Im vergangenen Jahr habe ich einen Artikel über all meine Ungelesenen Urlaubsbücher geschrieben. Über all die Bücher, die ich im Koffer auf die Insel schleppte, nur um sie eine Woche später ungelesen wieder zurückzutragen. Zu viel gab es damals gemeinsam mit Bandit zu erleben, zu wenig Zeit blieb dafür, die Urlaubslektüre zu lesen.
In diesem Jahr ist alles anders gewesen. Der Inselurlaub war schon lange gebucht und ich habe damals keinen Gedanken daran verschwendet, diese Reise möglicherweise ohne Bandit antreten zu müssen. Doch dann ist es genauso gekommen: mit ganz viel Büchern und einem riesigen Trauerkloß im Gepäck habe ich den Jahreswechsel auf Amrum verbracht.
Ein Teil der Urlaubsbücher, die mit auf die Insel gekommen sind …
Natürlich habe ich auch in diesem Jahr nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe – ich habe wiedermal maßlos viel eingepackt. Wenn es um meinen Lesevorrat geht, überfällt mich immer wieder eine unbändige Gier und die irrationale Angst, der Lesestoff könnte mir ausgehen. Ihr kennt das wahrscheinlich auch, oder? Ich hoffe wirklich inständig darauf, nicht alleine damit zu sein. Gelesen habe ich dann aber doch so einiges und ich hoffe darauf, euch einige der Bücher in den nächsten Wochen ausführlich vorstellen zu können. Aber nun schon mal zu meiner Lesebeute in aller Kürze:
Träumen ist der fünfte Band von Knausgards biographischem Projekt und ich habe das Gefühl, dass der norwegische Autor noch nie so umstritten gewesen ist, wie im vergangenen Winter. Knausgard schreibt mit großer Gelassenheit über all die Ängste und Selbstzweifel, die ihn sein ganzes Leben lang verfolgt haben. Beim Lesen stelle ich mir gar nicht die Frage, ob das nun große Literatur sei, sondern verschlinge das Buch einfach – es rührt und berührt mich einfach und sollte das nicht die Hauptsache sein?
Von Oliver Sacks habe ich vergangenen Jahr bereits seine sehr anregende und berührende Autobiographie On the move gelesen. In Dankbarkeit sind die letzten Essays versammelt, die der schwerkranke Oliver Sacks vor seinem Tod geschrieben hat. Das Buch ist sehr schmal, doch dem Autor gelingt es auch auf wenigen Seiten Einblicke in seine Gedankenwelt zu geben: Lebensfreude und Dankbarkeit stehen dabei im Vordergrund, genauso wie seine Arbeit, die er ein Leben lang geliebt hat. Ich glaube, ich werde für eine ganze Weile nicht anderes mehr verschenken, als dieses schmale Büchlein.
In Euphoria verwebt Lily King ganz wunderbar Wirklichkeit und Fiktion: sie schreibt über eine Forschungsreise im Jahr 1932 und über das brisante Dreiecksverhältnis von Schuyler Fenwick, Elinor Stone und Andrew Bankston. Mit großer Begeisterung habe ich dieses Buch gelesen, das für mich weit mehr als ein Liebesroman gewesen ist – nebenbei werden auch interessante Einblicke in die Arbeit von Anthropologen gegeben. Inspiration hat Lily King dabei übrigens die Lebensgeschichte von Margaret Mead gegeben.
H wie Habicht – Helen Macdonald
Helen Macdonald erzählt in H wie Habicht gleich mehrere Geschichten in einer: es ist zum einen eine Art Sachbuch über die Aufzucht eines Habichts, zum anderen ist es aber auch eine Geschichte von Verlust und Trauer. Erst als Helen ihren Vater verliert, entscheidet sie sich dazu, den Habicht Mabel abzurichten – die Arbeit mit Mabel hilft ihr dabei, einen Zugang zu ihrer eigenen Trauer zu finden. Für mich ist H wie Habicht ein wunderbar poetisches, großartig erzähltes Buch, aus dem ich ganz viel gelernt habe.
The Art of Asking – Amanda Palmer
Seit ich den TED Talk von Amanda Palmer gesehen habe, wusste ich, dass ich auch dieses Buch von ihr lesen muss. Das Buch ist eine großartige Anleitung für alle Künstler und Freischaffende, die sich mit der Frage beschäftigen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen können. Ich habe gelernt, dass es darum geht, in den richtigen Momenten um Hilfe zu bitten und vertrauen in die eigenen Ideen zu haben.
Das Hotel New Hampshire – John Irving
“Kummer schwimmt immer oben” und “Bleib weg von offenen Fenstern” sind wohl zwei Sätze, die ich nie wieder vergessen werde. John Irving erzählt in diesem Roman eine wunderbar lebenspralle Geschichte, die alles hat, was eine gute Geschichte braucht: es ist ein Roman voll von Bären und schöner Sätze und es ist ganz sicherlich nicht das letzte Buch, das ich von John Irving gelesen habe.
Ich hatte trotz allem also einen ganz wunderbaren Leseurlaub und hoffe darauf, euch bald auch noch etwas ausführlicher von meinen aufgespürten Leseperlen erzählen zu können.