verlagshunden

Am Freitag habe ich mich auf den Weg zur Außenalster gemacht, denn dort  befindet sich der Hoffmann & Campe Verlag – umgeben von viel Grün und vielen Villen. Gefunden habe ich ihn nur dank hilfreicher Wegweisungen, denn die Villa, in der sich der Verlag befindet, liegt etwas versteckt. Der Hoffmann & Campe Verlag ist allein deshalb schon großartig, weil er Skipper hat – ein hündisches Verlagsmaskottchen. Doch es gibt nicht nur Skipper, sondern auch das Zamperl – dazu aber später mehr.

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Karla Paul, die seit Juli dieses Jahres für den Verlag arbeitet und für das digitale Programm verantwortlich ist, hat mich mit auf eine Führung genommen, mitten durch die heiligen Räume des Verlages. Diese Räume waren während meines Besuches überwiegend verlassen, denn ein Großteil der Verlagsmitarbeiter befand sich bei der Verleihung des ersten Siegfried-Lenz-Preis. Den hat übrigens der Schriftsteller Amos Oz erhalten.

Ich habe euch ein paar Impressionen aus dem Verlag mitgebracht, aus all den unterschiedlichen Abteilungen, die ich besucht habe: aus der Grafikabteilung, dem Marketing und der Presseabteilung. Ich war auch dort, wo über das Finanzielle entschieden und da, wo über die Lizenzen verhandelt wird. Auch in das Lektorat konnte ich hineinschauen: dort kommen pro Tag zwischen zehn und fünfzehn Manuskripte an, die alle geprüft werden müssen. Dass ein unbekannter Autor auf diesem Weg entdeckt wird, kommt aber übrigens nur höchst selten vor – die Manuskripte müssen dennoch weiterhin gesichtet werden, ansonsten könnte einem ja ein mutmaßlicher Rohdiamant entgehen. Fast in jedem der Verlagsräume gibt es eine Unmenge an Büchern, Büchern, Büchern. Es würde mir aber nicht schwer fallen, zu entscheiden, in welches Büro ich am liebsten ziehen würde, denn das Büro des Verlegers Daniel Kampa hat mich bereits auf den ersten Blick verzaubert. Der Schreibtisch war überhäuft mit Papier und überall stapelten sich Bücher … das Büro eines Büchermenschens. Ich hatte das Gefühl, dass hier wirklich an und mit Literatur gearbeitet wird.

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Ich konnte schon mal einen Blick auf das Frühjahrsprogramm werfen …

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Im Verlag wird auch immer noch mit Papier gearbeitet.

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Die Manuskripte, die sich im Verlag stapeln

Der heimliche Chef im Hause ist aber das Zamperl, der Hund von Karla Paul, der in sozialen Netzwerken bereits eine kleine Berühmtheit ist und bestimmt schon seinen eigenen Fanclub hat … und wenn nicht, dann würde ich nun einen gründen, denn am liebsten hätte ich ihn mit nach Hause genommen. Was soll ich sagen? Ich liebe Verlage und ich liebe es, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Was ich dabei erneut festgestellt habe, ist, wie viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Herstellungsprozess eines Buches beteiligt sind. Wenn ich ein Buch, als Endprodukt, in den Händen halte, war mir bisher nie wirklich bewusst, durch wie viel fleißige Hände es vorher gegangen ist. Das fängt beim Lektorat an und geht über die Covergestaltung bis zu der Frage, ob ein Lesebändchen verwendet werden soll.

Mara_Chili

Ich hatte im Hoffmann & Campe Verlag einen tollen Tag und habe dabei interessante Einblicke in die Arbeit eines Verlages gewonnen. Ich konnte auch schon mal kurz ins Frühjahrsprogramm linsen und darf euch verraten, dass wir uns auf so einiges freuen dürfen.

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